Schöpfungslegenden und singende Knochen
- bastian
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Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo Jürgen,
ich finde diesen Prozess ganz wunderbar. So entstehen eben Geschichten und Legenden. Ohne diesen Prozess gäbe es die gar nicht. Und genau das macht für mich den Reiz dieser Geschichten aus, eben dass sie ständig verändert werden durch die Überlieferung. Das ist genau das, wie sie entstehen. Wenn man auf der Suche nach historischer Korrektheit ist, dann findet man vielleicht eine Geschichte, dass der reiche Bauer Hermann den armen Bauern Fritz vor dem Wirtshaus verprügeln wollte, aber selber mehr Schläge eingesteckt hat. Wenn die Geschichte oft genug verändert wurde, schlägt eben Fritz einen Riesen in die Flucht. Diese Geschichte ist spannend, wird gerne und oft erzählt und gehört. Aber dass sich zwei Bauern 334 vor einem Wirtshaus geprügelt haben, wen würde diese Geschichte heute noch interessieren.
Nichts anderes machen wir doch in der traditionellen Musik. Ich weiß nicht wie viele Versionen des Brian-Boru-Marsches existieren. Jeder spielt es ein bisschen anders, inspiriert den nächsten, das Stück auch für sich zu arrangieren etc. Das ist das, was traditionelle handgemachte Musik von der CD unterscheidet: die spielt nämlich mit historischer Korrektheit immer das selbe. Und der Brian-Boru ist ja nur in der Harfenwelt wirklich bekannt. Wenn der jetzt umgeschrieben wird für Geige und Gitarre, das wieder einen Flötisten inspiriert und irgendwann das Stück zurück zu einem Harfner findet, dann lebt Musik. Dann entsteht Vielfalt.
Und nichts anderes ist das mit den Geschichten.
Grüße,
Sebastian
ich finde diesen Prozess ganz wunderbar. So entstehen eben Geschichten und Legenden. Ohne diesen Prozess gäbe es die gar nicht. Und genau das macht für mich den Reiz dieser Geschichten aus, eben dass sie ständig verändert werden durch die Überlieferung. Das ist genau das, wie sie entstehen. Wenn man auf der Suche nach historischer Korrektheit ist, dann findet man vielleicht eine Geschichte, dass der reiche Bauer Hermann den armen Bauern Fritz vor dem Wirtshaus verprügeln wollte, aber selber mehr Schläge eingesteckt hat. Wenn die Geschichte oft genug verändert wurde, schlägt eben Fritz einen Riesen in die Flucht. Diese Geschichte ist spannend, wird gerne und oft erzählt und gehört. Aber dass sich zwei Bauern 334 vor einem Wirtshaus geprügelt haben, wen würde diese Geschichte heute noch interessieren.
Nichts anderes machen wir doch in der traditionellen Musik. Ich weiß nicht wie viele Versionen des Brian-Boru-Marsches existieren. Jeder spielt es ein bisschen anders, inspiriert den nächsten, das Stück auch für sich zu arrangieren etc. Das ist das, was traditionelle handgemachte Musik von der CD unterscheidet: die spielt nämlich mit historischer Korrektheit immer das selbe. Und der Brian-Boru ist ja nur in der Harfenwelt wirklich bekannt. Wenn der jetzt umgeschrieben wird für Geige und Gitarre, das wieder einen Flötisten inspiriert und irgendwann das Stück zurück zu einem Harfner findet, dann lebt Musik. Dann entsteht Vielfalt.
Und nichts anderes ist das mit den Geschichten.
Grüße,
Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo zusammen,
ich hoffe, ihr hattet entspannte Weihnachtstage.
Bastian, du hast schon vieles von dem geschrieben, was ich auch schreiben wollte. Märchen erzählen ist eine lebendige Tradition und so lange man den Sinn nicht ändert kann man durchaus Worte oder Sätze verändern, wenn sie einem nicht liegen. Aber ob sich alle daran immer halten ist auch fraglich. Nehmt allein die KHM (Kinder und Hausmärchen) Ausgabe erster und letzter Hand der Grimms. Die Herren haben geändert, was das Zeug hält. Aber das ist ein anderes Thema.
