harfenmusik für demenzkranke

Gast

harfenmusik für demenzkranke

Beitrag von Gast »

Hat jemand von euch Erfahrung mit therapeutischem Harfenspiel bei Demenzkranken?
Ich werde auf der Arbeit als Bewegungstherapeutin bald für Demenzkranke Therapie machen und irgendwann nehme ich bestimmt die Harfe mit.
Ich würde mich sehr über eure Erfahrungen oder Erlebnisse freuen.
liebe Grüße Sabine

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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hallo,

es gibt den den USA viele Leute und eine definerte Ausbildung für solche Zwecke. Such doch mal im Internet nach den Stichwörtern "harp therapy", dort gibt es viele interessante Informationen.

Darunter auch so interessante wie: Menschen, die unter Medikamenteneinfluß stehen (Schmerzmittel, Psychopharmaka) haben oft eine erhöhte Sensibiltät und Schmerzempfindlichkeit gegenüber hohen Tönen. Daraus folgen spezielle Anforderungen an die Harfe und die Arrangements: weicher, dunkler und obertonarmer Klang, Arrangements möglichst nicht in den oberen Oktaven.
Aber einfach mal im Internet suchen und informieren.

Wichtig ist die Auswahl der Musik. Während bei Schwerkranken und Sterbenden keine Musikstücke ausgewählt werden sollen, die irgendeine persönliche Erinnerung auslösen können (da sie unkontrollierte und unerwartete Emotionen und damit Stress auslösen können - man stelle sich vor man spielt einem Sterbenden unwissentlich das Stück vor, das im Radio lief als seine Frau tödlich verunglückt ist!) , kann man bei Demenzkranken versuchen Melodien aus ihrer Jugendzeit zu spielen, wenn man einigermassen sicher ist, das damit keine schlechten Erinnerungen verknüpft sind. Dies kann sie möglicherweise etwas aus der Demenz herausziehen.

Ich habe dazu ein konkretes Beispiel: bei einem Vorsingen eines kleinen Kinderchors in einem Altersheim haben wir bewußt Stücke aus den 50er Jahren ausgewählt. (Pack die Badehose ein / LaLeLu ...). Den Alten standen die Tränen in den Augen und viele haben den ganzen Text mitgesungen. Darunter auch eine Frau, von der uns die Pflegerin hinterher erzählte, daß sie fast völlig dement sei und praktisch nicht mehr ansprechbar. Der Text von "Pack die Badehose ein" war aber noch da! Es war ein ergreifendes Erlebnis - besonders für die Kinder.

Gruß,
Andreas.
Andreas (aus Hamburg)
Oliver

Beitrag von Oliver »

Andreas hat geschrieben:es gibt den den USA viele Leute und eine definerte Ausbildung für solche Zwecke.
Wie so oft, ist uns die USA wieder einmal voraus. Selbst wenn ich das Land nicht so sehr mag, ist es uns in vielerlei Hinsicht weit voraus. Die Amerikaner sind einfach mutiger, trauen sich mehr, sie machen einfach. Manchmal geht es vielleicht schief, dann machen sie eben anders weiter.
Bei uns wird weniger ausprobiert, glaube ich, es wird vorher viel zu viel geprüft, abgewägt, analysiert, anstatt einfach mal zu testen, sich auf die Enteckerebene zu begeben.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Harfenmusik und auch Musik allgemein sehr gut für therap. Zwecke geeignet ist. Ist der Zugang über die Musik doch ein ganz anderer als über Sprache oder Berührung. Vom Gefühl würde ich sagen, dass das Cello noch "näher dran" ist als die Harfe. Bei mir gehen diese Töne sofort ganz tief.
Uli

Beitrag von Uli »

Hallo Sabine,

vielleicht ist Uschi Laar eine interessante Gesprächspartnerin für Dich, sie macht wohl auch Kurse zum Thema Musiktherapie.


@ Oliver,

stell doch unser Licht nicht so arg unter den Scheffel, ganz sicher gibt es hier genausoviele Menschen, die neue Wege ausprobieren! :-) und die Ausbildung zum Musiktherapeuten gibt es hier auch schon lange.

Dadurch, das in Amyland mehr Menschen leben ist die Wahrscheinlichkeit größer, das man im Internet auf jemanden trifft, der darüber berichtet, was er macht. Wobei man wohl auch eher über die Erfolge als über die Misserfolge berichtet. Und die Bürokratie ist in den Staaten nicht weniger haarsträubend als hier.

