Hallo.
Das Thema scheint so ziemlich genau die Punkte anzusprechen, die mich auch in dieses Forum geführt haben, daher nutze ich an dieser Stelle einmal den Beitrag anstelle einen eigenen zu erstellen.
Ich bin selber Zupfinstrumentenmacher in der Ausbildung, wenn auch bisher größtenteils im Bereich Gitarre, mandoline, Laute udn Ukulele. Allerdings kommt an unserer Schule der Bereich Harfe für interessierte deultich zu kurz. Aus diesem Grund habe ich beschlossen als nächstes Projekt eine Harfe vom Entwurf bis zur Endfertigung komplett in handarbeit selbst herzustellen, um mir so einen besseren Überblick udn ein wenig Erfahrung in dem Bereich zu verschaffen.
Viele Dinge lassen sich vom Gitarrenbau und dem Instrumentenbauhandwerk generell natürlich übertragen und ableiten - der Korpus ist ja z.b. vergleichsweise einfach. Allerdings ergeben sich für mich doch einige Instrumentenspezifische Fragen - vielleicht hat ja der ein oder andere von euch einen Tipp für mich oder ist bereit ein wenig von seiner Erfahrung mit mir zu teilen.
Ich freue mich über jeden hilfreichen Beitrag! ;)
Mal ein kurzer Überblick über ein paar meiner Fragen:
- bezüglich der Mensurierung des Instrumentes. Beim Entwurf stellt sich grundsätzlich einmal schon folgende Herausforderung: wie gestalte ich dne Saitenverlauf. Ich sehe hier 2 Interessante herausforderungen: Zum einen der Winkel der Saiten respektive zum Körper des spielenden. Das Instrument soll transportabel sein und 2-2,5 Oktaven umfassen (diatonisch). Ein solches Instrument liegt natürlich (z.b. beim spielen im stehen mit Gurt) recht nahe am Körper. Ich gehe mal davon aus, dass man versucht die Saiten - relativ zur snekrechten Körperachse - anzuwinkeln, um sie besser erreichbar zu machen. Gibt es da irgendwelche Erfahrungs-/Durchschnittswerte, die sich bewährt haben? Wäre es nicht sogar sinnvoll den Winkel durchgehend zu verkleinern - daher die Saiten nciht mehr parrallel zu führen?
- und zum zweiten: Die Berechnung der Saitenfrequenz beruht ja auf mehreren parametern, auf die ich Einfluss nehmen kann. Welche legt denn der Harfenbauer zuerst fest? Bei Gitarren unterliegt die Mensurlänge und die Kraft ja recht engen Begrunzungen. Welche Zugkraft leistet denn im allgemeinen eine Harfenmechanik? Und wo liegen denn die Überdehnungswerte von Harfensaiten? Kann ich da evtl. von den entsprechenden Herstellern genauere Informationen bekommen? Ich habe bisher einige Entwürfe gestaltet, bei denen die Saitenmensuren sich optisch ergeben haben...allerdings bezweifle ich, dass das eine sinnvolle Herangehensweise ist....im Optimalfall müsste ich mir ja grobe Richtwerte für Saiten bestimmter Töne ermitteln können, die ein günstiges Verhältniss von Zugkraft/Saitenstärke/Länge haben und danach meinen Entwurf, sprich Winkel Korpus/Schulter und Form der Schulter bearbeiten. Hat da vielleicht schon Jemand Erfahrungen gesammelt? Wie sind sie dabei vorgegangen?
- Bezüglich der Halbtonmechaniken. Ich selber haber eine Camac hier stehen. Bei den dort verwendeten Haken wird die Lage der Saite beim ziehen des Hakens ja leicht versetzt. Wird dieser Versatz und eventuell auftretende Kräfte im Sinne einer Kompensation für die Positionierung der Mechaniken mit einberechnet, oder geht man einfach Stur nach der Mensurlänge der Saite?
Das wäre erstmal ein grober Abriß der Herausforderungen, die mich momentan beschäftigen. Für Tipps und Vorschläge wäre ich sehr dankbar ;)
Grüße
Markus Schönfelder
Harfe "from scratch" bauen
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Re: Harfe "from scratch" bauen
Hallo Markus,
ich bin zwar eher Spieler als Bauer (von einem Klangwerkstatt-Baukurs mal abgesehen) aber immer an baulichen Aspekten interessiert. Eventuell kann ich Dir ein paar Anregungen geben (auch aus Spielersicht).
Zunächst könnte für Dich dieses Buch interessant sein. Ich kenne es selber nicht, aber eventuell steht die ein oder andere Anregung ja drin.
