Grüße aus Stuttgart

[Fainwen]

Guten Abend zusammen!

Ich habe gerade mal mit meiner Oma telefoniert, aber sie kann sich kaum an was erinnern. Außer an das Lied, das mein Ururopa ihnen immer abends auf der Harmonika vorgespielt hat. Das hieß "Hupf mein Mädle" und kann in Schallplattenversion noch auf Youtube angehört werden. Sie wird ihre Fühler aber mal zu ihrem Bruder ausstrecken, der erinnert sich vielleicht noch an mehr.
Als ich ihr erzählt habe, dass es früher Wanderharfner in Böhmen gab, konnte sie das kaum glauben. Sie war also entweder noch zu jung oder ihr Bergdorf war einfach zu abgeschieden, als dass sich da jemand dafür interessiert hätte.
Ich habe mir gerade mal ein bisschen Zeit genommen, habe verschiedene Karten übereinander gelegt und tadaa:


Quelle: Wikiseite zu Böhmen, Urheber anscheinend: Ceska republika - Historicke zeme a soucasne kraje.png: Kirk

Da wo der rote Stern ist (im Norden), ist das Geburtsdorf meiner Oma. Grün ist auf der Karte Böhmen, Blau ist Mähren und Orange ist Schlesien.

Vielleicht sollten wir langsam anfangen, Teile dieses Threads abzuspalten. Ich hatte gesehen, dass irgendwo unter Weltmusik ein Beitrag von 2006 (glaube ich) rumgeistert, genau zu dem Thema. Wäre ja schade, wenn die geballte Information hier verloren geht...

Zum Thema Volksmusik: Ich hätte nie nie nie NIE gedacht, dass das für mich jemals relevant werden würde. Bisher war ich so ein: Meeeh, Volksmusik nein Danke - Mensch. Bedingt vielleicht auch durchs Musikantenstadl, ich weiß auch nicht. Und jetzt eröffnet sich gerade ein ganz neues Feld an Möglichkeiten, Altes zu erhalten. Ich bin wirklich keine Ewiggestrige (schreibt man das so?) und mit meinen 27 Jahren mit meinem Kopf häufig noch woanders. Aber wenn ich mir vorstelle, dass altes Wissen zugrunde geht, weil der letzte, der es wusste, stirbt, da wird mir irgendwie Angst und Bange. Ich habe inzwischen auch schon Rezeptsammlungen an alten Rezepten meiner Oma - um genau den 'Ach das war früher immer so lecker und heute kann das keiner mehr. Hätten wir mal gefragt...'-Moment niemals haben zu müssen.
ysa, wenn das so ein Herzensthema für dich ist, hast du doch sicherlich Quellen für gute Noten oder?

Jürgen, tausend Dank für dein Angbot, ich werde mit Sicherheit darauf zurück kommen! Toll, dass du das bisher bewahrt hast!
Ich hab übrigens die ersten 10 Seiten des Pamphlets geschafft, dann musste ich kopfschüttelnd aufhören. Irgendwie macht dieser Schrieb mein Bild der edlen und eleganten Harfe rabiat zunichte!

[Der Juergen]

Jürgen, tausend Dank für dein Angbot, ich werde mit Sicherheit darauf zurück kommen! Toll, dass du das bisher bewahrt hast!
Ich hab übrigens die ersten 10 Seiten des Pamphlets geschafft, dann musste ich kopfschüttelnd aufhören. Irgendwie macht dieser Schrieb mein Bild der edlen und eleganten Harfe rabiat zunichte!

Sehr gern!

Ich freue mich wirklich über jede und jeden, die/der zum Erhalt von Wissen über geschichtliche Fakten beiträgt.
An der Harfengeschichte – allgemein – habe ich nun mal »einen Narren gefressen« und (ich bin mir sicher, nicht zu übertreiben) ziemlich viel gesammelt.

Was ich verabscheue, ist das Hocken auf Erkenntnissen, die in meinen Augen der Menschheit gehören, in die Köpfe derer, die sich dafür interessieren, und die eben nicht hinter dicken Mauern eingesperrt sein sollten. Aus dem Grund unterstütze ich auch mit meinen Mitteln Studierende oder Schüler beim Schreiben von Arbeiten oder auch andere Interessierte.

Ja, der Text des Bohuslav Gebauer ist wirklich starker Tobak, der Mann schreibt sich geradezu in Rage, habe ich den Eindruck.

Und ein dickes DANKE für die obige Karte!

Bis bald mit lieben Grüßen
Jürgen

[Maira]

Na guck mal an, mein einer Opa kam aus dem orangenen Eckchen.
Das ist mir erst seit 1 1/2 Jahren bekannt.
Vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl, mich mit diesem Teil
der Musikgeschichte zu befassen.
Mal sehen.....

