Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

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dantiel
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Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

Beitrag von dantiel »

Hallo liebe Harfenfreunde,

ich möchte mich und mein Projekt kurz vorstellen: ich bin nur ein einfacher Gitarrist und Autodidakt und habe ansonsten keine Erfahrung mit Harfen oder deren Bau, möchte in der nächsten Zeit jedoch ein paar Harfen bauen und diese spielen lernen. Ich habe diesen Frühling meine erste selbstgebaute Gitarre nach eigenem Entwurf vollendet, das ist ungefähr alles was ich an spezifischer Erfahrung mitbringe.
Die erste Harfe soll eine Kithara der goldenen Zeit werden, jedoch möchte ich ein paar Abwandlungen in der form einbringen. Ich werde in diesem Thread den aktuellen Stand der Planung und des Baus festhalten und freue mich sehr, von euch Anregungen, Kritiken und Verbesserungsvorschläge zu erhalten. Ansonsten bleibt mir nur Versuch und Irrtum ;)

Weiterhin soll die Kithara 11 Saiten statt den üblichen 7 oder 9 erhalten (ist das zuviel?). Die Form ist an ein Tepukei-Segel angelegt, und auch hier ist für mich fraglich ob die Form überhaupt sinnvoll ist, ich stelle mir vor auf diese weise etwas markantere Bässe zu haben. Dann habe ich überlegt ob man diese (relativ langgestreckte) harfe mit einem ähnlichen Fuß wie bei einem Cello ausstatten könnte um es im sitzen zu spielen, oder ist das nun kompletter Unsinn?

Dies ist der anfängliche Plan. Bin gespannt was ihr dazu sagt ;)
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Maira
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Re: Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

Beitrag von Maira »

Schöne Idee. Sieht etwas aus wie eine Leier/ Lyra/ Hiu Kannel.
Kannst Du die Saiten oben von vorne und von hinten spielen?
Weist Du wie das gespielt wird? Mit abgreifen / die Saite verkürzen / höheren Ton erzeugen?
Die klassische Kantele ( Finnland) hat 5 Saiten, die Hiu Kannel 4.
Bei beiden Instrumenten finde ich es erstaunlich was die ( finnischen) Spieler an Tönen erzeugen
trotz der sehr geringen Saitenzahl.
wie möchtest Du die Töne / Saiten festlegen? Chromatisch? oder akkordweise?
Bin gespannt....... :_wink_:
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

Beitrag von Schiffskater »

Cooles Projekt, Viel Erfolg👍😺🍀🎶
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bastian
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Re: Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

Beitrag von bastian »

Hallo Dantiel,

spannendes Projekt auf jeden Fall. Ich schicke mal voraus, ich bin sicherlich kein Spezialist für nicht-Harfen-Instrumente. Aber wie das im Netz so üblich ist, darf ja auch jeder nicht-Fachmann eine Meinung haben :_rolleyes_:

Maira hat ja schon gefragt, inwiefern Du Dich mit der Spieltechnik auseinandergesetzt hast. Ich stelle die Frage noch etwas konkreter:
Ich habe folgendes Video zur Spieltechnik angeschaut:
https://www.youtube.com/watch?v=4UWBo0rsuHU

Der Dozent dämpft mit der linken Hand Saiten, die stumm sein sollen, wenn er mit einem... Ding (?) über die Saiten streicht. Tatsächlich gibt es so eine Spieltechnik auf der Harfe auch. Man dämpft Saiten, deren Tonhöhe nicht zu einem Akkord gehören und schlägt dann die Saiten wie eine Gitarre. Ein Klassischer Akkord hat selten mehr als 4 Töne (klassischer Ẃeise die Stufen 1-3-5-8, 1-3-5-7 o.ä.). Deine linke Hand hat (hoffentlich auch nach dem Instrumentenbau noch) fünf Finger. Aha! 5 Saiten gedämpft, 4 dürfen schwingen, ergo könnte dort die klassische Anzahl von 4+5=9 Saiten her kommen. Dann braucht die rechte Hand nämlich nicht mehr selektieren, welche Saiten geschlagen werden. Auf der Harfe, die ja bekanntlch ein vielsaitiges Instrument ist, löst man das übrigens, indem man selektiv schlägt, also nur den Bereich, in dem die jeweils andere Hand dämpft.

Übrigens gibt es hier noch ein tolles Video, das das Instrument schön erklärt. Spannend, was das alles kann:
https://www.youtube.com/watch?v=6adj7Xoo9Us
Da ist um die Minute 5 herum auch die Technik aus dem obrigen Video kurz angerissen.

Viele Grüße,
Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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Re: Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

Beitrag von Der Juergen »

Schönes Projekt, aber ich denke, dass sich hier im Harfenforum niemand wirklich gut mit dem Bau von Leiern auskennt.

