"Wildgänse" Gedichtvertonung Veröffentlichung?

[leila.ann]

Hi,

Hat von euch schon jemand Gedichte vertont und die Stücke dann veröffentlicht?

Ich habe ein sehr schönes Gedicht vertont, und eine Melodie und Harfenstimme dazu geschrieben.
Nun frage ich mich, wie ich herausfinden kann, ob ich die Rechte zum veröffentlichen bekommen kann?

(Ich habe die Links zum Video hier gelöscht).

Merci im vorraus!

[Der Juergen]

Auf dieselben Fragen wie bei Facebook in der Gruppe »Keltische Harfe« nun auch hier dieselben Antworten

1.)
Nur, falls du es nicht weißt: Nicht ein Werk muss 70 Jahre alt sein, sondern der Urheber muss mindestens 70 Jahre tot sein, damit das Werk gemeinfrei wird. Ich würde mich an den Verlag wenden, in dem das Gedicht erschienen ist, der dürfte die Rechte innehaben, es sei denn, er hat sie veräußert etc. Bei Wikipedia findest du schon ein bisschen.
Theoretisch kann es auch sein, dass dir der Rechteinhaber die Verwendung untersagt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Hacks

2.)
Übrigens kehren die Wildgänse nicht im Frühjahr mit dem schmelzenden Schnee wieder, sondern sie verlassen uns dann in Richtung Norden/Sibirien in die Kälte. Sie kommen in den kalten Wintermonaten zu uns.
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/ ... 11923.html

Sylvia Reiß hatte das beim Schreiben ihres Stückes mit den Wildgänsen auch falsch herum gedacht, erst Rüdiger Oppermann wies sie viel später darauf hin, wie sie mal bei einem Konzert auf dem Harfentreffen sagte.

[bastian]

Klingt nach einem Fall für die VG Wort:
https://www.vgwort.de/

Quasi die GEMA für Texte.

Theoretisch kann es auch sein, dass dir der Rechteinhaber die Verwendung untersagt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Hacks

Das wäre nicht der schlimmste Fall. Der Rechteinhaber kann auch Schadenersatz einfordern. In nicht nachvollziehbarer Höhe.

Die Rechte liegen wohl beim Eulenspiegel Verlag. Das ist kein gemeinnütziger Verein.

Ich würde also am Deiner Stelle sowohl mit dem Eulennspiegel Verlag Kontakt aufnehmen als auch mit der Peter Hacks Gesellschaft e.V. Vorher ist veröffentlichen
sehr riskant.

[leila.ann]

Vielen Dank für die Hinweise!

Wenn alle möglichen Leute Coversongs auf Youtube veröffentlichen (ohne die Rechte zu haben), fällt das nicht auch unter dasselbe recht, und ist auch eine Youtube eine Grauzone? Natürlich werde ich den Song nicht Veröffentlichen (also auf CD) ohne vorher die Rechte zu klären. Aber ich dachte, live-performance auf Youtube ist ok?

Liebe Grüße!

[Nea]

Im englischsprachigen Bereich nutzen sie gerne auch Distrokid.

Weitere Informationen dazu:
https://en.wikipedia.org/wiki/DistroKid

Im o. g. Artikel gibt es folgenden Satz "In May 2016, DistroKid launched a feature called "Teams" that makes it possible for royalties to be automatically sent to collaborators and shareholders." Vielleicht hilft Dir das in Deinem Fall weiter.

Amy Turk ("https://www.amyturkharp.com/") hat das in ihrem Youtube-Kanal einmal erläutert. Du müsstest einmal ihre Videos durchsehen.

Großes Caveat: Ich weiß nicht, ob Amy Turks Lösung mit DistroKid auch in Deutschland möglich ist und in diesem Fall weiterhilft. Es wäre aber ggf. für Dich sinnvoll, hier nachzubohren. Vielleicht gibt es solche Optionen (DistroKid oder andere Anbieter) auch in Deutschland, die die Veröffentlichungen von Covern ermöglichen (unter Einhaltung aller in Deutschland gültigen Gesetzte).

Eine weitere Fragemöglichkeit wäre Samantha Ballard (ebenfalls Harfe, https://www.samanthaballardharp.com/) in Canada, die sehr viel Cover von Musik von Computerspielen macht. Auch sie muss ja, die entsprechenden Rechteinhaber ihrer Coversongs vergüten. Diese Komponisten leben alle noch. Die Werke, die sie spielt, sind daher alle mit Sicherheit nicht gemeinfrei. Sie muss also wissen, wie man eine solche Veröffentlichung von Covern angehen muss. Das ist dann zwar nicht exakt die Situation in Deutschland. Aber Du bist einer Lösung schon einmal einen Schritt näher: Vielleicht sind ähnliche Lösungen, wie sie sie in Canada gefunden hat, hier auch denkbar und sogar schon nutzbar.

