Harfe für Blinde
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Re: Harfe für Blinde
Lillyfee, was meinst Du mit "begreifbar"?
Was genau eine Saite ist/macht?
Was genau eine Saite ist/macht?
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But sometimes that reason is that you're stupid and you make bad decisions.
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Re: Harfe für Blinde
Hallo Jan,Jan hat geschrieben:Hallo,
Ich denke für Blinde sind die wichtigsten Bezugspunkte neben dem Klang der Saiten die Position der Saiten und des Korpus und dafür ist es wichtig, dass die Harfe eine feste Position hat, so dass die Saiten immer an der gleichen Stelle sind. Mit einer kleineren Schoßharfe geht das zwar auch, aber sicher ist es einfacher, wenn die Harfe auf dem Boden stehen kann.
Die Argumentation, dass man nur auf kleinen Harfen spielen kann, weil man Blind ist, finde ich nicht gut.
Ich denke, dass das Harfe spielen lernen für Blinde viel einfacher ist, als sich Sehende das so vorstellen, räumliches Vorstellungsvermögen muss doch viel ausgeprägter sein, als bei Sehenden.
Für das Begreifbar machen der Saiten könntest du das Kind doch einfach an die Harfe setzen und ausprobieren lassen. Das kennenlernen des Instrumentes ist sowiso sehr wichtig. Spannend wird es sicher, wenn es darum geht Handhaltung und ähnliches zu erklären.
Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen und erstmal gute Besserung
Viele Grüße
Jan
wie schön von Dir zu hören. Mit ganz großem Interesse habe ich Deine Zeilen gelesen, über die ich gerade sehr nachdenke. Es ist inzwischen schon ein roter Faden vorhanden, aber auch die Frage, ob man eventuell ganz andere Sachen einsetzen könnte. Hier spielen das räumliche Vorstellungsvermögen von dem Du geschrieben hast und das Merkvermögen eine große Rolle. Das Thema ist jedoch auch für mich noch recht neu und ich habe mir eine gute Vorbereitungszeit gesetzt.
Ich danke Dir sehr herzlich für Deinen Beitrag und freue mich auf ein nächstes Spiel beim Bremer Harfenschnack.
Liebe Grüße
Lillyfee
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Re: Harfe für Blinde
Liebe moi66,moi66 hat geschrieben:Lillyfee, was meinst Du mit "begreifbar"?
Was genau eine Saite ist/macht?
meint:
Welche begreifbaren Zeichen, im Sinne von fühlbar, tastbar, wären am Sinnvollsten um sehbehinderten Menschen Orientierungshilfen an den Saiten bzw. der Harfe zu geben.
LG
Lillyfee
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Re: Harfe für Blinde
... eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Arbeit mit einem blinden Instrumentallehrer war der Hinweis darauf, dass es nicht nur darum geht, "äussere" Merkmale zu ertasten (also vermutlich das, was Du mit "fühlbar, tastbar" meinst), sondern die Abmessungen des instruments mit dem eigenen körper, der Körperwahrnehmung, zu verbinden. Also z.B. an der Harfe: Wie fühlen sich die Abstände an, wie muss ich die Finger spreizen und welche Spannung produziert das, wie "hört" sich das an, wenn ich die Harfe höher oder tiefer auf die Schulter lege. Wie weit ist dann diese Bass-Saite entfernt, welchen Winkel hat dann der Ellenbogen... _ spüren, merken.
Blinde haben da ein um Grössenordnungen feineres Sensorium als Sehende, und es wäre sicher ein sehr spannender Prozess, hier von Kindern über den Prozess der Bewusstmachung und Versprachlichung zu lernen. Da wünsche ich Dir einen guten Weg!
P.S.: In Bremen gibt es eine Aikidoschule, die auch Aikido für Blinde mit einem genialen Lehrer anbietet, vielleicht kannst Du dort Kontakt aufnehmen und Anregungen bekommen? Frag gern per PN oder Email nach dem Kontakt. (Dauert evtl. etwas, bis die Antwort kommt. Ich logge mich nicht immer ein, wenn ich ins Forum gucke.)