Zurück zu Amaterasu, ich habe sie jetzt mal gegoogelt und bin über Wikipedia auf verschiedene Seiten gekommen, die ihren Mythos etwas ausführlicher, aber immer auch ein kleines bisschen anders, erzählen. Sehr spannend und nicht wirklich launenhaft! Allerdings muß man sich an die Namen in den japanischen Schöpfungsmythen gewöhnen.
Was ich aber in keiner Erzählung bisher gefunden habe ist eine Harfe, egal ob aus sechs Bögen konstruiert oder vom Himmel gefallen oder wie auch immer. Die Frage, die ich mir jetzt stelle ist also: wie kommt die Harfe überhaupt in den Mythos??? Liegt da irgendwann ein Übersetzungsfehler vor?
Oder hat jemand die Harfe irgendwann bewußt eingebaut?
Grüße aus dem gerade mal trockenen Wuppertal
Eike
ich hoffe, ihr hattet entspannte Weihnachtstage.

Bastian, du hast schon vieles von dem geschrieben, was ich auch schreiben wollte. Märchen erzählen ist eine lebendige Tradition und so lange man den Sinn nicht ändert kann man durchaus Worte oder Sätze verändern, wenn sie einem nicht liegen. Aber ob sich alle daran immer halten ist auch fraglich. Nehmt allein die KHM (Kinder und Hausmärchen) Ausgabe erster und letzter Hand der Grimms. Die Herren haben geändert, was das Zeug hält. Aber das ist ein anderes Thema.
Zurück zu Amaterasu, ich habe sie jetzt mal gegoogelt und bin über Wikipedia auf verschiedene Seiten gekommen, die ihren Mythos etwas ausführlicher, aber immer auch ein kleines bisschen anders, erzählen. Sehr spannend und nicht wirklich launenhaft! Allerdings muß man sich an die Namen in den japanischen Schöpfungsmythen gewöhnen.
Was ich aber in keiner Erzählung bisher gefunden habe ist eine Harfe, egal ob aus sechs Bögen konstruiert oder vom Himmel gefallen oder wie auch immer. Die Frage, die ich mir jetzt stelle ist also: wie kommt die Harfe überhaupt in den Mythos??? Liegt da irgendwann ein Übersetzungsfehler vor?
Oder hat jemand die Harfe irgendwann bewußt eingebaut?
Grüße aus dem gerade mal trockenen Wuppertal
Eike
- Der Juergen
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Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo Eike, hallo Sebastian,
beide sprecht ihr mir aus der Seele, wenn es darum geht, Phantasie bei der Erschaffung von Geschichten walten zu lassen. Ohne die Phantasie gäbe es die "Nebel von Avalon" nicht und alle Zwischenergebnisse in der Entwicklung der Artus-Story.
Auch wenn ich bekennender Wenigleser von Belletristik bin, weiß ich um den Wert solcher Werke für uns alle.
Ich möchte auf keinen Fall diese Phantasien klein reden oder schlecht machen. Erfundene bretonische Geschichten, wie sie traditionell beim Tagwerk erdacht und am Abend vor den Kindern oder der Familie vorgetragen wurden, durfte ich mal erleben. Genial!
Aber: Ich bekomme immer dann die Krise, wenn nicht Fiktion draufsteht, wo Fiktion drin ist.
Oder zweitens, wenn behauptet wird, dass es eine uralte Sage/Legende sei, es in Wirklichkeit aber erst 30 Jahre alt ist, oder wegen mir 100.
Oder eben ein Instrument (leider muss oft die Harfe dran glauben) hineingefälscht wird, das in der Urfassung eben gar nicht drin oder ein völlig anderes war.
Gerade vorgestern ist mir dazu wieder die recht präzise Frage eingefallen, die mir Josef im März beim Hexachordum-Kurs in Lauterbach gestellt hatte:
"Weißt du eigentlich, wer diese Story mit den 1000 Harfen/Harfnern, mit denen Brian Boru die Wikinger in die Flucht geschlagen haben soll, in die Welt gesetzt hat?"