Fazit:

1. Bevor Du so etwas veröffentlichst oder das Projekt aufgibst, würde ich die o.g. Fragemöglichkeiten nutzen. Vielleicht findest Du (z. B. über Youtube) noch weitere Harfenisten oder andere Musiker, die Du fragen kannst. Und dann erst würde ich mich entscheiden.

Da wäre noch eine weitere Option:
2. Wenn Du einige Euro übrig hast, könntest Du auch einen Musikanwalt fragen. Die kennen sich da auch aus. Das wäre dann eine sichere Lösung, die aber kostet.

Bis die Rechtslage hier geklärt ist, wäre ich, wie meine Vorredner bereits sagten, sehr vorsichtig mit einer Coververöffentlichung.

[Der Juergen]

Leute, es geht hier nicht um Musik, die gecovert und auf Youtube gespielt wird. Das wäre ein Fall für die GEMA.
Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie auf Youtube vor gar nicht soooo vielen Jahren etliche Musik in Deutschland nicht abgespielt werden konnte?

Damals hatte sich Youtube (Google) geweigert an die GEMA zu zahlen, die wiederum (im Idealfall) was an die Künstler weitergibt.
Nach langem harten Aussitzen vereinbarten die beiden Interessenskontrahenten einen Vertrag, und nun ist das Geschichte (und wir bekommen nervige Werbung vor den Videos).

Hier handelt es sich um ein Gedicht eines verstorbenen Autors, das vertont wurde, keinen gecoverten Song von Britney Spears (oder so).
Ich war selbst mal in einem Amateurtheater Zeuge, wie die Erben/Rechteinhaber von Samuel Beckett es nicht gestatteten, dass Not I von einer Tänzerin unter minimalistischen Bewegungen auf Deutsch rezitiert wurde (zumindest meine ich mich zu erinnern, dass es »Not I« war).

Also bleibt nur die Nachfrage, vielleicht auch etwas Überzeugungsarbeit, bei den Rechteinhabern.

Manchmal (ich finde selbst, dass es viel zu oft ist!) verhindert das Urheberrecht Kultur, ähnlich wie bei »Copy prohibition Kills Music«

[bastian]

Bitte Vorsicht. Hier gilt deutsches Recht, nicht englisches, kanadisches oder taiwanesisches.

YouTube hat einen Rahmenvertrag mit der GEMA. Das heißt, die Aufführungsrechte an Musikstücken werden von YouTube bezahlt.

Nicht abgedeckt ist das Bearbeitungsrecht oder die Rechte anderer Verwertungsgesellschaften wie hier der VG Wort. Man muss halt genau hin gucken, was für Rechte abgedeckt sind und welche nicht.

YouTube ist in Deutschland keine Grauzone, sondern eine Lizenz zum abmahnen: https://www.law-blog.de/2447/abmahnung- ... zur-kasse/

Im englischsprachigen Raum gibt es oft das Recht auf Fair Use, d.h. in kleinen Umfang kann man nicht-kommerziell machen was man will. Das gibt es hier nicht! Auch ist im englischen Sprachraum das Urheberrecht anders gestrickt. Ein eigenes Bearbeitungsschutzrecht so wie hier gibt es nicht überall. Deshalb meine einleitende Warnung.

Deshalb unbedingt die Verlage anschreiben, Zusagen dokumentieren.

Das Geld für einen Anwalt kann man sich sparen. Das gibt man lieber direkt dafür aus, dass der Verlag das Recht eingeräumt, den Text zu verwenden.

Übrigens: keine Scheu vor der Anfrage. Auch wenn man das als Privatmensch nicht gewohnt ist. Das ist der Job eines Verlages, solche Anfragen zu beantworten. Oft ist der Kontakt nett. Leider nicht immer erfolgreich, dann muss man mit dem nein leben. Aber lieber mit dem nein leben als eine Abmahnung und eine Schadenersatzforderung in mittlerer vierstelliger Höhe an Hacken haben.

PS: zu YouTube. Man muss nur mal gucken, wie wenig Harfenvideos von deutschen Musikern heutzutage nur noch hochgeladen werden. Das war vor zehn Jahren noch viel, viel mehr; die Szene war viel lebendiger.

[leila.ann]

Vielen Lieben Dank euch! Ich wende mich also an den Verlag und schaue wie es weitergeht....
Liebe Grüße!

[meinelehrerin]

Vielen Lieben Dank euch! Ich wende mich also an den Verlag und schaue wie es weitergeht....
Liebe Grüße!

Ich bin gespannt auf die Antworten!