Blinde haben da ein um Grössenordnungen feineres Sensorium als Sehende, und es wäre sicher ein sehr spannender Prozess, hier von Kindern über den Prozess der Bewusstmachung und Versprachlichung zu lernen. Da wünsche ich Dir einen guten Weg!
P.S.: In Bremen gibt es eine Aikidoschule, die auch Aikido für Blinde mit einem genialen Lehrer anbietet, vielleicht kannst Du dort Kontakt aufnehmen und Anregungen bekommen? Frag gern per PN oder Email nach dem Kontakt. (Dauert evtl. etwas, bis die Antwort kommt. Ich logge mich nicht immer ein, wenn ich ins Forum gucke.)
Auf vielen Wegen ist ein Lehrer hilfreich, der dich begleitet.
Die Grundvoraussetzungen, Geduld und Disziplin, kannst du nur selbst lernen.
(Zen)
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Re: Harfe für Blinde
Lieber Kailash,
ich freue mich sehr von Dir zu hören, da ich schon immer einen ganz besonderen Wert auf Deinen Rat, deine Kritik und Deine Meinung gelegt habe, die ich sehr schätze.
Heute habe ich mit einer Schule für blinde Kinder telefoniert und vielleicht bekomme ich ja die Möglichkeit dort zeitnah einmal mit meiner Harfe vor und mit den Kindern zu spielen. Werde all Deine Ideen gerne mit dorthin nehmen und probieren sie hier zu Hause und auch dort umzusetzen.
Hab Dank dafür
Herzlichst Lillyfee
ich freue mich sehr von Dir zu hören, da ich schon immer einen ganz besonderen Wert auf Deinen Rat, deine Kritik und Deine Meinung gelegt habe, die ich sehr schätze.
Heute habe ich mit einer Schule für blinde Kinder telefoniert und vielleicht bekomme ich ja die Möglichkeit dort zeitnah einmal mit meiner Harfe vor und mit den Kindern zu spielen. Werde all Deine Ideen gerne mit dorthin nehmen und probieren sie hier zu Hause und auch dort umzusetzen.
Hab Dank dafür

Herzlichst Lillyfee
- moi66
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Re: Harfe für Blinde
Hallo Lillyfee,
ich merke schon, dass ich bei weitem nicht die Kenntnisse habe, die hier in der Diskussion auftauchen, ich finds super interessant, nur mitzulesen.
Spontan fällt mir eine Diskussion darüber ein, wie man die Haken markieren kann, um sie schneller umstellen zu können - Gummibänder, farbiger Nagellack etc wurden genannt.
Evtl. könnte man da ansetzen - also ein Gummiband oder eine sonstwie "fühlbare" Markierung an den Stimmwirblen oder Haken der c- und f-Saiten, um das Blau und Rot fühlbar zu machen.
Ich wünsch Dir viel Erfolg!
Liebe Grüße
Moi
ich merke schon, dass ich bei weitem nicht die Kenntnisse habe, die hier in der Diskussion auftauchen, ich finds super interessant, nur mitzulesen.
Spontan fällt mir eine Diskussion darüber ein, wie man die Haken markieren kann, um sie schneller umstellen zu können - Gummibänder, farbiger Nagellack etc wurden genannt.
Evtl. könnte man da ansetzen - also ein Gummiband oder eine sonstwie "fühlbare" Markierung an den Stimmwirblen oder Haken der c- und f-Saiten, um das Blau und Rot fühlbar zu machen.
Ich wünsch Dir viel Erfolg!
Liebe Grüße
Moi
Everything happens for a reason.
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- li_fee
- schon länger da
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Re: Harfe für Blinde
Spannendes Thema!
