Silkgut - Erfahrungen?

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Karsten
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von Karsten »

Ein Forenmitglied hat mich gebeten auf Merits Frage zu antworten, weil ich das Thema auch schon in den Saitengrundlagen auf der Musiksaitenrechner-Seite behandelt habe.

Standard - Silkgut ist das gleiche Material wie das aktuelle (New-) Nylgut und kommt aus der gleichen Maschine. Hersteller ist Aquila-Corde aus Italien.
Silkgut wird als Co-Branding für die Salvi/L&H - Gruppe (also gebrandet als Bow-Brand) und auch für einige andere Firmen, die Bundsteg-Instrumente (Gitarren, Ukulelen usw.) besaiten, gefertigt. Für welche Firmen Aquila-Corde herstellt kann man auch auf deren Übersichtsseite sehen.
Übrigens werden freundlich-interessierte Anfragen bei Aquila-Corde durchaus auch mal vom Firmeninhaber Mimmo Peruffo selbst beantwortet.

Funfact: Das Basismaterial Silkgut und Nylgut ist identisch. Salvi lässt für seine Harfen aber auch noch spezielles Silkgut mit weissen Pigmenten herstellen, damit die Saiten undurchsichtig aussehen und auch mit einer eingemischten Metallkomponente um das spezifische Gewicht zu erhöhen.

Eigentlich kommen alle aktuellen Saiten-Neu-Entwicklungen aus dem Hause Aquila-Corde, wie auch SugarStrings/Sippario/BioCarbon oder spezielle, "moderne" Saiten für grosse Streichinstrumente (Bass, Cello ...) oder auch die Entwicklung von Short-Bass Saiten für Ukulelen :_cool_:

Silkgut/Nylgut in Bezug auf Harfen benötigt eine relativ feste Saiten-Grundspannung bei den dünneren Stärken (Diskant). Das noch ungespannte Saitenmaterial muss grob gesagt über die 45% Bruchlast hinaus belastet werden damit die Saiten nicht mehr "wabbelig" sondern fest werden. Werden sie auf leichter bespannten keltischen oder böhmischen Harfen eingesetzt, dann entwickeln sie nicht die volle Brillianz. Für zum Beispiel Camacs, Salvis oder Aoyamas funktioniert das aber hervorragend ohne Anpassung. Verhält sich mit Darmsaiten aber ähnlich. Weshalb der Harfenbauer die oberste Oktave üblicherweise mit Tynex/Nylon-Saiten bespannt. Auch SugarStrings klingen hier gut und sind nicht so dünn (einschneidend) wie Karbon.

Sonnige Grüße aus dem Weserbergland, Karsten
Zuletzt geändert von Karsten am Mi 3. Aug 2022, 10:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Maira
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von Maira »

Ich habe Nylgut auf der Fischer 80 und das klappt gut.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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merit
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von merit »

Danke, Karsten! Ich habe es auf meiner Böhmischen Hakenharfe von Pepe Weißgerber. Funktioniert trotz niedriger Spannung bestens, Obertonspektrum super, Klang brilliant, halt "nur" für 3 Jahre (jeder Gitarrist würde sich freuen....) . Liebe Grüße!
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Karsten
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von Karsten »

Pepe hat bei seinen böhmischen Harfen aber auch optimal angepasste Mensurlängen. :_cool_:
Es kommt nicht unbedingt nur auf die "Härte" der gespannten Saite an - die Auslastung der Saite ergibt sich aus dem Produkt der Zugspannung, Durchmesser und Mensurlänge. Alles gut. Alle drei Jahre im Diskant die Saiten austauschen kostet auch nicht viel - zumal Nylgut nur halb so teuer ist wie Darm. Darmsaiten wären nach drei Jahren Dauerbespielen aber auch frisselig aufgesplisst und damit "durch".
Viel Freude mit Deiner Harfe, Karsten
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merit
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von merit »

Karsten hat geschrieben: Mi 3. Aug 2022, 10:22 Pepe hat bei seinen böhmischen Harfen aber auch optimal angepasste Mensurlängen.
Oh, ich bin bisher davon ausgegangen, daß es bei allen Harfen so ist, das die Firmen oder Instrumentenbauer die Saiten sauber berechnen :_grin_:

Liebe Grüße, Merit Zloch
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Maira
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von Maira »

Nein, das ist nur bei uns Harfenbauern optimiert.
Es gibt ( günstige) Harfen, da meint man 2 Instrumente vor der Nase zu haben.
Da passen bestenfalls nur Diskant und Bass nicht zusammen.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Reidun
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von Reidun »

merit hat geschrieben: Mo 1. Aug 2022, 09:38

Ich muß die Saiten allerdings nach spätestens 3 Jahren wechseln, da das Obertonspektrum dann so runtergerockt ist, daß die Saiten quasi nicht mehr sauber stimmbar sind. 'Mit dem Problem bin ich aber wohl allein. Ich habe schon mal einen Umfrage unter Leuten gestartet, die täglich 2 und mehr Stunden auf Nylgut spielen. Es hat keiner geschrieben, daß es bei ihm auch so sei.

Herzliche Grüße, Merit Zloch
danke fuer die ausfuehrliche Antwort!
deswegen fragte ich... sogar bei neuen Saiten hatte ich das gefuehl, dass ich sie einfach nicht sauber gestimmt bekomme, dass es zum einen wesentlich laenger dauert als eine Darmsaite stimmen, und dass ich dann trotzdem nicht zufrieden war mit dem Resultat!
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von BrianBoruXX »

Meine Erfahrung mit Silkgut:

Guter Klang (wie Darmsaiten)
Relativ geringe Spannung (fühlt sich zumindest weicher an)
Gute Haltbarkeit
Haptisch sehr angenehm.

Sehen nicht so gut aus, sind weiß, was künstlich aussieht.

Ich habe eine Harfe an einer Musikschule, da gibt es Schüler die ausdrücklich auf dieser Harfe spielen wollen.

Und nein, Silkgut und Nylgut ist nicht das gleiche.
Sieht man auch wenn die jeweiligen Saiten reißen.
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Maira
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Re: Silkgut - Erfahrungen?

Beitrag von Maira »

Ganz wie Darmsaiten klingen die Nylgut nicht (für mich).
Auch sind sie nicht vollends auszureizen was Klangbilder angeht, Obertöne und Yxlo klappt gut, bei Bas dans les Cordes merkt man schon große Unterschiede.
Auch lässt sich der Ton nicht vollends so gestalten wie mit Darm.
Aber unschlagbar ist die wesentlich längere Haltbarkeit, sie frizzeln nicht auf weil aus einem Stück( Düse).
Persönlich klebe ich gerne an den Darmsaiten und diese reißen auch sehr freudig in meiner Obhut.
Dafür dauernd Ersatz zu schaffen ist mir schlicht zu teuer.
Daher der Kompromiss mit Nylgut.
Damit komme ich gut zurecht und für meine Zwecke kann ich mit den Mankos leben.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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