Hier empfehle ich die Facebook-Gruppe The Lyre, dort sind einige echte Fachleute, die Leiern nach historischem Vorbild (oder auch abweichend davon) bauen und welche, die diese Instrumente spielen.

Den Thread wünschte ich mir übrigens korrekterweise in der Rubrik »Rund um andere Instrumente«, denn es handelt sich eben nicht um eine Harfe nach der anerkannten Klassifikation, somit auch nicht um eine »sonstige«.
#HarpistsForFuturewww.harfenzeit.dewww.harfenbaukurs.de • harfenwinter.de • harfensommer.de • harfenmai.de
Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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Maira
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Re: Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

Beitrag von Maira »

Und doch ist das ein schönes Projekt und da die meisten Harfenspieler
auch andere Instrumente kennen ( spielen)
ist es , finde ich, sehr interessant, egal in welcher Rubrik.
Instrumente selber bauen hat was, meine ich ( habe Bausatzharfe und Einhandflöte im Baukurs gebaut).
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Aber ich mach das wirklich.
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Re: Epische Harfe (Kithara Eigenbau)

Beitrag von HarperJazz »

Hallo
Ich habe 2015 eine Kithara mit einem Musiker aus meinem Bekanntenkreis gebaut, (Pressefoto) der damit auf Veranstaltungen zum Thema römische Kultur unterwegs ist. (www.cornicen.de) .
Wir haben als Vorlage eine Statue "Apollo Kitharoides" vom Nationalmuseum Neapel gewählt. Unsere Kithara hat im innern des Korpus moderne Mechaniken um ein präzises Nachstimmen vor Ort ohne Werkzeug zu ermöglichen. Bei der Statue sind die Befestigungen der 7 Saiten am Kasten vorne abgedeckt , wohl, um dem Bildhauer das komplizierte Detail zu sparen.

Es gibt Varianten mit Wirbeln oben oder unten, sowie mit eckigem oder rundem Resonanzkörper. Unsere Darstellung geht auf späte römische Epoche zurück, die längliche ovale Variante ,eher auf griechische Vorbilder, die von römischen Künstlern gern abgebildet wurden. Unser funktioneller Nachbau misst 50 x30 x8 cm und ließ sich mit moderner Holzwerkstatt in 2 Arbeitstagen herstellen. Diese Kithara hat 12 Alliance und Silkgut-Saiten , Schallöcher in Form von Weinblättern an der Rückseite,und klingt wie eine recht kleine Harfe. Durch die hohe Saitenspannung ist sie erstaunlich laut. Die Rahmenbauweise macht sie äußerst stabil.

Der Nachbau einer der leichten alemannischen bzw angelsächsischen Lyra (Oberflacht,Trossingen,Sutton Hoe) , wie ihn z.B. Thurau realisiert hat, gefällt mir vom Klang noch besser, geht aber mehr Richtung Mittelalter als Antike. Da werde ich bei genügend Interesse mal einen Baukurs organisieren.
Praktisch alle modernen Leiern haben dagegen eine größere Zahl Metallsaiten und klingen völlig anders ,ähnlich Konzert-Kantele und moderne Psalter.

Wenn das Projekt Gitarren oder Cello Ausmaße annehmen soll, geht da in Sachen Bass noch viel mehr, wird aber selbst bei vielen Saiten mit geringem Längenunterschied insgesamt recht tiefe Tonlage ergeben , was bei einem Soloinstrument zur Gesangsbegleitung aus meiner Sicht nicht ideal ist.
Es gab aber schon in Mesopotamien und Kleinasien riesige Bauformen, wahrscheinlich zu Kultzwecken (Lyre of Ur).
Ein Konzept mit voluminösem Klangkörper ist ohne viel Erfahrung beim Instrumentenbau und Entwurf auch bezüglich störender Resonanzstellen im Korpus problematisch.
Ich habe es bei meiner Kora au Bois auch erst nach viel Experimenten mit Stimmstützen und Nacharbeiten der Deckel im Innern zufriedenstellend hinbekommen, das alle Töne ausgewogen klingen.
Größere flache Resonanzdecken wie bei akustischen Gitarren , die schwingen aber sich nicht verformen ,erfordern viel Planung bei den Aussteifungen (Bracing),gewölbte, wie beim Cello oder einer Archtop sind nicht gerade einfach herzustellen, es sei denn man nimmt eine Heizpresse und Biegesperrholz wie die Massenhersteller in Asien.
Hab auch schon Bilder gesehen wo jemand einen billigen Bausatzkorpus für Jazzgitarre zur Leier umfunktioniert hat.
Wen solche exotischen und historischen Instrumentenprojekte interessieren, gerne in www.world-jazz-instruments.de reinschauen.
Vielsaitige Grüße
Axel
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