Dann zu Deinen einzelnen Fragen:
Wichtiger finde ich, dass man die Mensur so bemessen muss, das meine rechte Hand zwischen Korpus und Hals noch gut durchpasst und ich keine Verrenkungen machen muss, um mit der rechten Hand an die oberen Saiten zu kommen. Da gibt es auch Harfen, die eher für zierliche Frauenhände gebaut sind.
Ich glaube Du solltest Dir bewusst sein, dass Du die erste Harfe für die Erfahrung baust. Und danach verbrennst. Und wenn Du Glück hast, Deine zweite Harfe ein spielbares Instrument wird.
Viel Erfolg! Und berichte mal! Ich bin neugierig, was daraus wird.
Sebastian
ich bin zwar eher Spieler als Bauer (von einem Klangwerkstatt-Baukurs mal abgesehen) aber immer an baulichen Aspekten interessiert. Eventuell kann ich Dir ein paar Anregungen geben (auch aus Spielersicht).
Zunächst könnte für Dich dieses Buch interessant sein. Ich kenne es selber nicht, aber eventuell steht die ein oder andere Anregung ja drin.
Dann zu Deinen einzelnen Fragen:
Ich habe gerade mal geschaut: Der Winkel der Saiten meiner kleinen Schoßharfe ist nicht wesentlich anders als der meiner Großen. Ich finde den Winkel zum Körper inzwischen fast ein bisschen unwichtig, wobei Bernhard da in einem ganz viel älteren Beitrag mal etwas aus ergonomischen Gesichtspunkten zu geschrieben hat. Wenn ich den Beitrag finde, reiche ich ihn nach. Wenn ich mir meine kleine Harfe anschaue, fallen mir zwei Dinge auf: insgesamt ist der Winkel so, dass wenn ich einen tüchtigen Bierbauch hätte, die Saiten der umgehängten Harfe fast senkrecht, also parallel zur Körperachse währen. Da ich keinen Bierbauch habe, steht die umgehängte Harfe unten etwas vom Körper ab. Und die Saiten stehen etwas nach oben-vorne. Das zweite ist interessanter: die oberen Saiten sind oben etwas dichter zusammen als die unteren. Das betrifft aber nur die obersten 5 oder 6 Saiten. Meinen Wurstfingern ist das aber eher hinderlich.Zum einen der Winkel der Saiten respektive zum Körper des spielenden.
Wichtiger finde ich, dass man die Mensur so bemessen muss, das meine rechte Hand zwischen Korpus und Hals noch gut durchpasst und ich keine Verrenkungen machen muss, um mit der rechten Hand an die oberen Saiten zu kommen. Da gibt es auch Harfen, die eher für zierliche Frauenhände gebaut sind.
Keine Ahnung. Aber für mich als Spieler ist es mir wichtig, dass die Saiten sich über den Umfang der Harfe mehr oder weniger gleich hart anfühlen. Die Bassaiten sind ja länger, dürfen sich für mich aber nicht wesentlich schlabberiger anfühlen. Und klanglich gut zusammenfinden. Die Spannung und die dicke der Saite hat ja Einfluss auf das Obertonspektrum. Was das in cm bedeutet, kann ich Dir nicht sagen, vermutlich hilft da nur probieren. Aber als ersten Anhalt guck mal z.B. hier.Welche legt denn der Harfenbauer zuerst fest?
Ja. Man reguliert die Harfe u.a. dadurch fein, dass man den Stegstift im 1/10tel-mm-Bereich weiter rein oder rausschraubt. Da die Halbtonklappen Langlöcher haben, ist das aber u.U. dadurch kompensierbar. Du solltest allerdings beachten, dass die Decke unter der Saitenspannung dem Hals deutlich entgegenkommt. Die Saiten zerren die Decke ja (anders als bei der Gitarre) mach oben. Alle Klangdecken bekommen dadurch im Laufe des ersten Jahres einen Bauch. Das muss man berücksichtigen.Wird dieser Versatz und eventuell auftretende Kräfte im Sinne einer Kompensation für die Positionierung der Mechaniken mit einberechnet, oder geht man einfach Stur nach der Mensurlänge der Saite?
Ich glaube Du solltest Dir bewusst sein, dass Du die erste Harfe für die Erfahrung baust. Und danach verbrennst. Und wenn Du Glück hast, Deine zweite Harfe ein spielbares Instrument wird.
Viel Erfolg! Und berichte mal! Ich bin neugierig, was daraus wird.
Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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Re: Harfe "from scratch" bauen
Hallo ;)
Also- vielen Dank nochmal für die netten Antworten. Für Tipps udn Tricks und Ideen bin ich natürlich immer dankbar ;)
mit freundlichen Grüßen
Markus
Aah, genau das dachte ich mir - also scheine ich da was die Ergonomie angeht doch auf der richtigen Spur gewesen zu sein. Gut, dass ich das nochmal so bestätigt bekommen habe - und danke für deinen Hinweis. Ich werde das ganze natürlich für meine Hand anpassen, die ja jetzt nicht allzu zierlich ist. ^^Ich habe gerade mal geschaut: Der Winkel der Saiten meiner kleinen Schoßharfe ist nicht wesentlich anders als der meiner Großen. Ich finde den Winkel zum Körper inzwischen fast ein bisschen unwichtig, wobei Bernhard da in einem ganz viel älteren Beitrag mal etwas aus ergonomischen Gesichtspunkten zu geschrieben hat. Wenn ich den Beitrag finde, reiche ich ihn nach. Wenn ich mir meine kleine Harfe anschaue, fallen mir zwei Dinge auf: insgesamt ist der Winkel so, dass wenn ich einen tüchtigen Bierbauch hätte, die Saiten der umgehängten Harfe fast senkrecht, also parallel zur Körperachse währen. Da ich keinen Bierbauch habe, steht die umgehängte Harfe unten etwas vom Körper ab. Und die Saiten stehen etwas nach oben-vorne.
AAAh, vielen Dank! Genau sowas habe ich gesucht. Die dort angegebenen Werte decken sich erstaunlich gut mit denen, die ich inzwischen einmal rehcnerishc als grobe Richtwerte ermittelt hatte - und passen soweit ganz gut in meinen Entwurf. Juhu :) Ich denke mal ich habe da jetzt meine Herangehensweise für die Zukunft gefunden. Oder zmuindestens für dne Anfang - wie sich das ganze dann in der Praxis macht werde ich dann sehen müssen. Aber die Pbereinstimmung mit den Werten von deinem Link lässt mich hoffen, dass ich mich da nicht allzusehr vertue. Ich werd mich auch nächste Woche für ein paar Detailfragen mal mit den hiesigen Saitenmachermeister beraten.Aber als ersten Anhalt guck mal z.B. hier.
Aah, das macht Sinn. Das Phänomen der Deckenverformung ist uns Gitarrenbauern allerdings auch nicht ganz unbekannt. Wir kämpfen gewissermaßen schon beim Bau mit Spannungen in der Decke die durch das Aufschachteln oder z.b. das Einsetzen des Schalllochringes entstehen. Und durch den Saitenzug verformt sich die Decke auch nochmal deutlich über die Jahre hinweg.Ja. Man reguliert die Harfe u.a. dadurch fein, dass man den Stegstift im 1/10tel-mm-Bereich weiter rein oder rausschraubt. Da die Halbtonklappen Langlöcher haben, ist das aber u.U. dadurch kompensierbar. Du solltest allerdings beachten, dass die Decke unter der Saitenspannung dem Hals deutlich entgegenkommt. Die Saiten zerren die Decke ja (anders als bei der Gitarre) mach oben. Alle Klangdecken bekommen dadurch im Laufe des ersten Jahres einen Bauch. Das muss man berücksichtigen.
Hahaha, natürlich. Man lernt als Instrumentenbauer sowieso nie aus - ich hoffe allerdings, dass es zum verbrennen vorerst nicht kommt ^^ Glücklicherweise lässt sich an Erfahrung und Werkzeug recht viel vom Bau anderer Zupfinstrumente übertragen. Wie viel genau wird sich dann beim Bau zeigen ;) Der Entwurf ist jetzt zumindestens - auch dank der netten Hilfe hier aus dem Forum - in groben Zügen fertig. Wenn alles gut geht, schaffe ich es im Laufe der nächsten Woche den 1:1 Bauplan anzufertigen und die benötigten Schablonen herzustellen.Ich glaube Du solltest Dir bewusst sein, dass Du die erste Harfe für die Erfahrung baust. Und danach verbrennst. Und wenn Du Glück hast, Deine zweite Harfe ein spielbares Instrument wird.
Vielen Dank! Wenn alles nach Plan verläuft gibt es sicher schon bald mal ein paar Bilder mit den ersten sichtbaren Fortschritten - je nachdme wie lange ich brauche um halbwegs bezahlbares und brauchbares Holz zu finden. Ich werde erstmal meine üblichen Kanäle anschreiben, weiß aber nicht, ob die mir so große Stücke besorgen können.Viel Erfolg! Und berichte mal! Ich bin neugierig, was daraus wird.
Also- vielen Dank nochmal für die netten Antworten. Für Tipps udn Tricks und Ideen bin ich natürlich immer dankbar ;)
mit freundlichen Grüßen
Markus