Hallo zusammen,
komme jetzt endlich dazu, hier mal zu posten.
Nach diversen Kleinvorträgen vor begrenztem, oft persönlich bekanntem Zuhörerkreis in den letzten Jahren habe ich jetzt ja mein erstes wirklich öffentliches Konzert hinter mir. Und im Vergleich war das recht leicht zu spielen. Sogar ziemlich ohne Lampenfieber.
Was mir immens geholfen hat, war, dass ich mir die Bedeutung des Abends klein geredet habe. Und bewusst steuern konnte, die Erwartungen an mich klein zu halten. Darauf gedrungen, keinen Eintritt zu verlangen (Eintritt frei und Hut rumgehen lassen bringt oft eh mehr). Ich war zeitlich nur für etwa die Hälfte des Abends "zuständig", die andere Hälfte waren Lesungen. So hatte ich Pausen, um mein Adrenalin immer wieder in den Griff zu kriegen. Und ich habe mich nur als "Beiwerk" zu den Lesungen verstanden. Und die Bühne des Mathildenhofs in Mainz-Kostheim ist jetzt auch nicht unbedingt mit der des Opernhauses unter den Linden zu vergleichen. In der Summe hat das alles super funktioniert. Deshalb: Die eigene Bedeutung klein reden hilft immens.
Eine Woche drauf habe ich bei einer Hochzeit gespielt. Ich mit meiner super-gelaufenen Konzerterfahrung eine Woche zuvor bin sehr relaxed in die Hochzeit gegangen. Aber: die Braut hat sich ein Stück während der Ringübergabe gewünscht. Und mitten im Spiel habe ich eine Welle der Bedeutung des Momentes für die Beiden über mich schwappen gefühlt. Und plötzlich war die Nervosität wieder da. Kleinreden hat da plötzlich nicht mehr geklappt, obwohl ich wesentlich weniger Zuhörer hatte. Ich hätte auch nur vor den Beiden allein spielen können, die Nervosität wäre trotzdem gekommen. Deshalb: Bedeutungsvolle Momente meiden.
Und natürlich der oft gehörte Standardrat: Nur Stücke spielen, die man wirklich blind spielen kann. Alles was kippelig werden kann meiden. Und wenn es Stücke sind, die man schon seit Jahren nicht mehr hören mag, weil man die so oft gespielt hat, um so besser. Die sitzen. Ich habe sogar ein Stück aus meinem ersten Harfenjahr gespielt. Simpelst arrangiert. Ohne Halbtonklappenbewegung

. Hatte erst Sorge, dass mein Programm insgesamt zu simpel sein könnte. Aber es hat gefallen. Fürs Publikum sind die Stücke von uns ja in der Regel neu.
So long,
Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.