Sorry, aber bei Glorifizierungen bekomm ich Gänsehaut - wenn ich mit den Irak anschaue bin ich sehr froh, das wir nicht soo mutig sind...
Jonny Robels
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Beitrag von Jonny Robels »

Uli hat geschrieben:Hallo Sabine,

vielleicht ist Uschi Laar eine interessante Gesprächspartnerin für Dich, sie macht wohl auch Kurse zum Thema Musiktherapie.


@ Oliver,

stell doch unser Licht nicht so arg unter den Scheffel, ganz sicher gibt es hier genausoviele Menschen, die neue Wege ausprobieren! :-) und die Ausbildung zum Musiktherapeuten gibt es hier auch schon lange.

Dadurch, das in Amyland mehr Menschen leben ist die Wahrscheinlichkeit größer, das man im Internet auf jemanden trifft, der darüber berichtet, was er macht. Wobei man wohl auch eher über die Erfolge als über die Misserfolge berichtet. Und die Bürokratie ist in den Staaten nicht weniger haarsträubend als hier.

Sorry, aber bei Glorifizierungen bekomm ich Gänsehaut - wenn ich mit den Irak anschaue bin ich sehr froh, das wir nicht soo mutig sind...
Wie recht Du hast, Uli. Durch die Kulturelle Mischung gibt es bestimmt viel Anregung, gerade auf Spiritueller Ebene.
Andererseits gibt es Kreationisten, kategorische Abtreibungsgegner,"Christen" die die Welt missionieren wollen auf Teufel komm raus:-), kurz jede Menge Fanatiker. Plus den Leuten, die noch nie über Montana hinausgekommen sind aber genau wissen, wie die Welt zu sein hat.
Und dann haben wir noch unseren lieben Park :-) Aber der wohnt in der Schweiz... Grüße Jonny
Oliver

Beitrag von Oliver »

Offtopic:

Schon interessant, wie die Reaktionen kommen, wenn man mal ein bisschen ausholt :_grin_:

Ich möchte hier keine politische oder sozialkritische Diskussion starten. Doch es fällt mir eben vermehr auf, dass ich immer wieder in Artikeln lese, dass gerade in der Stadt xyz bei uns ein neues Projekt gestartet wurde und ein paar Zeilen weiter unten erwähnt wird, dass dies in USA bereits seit Jahren praktiziert wird... Deshalb habe ich es erwähnt.

In jedem Land gibt es solche und solche, manche haben noch nie über ihren Tellerrand hinausgeschaut, andere schon die halbe Welt bereist. Das ist bei uns nicht anders als in anderen Ländern. Und eines ist auch bei uns so: Wer zu weit über den Tellerrand hinausschaut, bekommt eins mit der Bratpfanne übergebraten. Doch darüber möchte ich mich hier im Forum nicht weiter äußern.


Vielleicht ergibt sich in meiner Verwandschaft ein "Versuchsfeld". Meine Oma steuert langsam aber sicher der Altersdemenz entgegen. Doch fällt es mir da schwer, Melodien aus ihrer Vergangenheit zu finden, denn sie kommt ursprünglich aus Schlesien.
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Martina
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Beitrag von Martina »

Hallo Olli,
Da findest du vielleicht was im Internet, z.B.
hier
Fachübersetzerin für Musikinstrumente und Tontechnik http://www.martina-reime.de
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Der Juergen
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Beitrag von Der Juergen »

sie kommt ursprünglich aus Schlesien.
Hi Oli,
Oberschlesien (Beuthen etc.) oder Niederschlesien (Breslau ...), das ist nämlich kulturell einigermaßen verschieden - meine Eltern kamen auch aus OS, haben dann übrigens mal in Lauterbach gewohnt - Harfentreffen ;-)
Allerdings kann ich dir da auch keine weiterführenden Tipps geben, nur dass OS stark kohlebergbaumäßig geprägt war/ist ("Steigerlied/Glück auf").
Für den oberschlesischen Fall, hier noch ein paar Wörter zum Zurückerinnern:
http://www.kmosler.de/Sprache/Woerterli ... erter.html
Liebe Grüße
Oli
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Jürgen Steiner
Oliver

Beitrag von Oliver »

Alsooo....

Waffendorf (früher Saborwitz), gehört zum Kreis Guhrau, Regierungsbezirk Breslau.... tja und wozu gehört es nun? Naja Erdkunde nicht immer meine Stärke!
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Der Juergen
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Beitrag von Der Juergen »

gehört zum Kreis Guhrau, Regierungsbezirk Breslau
das ist dann Niederschlesien ...
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Jürgen Steiner
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