War das Christoph selbst (in HM1) oder Rüdiger oder …
Jedenfalls ist die Story Josef, der sich bekanntermaßen sehr für Geschichte und Sprachen interessiert, immer nur in Deutschland untergekommen.
WekekOrden (nicht mehr hier im Forum) hatte die 2005 erwähnt, dann steht das auch schon mal in einer Zeitung, wenn eine Harfenistin ihren Abend aufpeppt.
Nie jedoch fand Josef diese Story im angelsächsischen Raum oder woanders.
Abgesehen davon ist das auch geschichtlich-chronologischer Blödsinn, wie Josef mir in einer Mail mal dargelegt hat.
Plötzlich gibt es so etwas, so wie vielleicht die Harfe in der Göttinnen-Story (hier muss man natürlich vorsichtig sein, nur weil es nicht im Internet auf Deutsch oder Englisch zu finden ist, heißt ja nicht, dass es nicht vor 470 Jahren in Japan jemand aufgeschrieben hatte und es dort in kleinem Fachkreis auch bekannt ist).
WIe gesagt, ob die Harfe überhaupt ein altes japanisches Instrument ist, ist nicht sicher, soweit ich aus dem mir bisher zur Verfügung stehenden Quellen entnehmen kann.
Lange Rede … ich hätte gerne eine Trennung zwischen Fiktion und Geschichte, soweit dies zum jeweiligen Zeitpunkt möglich ist und hier gerne auch eine sehr befruchtende Diskussion beider "Welten" miteinander, wenn sie angebracht ist.
Nur eben keine vorsätzliche oder grob fahrlässige Vermengung mit der Konsequenz, dass die Phantasie zur Verdummung (letztendlich durch Geschichtsklitterung) führt.
So, und jetzt weiter am Harfensommer …
Liebe Grüße
Jürgen
beide sprecht ihr mir aus der Seele, wenn es darum geht, Phantasie bei der Erschaffung von Geschichten walten zu lassen. Ohne die Phantasie gäbe es die "Nebel von Avalon" nicht und alle Zwischenergebnisse in der Entwicklung der Artus-Story.
Auch wenn ich bekennender Wenigleser von Belletristik bin, weiß ich um den Wert solcher Werke für uns alle.
Ich möchte auf keinen Fall diese Phantasien klein reden oder schlecht machen. Erfundene bretonische Geschichten, wie sie traditionell beim Tagwerk erdacht und am Abend vor den Kindern oder der Familie vorgetragen wurden, durfte ich mal erleben. Genial!
Aber: Ich bekomme immer dann die Krise, wenn nicht Fiktion draufsteht, wo Fiktion drin ist.
Oder zweitens, wenn behauptet wird, dass es eine uralte Sage/Legende sei, es in Wirklichkeit aber erst 30 Jahre alt ist, oder wegen mir 100.
Oder eben ein Instrument (leider muss oft die Harfe dran glauben) hineingefälscht wird, das in der Urfassung eben gar nicht drin oder ein völlig anderes war.
Gerade vorgestern ist mir dazu wieder die recht präzise Frage eingefallen, die mir Josef im März beim Hexachordum-Kurs in Lauterbach gestellt hatte:
"Weißt du eigentlich, wer diese Story mit den 1000 Harfen/Harfnern, mit denen Brian Boru die Wikinger in die Flucht geschlagen haben soll, in die Welt gesetzt hat?"
War das Christoph selbst (in HM1) oder Rüdiger oder …
Jedenfalls ist die Story Josef, der sich bekanntermaßen sehr für Geschichte und Sprachen interessiert, immer nur in Deutschland untergekommen.
WekekOrden (nicht mehr hier im Forum) hatte die 2005 erwähnt, dann steht das auch schon mal in einer Zeitung, wenn eine Harfenistin ihren Abend aufpeppt.
Nie jedoch fand Josef diese Story im angelsächsischen Raum oder woanders.
Abgesehen davon ist das auch geschichtlich-chronologischer Blödsinn, wie Josef mir in einer Mail mal dargelegt hat.