Ich würde das Kind erstmal das Instrument von allen Seiten betasten lassen - wie hoch ist die Säule, wie breit der Resonanzkörper, wie fühlt sich der "Schwung" des Halses an, wie unterscheiden sich die verschiedenen Saiten an (dick / dünn, rauh / glatt, lang / kurz). Dann an den Saiten zupfen lassen. Eine Hand auf die Decke legen, und einzelne Saiten zupfen - spürst du den Ton?
Je nach dem, wie gut ich grade in Übung bin, kann ich einfache Stücke auch "blind" spielen, wenn ich den ersten Griff per "Sicht" eingelegt habe. Selbst an Stellen, wo die Hand ganz weg ist von der Harfe und neu eingelegt wird, klappt das erstaunlich gut und ist sicher noch weiter trainierbar. Auf einer fremden Harfe würde das vermutlich nicht klappen (andere Saitenabstände, andere Körperhaltung, auch wenn die Unterschiede vielleicht nur minimal sind).
Bezüglich Orientierung: der Tipp von Moi mit den Markierungen find ich gut (evtl. verschiedene Materialien für F und C). Oder Zählen: z.B. das C ist die soundsovielte Saite von oben.
Während eines Stückes muss es dann aber automatisch weitergehen - man kann ja nicht jedesmal nachfummeln, wo der nächste Griff liegt.
Etwas Offtopic: habe mal Kindergartenkindern die Harfe vorgestellt, sie u.a. zupfen lassen und dann gezeigt, dass man den Ton nicht nur hören, sondern auch spüren (s.oben) und sehen kann - besonders gut natürlich an den Bass-Saiten zu demonstrieren, weil die weiter und länger schwingen. Für eines der Kinder, das ein etwas eingeschränktes Gehör hat, war das ein Aha-Erlebnis, auch die anderen waren beeindruckt.
Ich würde das Kind erstmal das Instrument von allen Seiten betasten lassen - wie hoch ist die Säule, wie breit der Resonanzkörper, wie fühlt sich der "Schwung" des Halses an, wie unterscheiden sich die verschiedenen Saiten an (dick / dünn, rauh / glatt, lang / kurz). Dann an den Saiten zupfen lassen. Eine Hand auf die Decke legen, und einzelne Saiten zupfen - spürst du den Ton?
Je nach dem, wie gut ich grade in Übung bin, kann ich einfache Stücke auch "blind" spielen, wenn ich den ersten Griff per "Sicht" eingelegt habe. Selbst an Stellen, wo die Hand ganz weg ist von der Harfe und neu eingelegt wird, klappt das erstaunlich gut und ist sicher noch weiter trainierbar. Auf einer fremden Harfe würde das vermutlich nicht klappen (andere Saitenabstände, andere Körperhaltung, auch wenn die Unterschiede vielleicht nur minimal sind).
Bezüglich Orientierung: der Tipp von Moi mit den Markierungen find ich gut (evtl. verschiedene Materialien für F und C). Oder Zählen: z.B. das C ist die soundsovielte Saite von oben.
Während eines Stückes muss es dann aber automatisch weitergehen - man kann ja nicht jedesmal nachfummeln, wo der nächste Griff liegt.
Etwas Offtopic: habe mal Kindergartenkindern die Harfe vorgestellt, sie u.a. zupfen lassen und dann gezeigt, dass man den Ton nicht nur hören, sondern auch spüren (s.oben) und sehen kann - besonders gut natürlich an den Bass-Saiten zu demonstrieren, weil die weiter und länger schwingen. Für eines der Kinder, das ein etwas eingeschränktes Gehör hat, war das ein Aha-Erlebnis, auch die anderen waren beeindruckt.
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Re: Harfe für Blinde
Liebe Moi66,moi66 hat geschrieben:Hallo Lillyfee,
ich merke schon, dass ich bei weitem nicht die Kenntnisse habe, die hier in der Diskussion auftauchen, ich finds super interessant, nur mitzulesen.
Spontan fällt mir eine Diskussion darüber ein, wie man die Haken markieren kann, um sie schneller umstellen zu können - Gummibänder, farbiger Nagellack etc wurden genannt.
