Hallo, allerseits - ich habe mich hier angemeldet, weil ich ein - zugegeben im Bezug auf dieses Forum - eher marginale "Harfen"Problem habe. Am liebsten hätte ich direkt eine E-Mail an Nancy Thym-Hochrein geschickt, fand aber keine Mail-Adresse, vielleicht ist es aber auch sinnvoll, den Beitrag so allgemein zu adressiere.
Also - zu mir und meiner Frage: Ich kommentiere die handschriftlich überlieferte Hauschronik eines Wissenschaftlers aus dem 19. Jh (Berlin: Richard M. Meyer). In einem Eintrag vom 29.7.1899 heißt es zum Programm einer Geburtstagsfeier:
"und Abends erklärte Frl Lene Bauer als Harfenjule eine von Frl Käthchen Arons gezeichnete, von ihrer Mutter gedichtete ,<Hobelbank>' "
Die Lesung "Hobelbank" ist nicht sicher (übrigens auch im Original in Anführung gesetzt); allerdings fällt mir zu dem Schriftzug nichts anderes als dieses Wort ein. Nun frage ich mich, was das mit der Harfenjule zu tun haben kann, als die sich die Bauer offenbar verkleidet hatte (und sang?).
Ich fand einen Artikel von Victor Laverrenz über Luise Nordmann, gen. "Harfen-Jule" aus seinen "Berliner Originalen" aus demselben Jahr, aus dem auch der obige Eintrag stammt. Mit der Aufforderung, der "Hof-Opernsängerin" finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Zu der Zeit muss sie also im Berliner Straßenbild noch "präsent" gewesen sein; und die Veranstaltung bei Meyers ließe sich dann eine Art Reflex werten.
Was aber nun mit: Hobelbank?
Weil ihr Vater "Brettschneider" war?
Weil ihr Mann "Puppenspieler" war?
Weil ihre Harfe immerzu geflickt werden musste?
Weil ... ...?
Oder gibt es womöglich Liedmaterial / einen Song von ihr, indem eine Hobelbank oder ähnliches eine Rolle gespielt haben kann?
Über Reaktion würd ich mich freuen!
myr
Historische Editionsfrage nach Zshg v Harfenjule / Hobelbank
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Re: Historische Editionsfrage nach Zshg v Harfenjule / Hobel
Ich musste dabei jetzt spontan an Bänkelsänger denken.
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4nkelsang
Vielleicht heißt das Wort ja doch nicht "Hobelbank", sondern etwas graphologisch ähnliches und gemeint ist damit so eine Moritat mit Bildern, die eben als Bänkelsang vorgetragen wird. Welches Wort es dann genau sein könnte, weiß ich aber auch nicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4nkelsang
Vielleicht heißt das Wort ja doch nicht "Hobelbank", sondern etwas graphologisch ähnliches und gemeint ist damit so eine Moritat mit Bildern, die eben als Bänkelsang vorgetragen wird. Welches Wort es dann genau sein könnte, weiß ich aber auch nicht.
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Re: Historische Editionsfrage nach Zshg v Harfenjule / Hobel
Es gibt im Kontext der Basler Fasnacht (und wahrscheinlich auch der alemannischen Fasnacht) den Begriff der "Schnitzelbank" oder auf baseldeutsch / alemannisch "Schnitzelbangg".
Das ist eine formalisierte fasnächtliche "Nicht-Kunst"-Form, bei der ein Ensemble satirische Verse mit etwas musikalischer Begleitung in relativ streng durchformalisierter Weise zum Besten gibt. Form recht streng, Inhalt frei, i.W. Gesellschaftssatire. Die "Schitzelbänggler" ziehen zur Fasnacht durch die Kneipen, in denen Schnitzelbangg-Abende angeboten werden.
Also eine bestimmte Unterhaltungsform, die heute noch mit der Fasnacht gekoppelt wird, aber im Grunde auch vielleicht ähnlich der Büttenrede im rheinischen Karneval. Es kann ja sehr gut sein, dass dies ein Überbleibsel einer verbreiteten "Bänkelsänger"-Tradition ist, bei der Nachrichten, Kommentare und Unterhaltung durch fahrende Musiker bereit gestellt wurden. Das würde ja durchaus auch zur Harfenjule passen.
Gebe zu, es ist Spekulation, aber mir scheint die Idee plausibel, dass "Schnitzelbank" und "Hobelbank" verwandt sein könnten.
Falls dazu tatsächlich dann mal weitere und gesicherte Infos ausgegraben werden - fände es interessant, wenn es hier auch mitgeteilt werden könnte, auch wenn es offtopic ist.
Das ist eine formalisierte fasnächtliche "Nicht-Kunst"-Form, bei der ein Ensemble satirische Verse mit etwas musikalischer Begleitung in relativ streng durchformalisierter Weise zum Besten gibt. Form recht streng, Inhalt frei, i.W. Gesellschaftssatire. Die "Schitzelbänggler" ziehen zur Fasnacht durch die Kneipen, in denen Schnitzelbangg-Abende angeboten werden.
Also eine bestimmte Unterhaltungsform, die heute noch mit der Fasnacht gekoppelt wird, aber im Grunde auch vielleicht ähnlich der Büttenrede im rheinischen Karneval. Es kann ja sehr gut sein, dass dies ein Überbleibsel einer verbreiteten "Bänkelsänger"-Tradition ist, bei der Nachrichten, Kommentare und Unterhaltung durch fahrende Musiker bereit gestellt wurden. Das würde ja durchaus auch zur Harfenjule passen.
Gebe zu, es ist Spekulation, aber mir scheint die Idee plausibel, dass "Schnitzelbank" und "Hobelbank" verwandt sein könnten.
Falls dazu tatsächlich dann mal weitere und gesicherte Infos ausgegraben werden - fände es interessant, wenn es hier auch mitgeteilt werden könnte, auch wenn es offtopic ist.
Auf vielen Wegen ist ein Lehrer hilfreich, der dich begleitet.
Die Grundvoraussetzungen, Geduld und Disziplin, kannst du nur selbst lernen.
(Zen)
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- Nancy Thym
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Re: Historische Editionsfrage nach Zshg v Harfenjule / Hobel
Tut mir leid, dass ich den Beitrag jetzt erst entdeckt habe. Danke Karsten! Louise Nordmann war zwar die bekannteste Berliner Harfenjule aber nicht die Einzigste. Irgendwo habe ich die Namen von anderen Berliner Harfenjulen. Aber ich bin wieder einmal unterwegs und kann erst in ein paar Wochen im Archiv nachsehen. Wegen "Hobelbank" habe ich auch ein paar Ideen.... Ach ja, meine Emailadresse: harfe@gotisches-haus.com
bis bald,
Nancy
bis bald,
Nancy
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Re: Historische Editionsfrage nach Zshg v Harfenjule / Hobel
Kurze Zwischenmaildung: ich bin total begeistert von der Resonanz und dem aufschlussreichen Input - Dank für die Weiterleitung und Dank auch für die Anregungen! Ich verfolge gespannt weiter, was hier noch so eintrudelt, werde erstmal den bisherigen (schlüssigen!) Assoziationen nachspüren und sofern ich welche habe, über weitere Erkenntnis berichten.
MERCI!
myr
MERCI!
myr