[Fainwen]

Oh, das freut mich ja, wenn die Karte euch hilft!
Ich lese mich gerade mal quer durch alle möglichen Wikiartikel, um das Problem zwischen Tschechien und Böhmen besser zu verstehen. Aber so wirklich was gibts da nicht zu verstehen. Habs halt nicht mehr miterlebt...

Ich geh mich dann jetzt weiter an der Gripsgymnastik üben. Das Lied raubt mir echt den letzten Nerv.. Und dann klingt es nicht mal schön.....

[Maira]

Kann das was mit der Monarchie Österreich/Ungarn zu tun haben?
Böhmen gehörte dazu, Tschechien nicht.
Deine Karte zeigt ja sehr schön 3 Farben, ergo 3 Gebiete die wohl nicht immer
zusammen gehört haben.
Der orangefarbene Zipfel war wohl lange Zeit ein Zankapfel.
Das war mal polnisch, dann deutsch, dann tschechisch usw.
Polen als Land gab es mal 90 Jahre lang gar nicht, das hatten
die Russen, die Österreicher und die Deutschen untereinander
aufgeteilt. Daher wohl der braune Wahn daß Polen zu Deutschland gehöre.
Wobei das ursprüngliche Polen eigentlich wesentlich weiter
ostwärts beheimatet war, das haben die Ukrainer übernommen weil
diese den Russen weichen mussten.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Landmassen neu verteilt, und wer den Krieg verliert
der muss was hergeben.
Aber im Grunde haben alle Beteiligten verloren: Hab und Gut, Heimat oder eben Ansehen.
So ist das.

[ysa]

katharina,das freut mich, dass du so feuer gefangen hast!! noten. also ich hab mir halt ganz normale deutsche volkslieder mit akkord-begleitung besorgt, weil ich ja vor allem singe und mich selbst begleite. ich hab mich sehr mit der musik von zupfgeigenhansel (dem duo) befasst, es gibt ja auch das alte liederbuch "der zupfgeigenhansel", das ist sicher auch ne anschaffung wert.
wer auf dem gebiet viel ahnung hat, ist daniela heiderich. wenn du bei facebook bist, kannst du sie dort leicht finden.
ich überlege mal weiter, was mir so einfällt.

meine oma kam aus dem süden, hab ich glaub ich schon gesagt

ich hab noch einen filmtipp, da gehts allerdings nicht um deutsche, sondern um mongolische volkslieder: "das lied von den zwei pferden"

[Der Juergen]

Ach, da müsste mal wieder Josef hier hineinschauen, er hätte wirklich ’ne Menge Fundiertes dazu beizutragen.

[Fainwen]

Maira: Wahrscheinlich hast du recht. Ich bin kein Historiker und bin auch nur bedingt bereit, mich in manche Themen einzuarbeiten, aber vermutlich ist es gerade dieses große Hin- und Her, das Schuld an der Misere ist. Das macht es natürlich nicht unbedingt einfacher, an Informationen zu kommen, ohne entsprechendes Vitamin B - wobei ich das über meine Oma ja noch hätte. Zumindest bedingt. Ihr Bruder ist da noch mehr in der dörflichen Community. Aber hhhhhhhhhng... Du verstehst schon...

ysa: Danke für den Tipp! Ich hab mal ein bisschen bei meinem Harfenbauer des Vertrauens im Onlineshop gewühlt und hab da das eine oder andere gefunden - auch für Hakenharfe. Über die Geschichte meiner Vorfahren bin ich inzwischen in Tirol angekommen. Und alpenländische Volksmusik ist ja für diese Babykonzertharfe (mir fehlt gerade der Begriff) besser geeignet als für Hakenharfe.
Das mit dem Film... Uff. Ich bin immer so nah am Wasser gebaut bei Filmen.. Wenn ich mal alleine bin und in der richtigen Stimmung (vielleicht zu Weihnachten...), dann führe ich mir den mal zu Gemüte!

[Der Juergen]

Über die Geschichte meiner Vorfahren bin ich inzwischen in Tirol angekommen. Und alpenländische Volksmusik ist ja für diese Babykonzertharfe (mir fehlt gerade der Begriff) besser geeignet als für Hakenharfe.

»Babykonzertharfe« ist süß!

Allgemein wird diese Ausführung der Einfachpedalharfe als Tiroler Volksharfe bezeichnet, manchmal, vor allem in alten Beschreibungen, auch als Bauernharfe.

[Fainwen]

Danke!
Meine CD von Tom Daun liegt in der Packstation. Ich bin dann mal weg! *hüpf*