Plötzlich gibt es so etwas, so wie vielleicht die Harfe in der Göttinnen-Story (hier muss man natürlich vorsichtig sein, nur weil es nicht im Internet auf Deutsch oder Englisch zu finden ist, heißt ja nicht, dass es nicht vor 470 Jahren in Japan jemand aufgeschrieben hatte und es dort in kleinem Fachkreis auch bekannt ist).
WIe gesagt, ob die Harfe überhaupt ein altes japanisches Instrument ist, ist nicht sicher, soweit ich aus dem mir bisher zur Verfügung stehenden Quellen entnehmen kann.
Lange Rede … ich hätte gerne eine Trennung zwischen Fiktion und Geschichte, soweit dies zum jeweiligen Zeitpunkt möglich ist und hier gerne auch eine sehr befruchtende Diskussion beider "Welten" miteinander, wenn sie angebracht ist.
Nur eben keine vorsätzliche oder grob fahrlässige Vermengung mit der Konsequenz, dass die Phantasie zur Verdummung (letztendlich durch Geschichtsklitterung) führt.
So, und jetzt weiter am Harfensommer …
Liebe Grüße
Jürgen
#HarpistsForFuture • www.harfenzeit.de • www.harfenwinter.de • harfenmai.de
Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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Jürgen Steiner
Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo Jürgen,
bevor ich irgendetwas weiter dazu schreibe: worauf beziehst du diese Sätze in diesem Thread? Inhaltlich verstehe ich, was du damit sagen willst ohne zu sagen, das ich diese Auffassung teile oder auch nicht.
Eike
bevor ich irgendetwas weiter dazu schreibe: worauf beziehst du diese Sätze in diesem Thread? Inhaltlich verstehe ich, was du damit sagen willst ohne zu sagen, das ich diese Auffassung teile oder auch nicht.
Grüße aus dem jetzt wieder verregneten WuppertalDer Juergen hat geschrieben: Lange Rede … ich hätte gerne eine Trennung zwischen Fiktion und Geschichte, soweit dies zum jeweiligen Zeitpunkt möglich ist und hier gerne auch eine sehr befruchtende Diskussion beider "Welten" miteinander, wenn sie angebracht ist.
Nur eben keine vorsätzliche oder grob fahrlässige Vermengung mit der Konsequenz, dass die Phantasie zur Verdummung (letztendlich durch Geschichtsklitterung) führt.
Eike
-
- ganz schön fleißig
- Beiträge: 81
- Registriert: Do 31. Mai 2012, 18:53
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Re: Schöpfungslegende aus Japan
Unterschreib!!!Der Juergen hat geschrieben:...
beide sprecht ihr mir aus der Seele, wenn es darum geht, Phantasie bei der Erschaffung von Geschichten walten zu lassen. Ohne die Phantasie gäbe es die "Nebel von Avalon" nicht und alle Zwischenergebnisse in der Entwicklung der Artus-Story.
... Ich bekomme immer dann die Krise, wenn nicht Fiktion draufsteht, wo Fiktion drin ist.
Oder zweitens, wenn behauptet wird, dass es eine uralte Sage/Legende sei, es in Wirklichkeit aber erst 30 Jahre alt ist, oder wegen mir 100.
Oder eben ein Instrument (leider muss oft die Harfe dran glauben) hineingefälscht wird, das in der Urfassung eben gar nicht drin oder ein völlig anderes war.
… ich hätte gerne eine Trennung zwischen Fiktion und Geschichte, soweit dies zum jeweiligen Zeitpunkt möglich ist und hier gerne auch eine sehr befruchtende Diskussion beider "Welten" miteinander, wenn sie angebracht ist.
Nur eben keine vorsätzliche oder grob fahrlässige Vermengung mit der Konsequenz, dass die Phantasie zur Verdummung (letztendlich durch Geschichtsklitterung) führt.
