König Davids Harfe im alten Testament

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Harflinger
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König Davids Harfe im alten Testament

Beitrag von Harflinger »

Moin.

In der Bibel steht u.a. in den Psalmen "David beim Harfespiel" oder "David beim Saitenspiel" (sinngemäß). Das er keine 48-seitige Konzertharfe hatte, ist mir schon klar. :_wink_: Aber was war damals vor 3000Jahren so üblich? Weiß das einer?
Im Netz habe ich nur mittelalterliche Darstellungen gesehen, die David abbilden, so wie das damals vermutet wurde. Plausibel scheint eine ca. 10saitige kleine Winkelharfe zu sein. Oder eine Laute(?) wie bei Asterix. Aber das klingt alles so nach Vermuten, nicht nach Wissen...
Gibt es da vielleicht etwas wissenschaftlich fundiertes; aus Ausgrabungen z.B.?

Viele Grüße, Dirk
Margit
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Re: König Davids Harfe im alten Testament

Beitrag von Margit »

Moin Dirk,

das waren wohl keine Harfen, sondern Leiern, schau mal hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kinnor
Neben "Kinnor" taucht auch noch "Nevel" auf (ein Wortstamm, der auch "Krug" bedeutet) an Stellen, wo in der dt. Übersetzung "Harfe" steht.

Schöne Grüße!
Harflinger
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Re: König Davids Harfe im alten Testament

Beitrag von Harflinger »

Super! Danke. Wenn man weiß, wonach man suchen muss... :_wink_:
Sehr aufschlußreich!
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Der Juergen
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Re: König Davids Harfe im alten Testament

Beitrag von Der Juergen »

Harflinger hat geschrieben: So 14. Jan 2024, 12:22 Moin.

In der Bibel steht u.a. in den Psalmen "David beim Harfespiel" oder "David beim Saitenspiel" (sinngemäß). Das er keine 48-seitige Konzertharfe hatte, ist mir schon klar. :_wink_: Aber was war damals vor 3000Jahren so üblich? Weiß das einer?
Im Netz habe ich nur mittelalterliche Darstellungen gesehen, die David abbilden, so wie das damals vermutet wurde. Plausibel scheint eine ca. 10saitige kleine Winkelharfe zu sein. Oder eine Laute(?) wie bei Asterix. Aber das klingt alles so nach Vermuten, nicht nach Wissen...
Gibt es da vielleicht etwas wissenschaftlich fundiertes; aus Ausgrabungen z.B.?

Viele Grüße, Dirk
Hallo Dirk,

ja, das ist die – unter anderem in der Harfenszene – schon nahezu unendlich oft gestellte Frage, und auch hier im Harfenforum findest du das über die knapp 19 Jahre Bestehen immer wieder.

Du deutest es schon an, dass es eben nicht „die Bibel“ ist, sondern Übersetzungen in sehr vielen verschiedenen Sprachen aus verschiedenen Weltgegenden und Jahrtausenden sind, die das sehr unterschiedlich deuten. Oft helfen einem die alten Bibelübersetzungen (Septuaginta, Vulgata) auch nicht weiter, weil auch Begriffe wie „kinyra“ oder „cithara“ ambig sind.

Kinnor (כִּנּוֹר) heißt im modernen Hebräisch Violine, bezeichnete zur Zeit, in der man David (sollte es ihn als historische Figur gegeben haben) vermuten kann, also so ganz grob um 1000 v. Chr., aber eine Leier. Für Harfen gibt es aus dieser Zeit dort archäologisch keinerlei Hinweis.

Allein schon die Lutherbibel von 1534 bezeichnet die Kinnorspieler bei Jubal in der Genesis als „geiger“,
in der Story um Saul jedoch „nam Dauid die harffen“.

Falls du dich eingehender und aus musikwissenschaftlicher Perspektive mit den biblischen Musikinstrumenten beschäftigen möchtest, kann ich dir den Artikel in der MGG2 (Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. Auflage) empfehlen:
Biblische Musikinstrumente (MGG2, Band I: Aachen – Bogen, Sp. 1503–1537).

Ferner auch vom selben Autor (Joachim Braun):
Die Musikkultur Altisraels/Palästinas – Studien zu archäologischen, schriftlichen und vergleichenden Quellen

und von Jeremy Montagu:
Musical Instruments of the Bible.

Es gibt auch noch eine Publikation aus der Schweiz:
König David – biblische Schlüsselfigur und europäische Leitgestalt.
19. Kolloquium (2000) der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Ich müsste aber dort noch einmal hineinschauen, um sagen zu können, ob das „Harfenthema“ darin explizit behandelt wird.

Herzliche Grüße
Jürgen
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Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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Re: König Davids Harfe im alten Testament

Beitrag von Harflinger »

Spannend! Ich lese gerne in der Bibel, daher interessiere ich mich auch für das historische Umfeld zu der Zeit für ein besseres Verständnis. Die Leser der damaligen Zeit kannten ihre Gepflogenheiten und Sitten in der sie lebten, daher wird auf spezielle Eigenheiten im Text oft nicht näher eingegangen (Papyrus war selten und teuer). Und das "Übersetzungsproblem" macht die Sache auch nicht einfacher...
Danke für die Erläuterungen!
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