Evtl. könnte man da ansetzen - also ein Gummiband oder eine sonstwie "fühlbare" Markierung an den Stimmwirblen oder Haken der c- und f-Saiten, um das Blau und Rot fühlbar zu machen.
Ich wünsch Dir viel Erfolg!
Liebe Grüße
Moi
ich freue mich sehr über Deine Nachricht, da ich schon viele Beiträge von Dir gelesen habe, die ich sehr interessant fand.
Vielen Dank für Deinen Hinweis mit den Gummibändern, hatte auch schon an ähnliches gedacht, bin deswegen sehr gespannt wie sich auch "zeichentechnisch" der Musikunterricht in der Blindenschule gestaltet. Als echte Herausforderung sehe ich u.a. momentan das langfristige auf Jahre ausgerichtete Lehrkonzept. Aber warum eigentlich nicht am roten Faden basteln......


LG Grüße
und vielen Dank an Dich
Herzlichst Lillyfee
Zuletzt geändert von lillyfee am Do 16. Okt 2014, 09:51, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Harfe für Blinde
Liebe li_fee,li_fee hat geschrieben:Spannendes Thema!
Ich würde das Kind erstmal das Instrument von allen Seiten betasten lassen - wie hoch ist die Säule, wie breit der Resonanzkörper, wie fühlt sich der "Schwung" des Halses an, wie unterscheiden sich die verschiedenen Saiten an (dick / dünn, rauh / glatt, lang / kurz). Dann an den Saiten zupfen lassen. Eine Hand auf die Decke legen, und einzelne Saiten zupfen - spürst du den Ton?
Je nach dem, wie gut ich grade in Übung bin, kann ich einfache Stücke auch "blind" spielen, wenn ich den ersten Griff per "Sicht" eingelegt habe. Selbst an Stellen, wo die Hand ganz weg ist von der Harfe und neu eingelegt wird, klappt das erstaunlich gut und ist sicher noch weiter trainierbar. Auf einer fremden Harfe würde das vermutlich nicht klappen (andere Saitenabstände, andere Körperhaltung, auch wenn die Unterschiede vielleicht nur minimal sind).
Bezüglich Orientierung: der Tipp von Moi mit den Markierungen find ich gut (evtl. verschiedene Materialien für F und C). Oder Zählen: z.B. das C ist die soundsovielte Saite von oben.
Während eines Stückes muss es dann aber automatisch weitergehen - man kann ja nicht jedesmal nachfummeln, wo der nächste Griff liegt.
Etwas Offtopic: habe mal Kindergartenkindern die Harfe vorgestellt, sie u.a. zupfen lassen und dann gezeigt, dass man den Ton nicht nur hören, sondern auch spüren (s.oben) und sehen kann - besonders gut natürlich an den Bass-Saiten zu demonstrieren, weil die weiter und länger schwingen. Für eines der Kinder, das ein etwas eingeschränktes Gehör hat, war das ein Aha-Erlebnis, auch die anderen waren beeindruckt.

erst einmal, um die Verwirrung zu entwirren, herzliche Grüße von Lillyfee. Schön, dass wir einmal miteinander chatten können. Ich finde u.v.a. deinen Hinweis mit dem" spüren "sehr wichtig und gar nicht offtopic.

Beeindruckend, wie viele andere Harfenisten sich plötzlich genau wie Du oder ich Gedanken darüber machen, wie der Unterricht für Blinde an der Harfe ausschauen könnte. Ich bastele weiter am roten Faden, aber wer weiss, vielleicht hat ja schon jemand den kompletten Plan!?!
Ich danke Dir sehr herzlich für Deine Zeilen
LG Lillyfee
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Re: Harfe für Blinde
http://www.epochtimes.de/Von-ganzem-Her ... 34684.html
Herzliche Grüße an alle, die sich für das Thema Musizieren mit Blinden interessieren.
Lillyfee
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Lillyfee