...Jürgen
Ich liebe Fantasy und diese "historischen Romane". Aber ich weiss, dass das Phantasie ist. Mit evtl. einem wahren Kern. Auch die Mythen sind in ihrer Ueberlieferung immer jeweils nur ein Endprodukt einer langen Entwicklung. Zu sagen, dies sei (zB) in der jap. Mythologie so und so, obwohl es nur von diversen (womoeglich des Japanischen nicht wirklich maechtigen europaeischen oder amerikanischen) Uebersetzern so interpretiert wurde, ist meiner Meinung nach ein Unterschied zum kreativen Umgang mit Geschichten. Wenn einer allerdings den Mythos neu erzaehlt, und auch dazu steht, dann ist das ja etwas anderes.
Offtopic:
OT
Als ich vor ein paar Jahren gerade um mittags ca. 12 Uhr in Tokyo auf der Dachterasse eines Kaufhauses stand, direkt ueber einem der groessten Bahnhoefe dort, bekam ich ploetzlich mehrere Anrufe und MAils besorgter Deutscher aufs Handy. In ganz Tokyo herrsche Stromausfall, kein Zug fuehre mehr, es herrsche Chaos und Dunkelheit..... also ich konnte nur lachen. Die ZUege waren alle puenktlich, die Sonne schien, Ruhe und Frieden, die Leuchtreklamen waren alle an, die Japaner waren so zielstrebig und gesittet wie immer....
Es stellte sich heraus, dass in einem einzigen Viertel in einem (1) !!! Gebaeude Stromausfall war und der, der das Geruecht in Europa verbreitete, ein Deutscher Journalist mit mehr als bescheidenen Japanischkenntnissen), steckte dort mehrere Min. mit dem Aufzug fest.
OT
Als ich vor ein paar Jahren gerade um mittags ca. 12 Uhr in Tokyo auf der Dachterasse eines Kaufhauses stand, direkt ueber einem der groessten Bahnhoefe dort, bekam ich ploetzlich mehrere Anrufe und MAils besorgter Deutscher aufs Handy. In ganz Tokyo herrsche Stromausfall, kein Zug fuehre mehr, es herrsche Chaos und Dunkelheit..... also ich konnte nur lachen. Die ZUege waren alle puenktlich, die Sonne schien, Ruhe und Frieden, die Leuchtreklamen waren alle an, die Japaner waren so zielstrebig und gesittet wie immer....
Es stellte sich heraus, dass in einem einzigen Viertel in einem (1) !!! Gebaeude Stromausfall war und der, der das Geruecht in Europa verbreitete, ein Deutscher Journalist mit mehr als bescheidenen Japanischkenntnissen), steckte dort mehrere Min. mit dem Aufzug fest.
Gruss, momoka
- Der Juergen
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Re: Schöpfungslegende aus Japan
In diesem Thread, vor allem im Ursprung der zitierten Zeilen findet sich nichts, worauf meine zwei Sätze sich beziehen!
Insofern könnte man das als Off-topic sehen.
Liebe Grüße
Jürgen
PS: Danke, Momoka, für deine Ausführungen und den kleinen "Tatsachenbericht", den du während meines Verfassens hier gepostet hast
Insofern könnte man das als Off-topic sehen.
Offtopic:
Mein Anliegen geht darüber hinaus.
Leider haben wir keinen "allgemein gehaltenen" Bereich Phantasie, Märchen, Mythen, Erfindungen (diese Begriffe positiv konnotiert), aber auch Falschaussagen um der Werbewirksamkeit willen versus dem Streben, sich den historischen Tatsachen zu nähern, soweit es zum jetzigen Zeitpunkt möglich ist.
Im Ursprung dieses Threads ging es dir um die kleine nette Geschichte um eine japanische Göttin.
Höchstwahrscheinlich weil da das Wort "Harfe" drin vorkommt, hast du es hier hinein geschrieben.
Man kann das an diesem einen Beispiel versuchen zu erklären, ob das in allen Teilen reine Erfindung ist oder in welchen einzelnen, also ob beim Zusammenbinden eine Harfe entsteht, ob das überhaupt uraltes japanisches Gedankengut sein kann, wenn es evtl. gar keine Harfen in Japan gab, ob hier eine Vermischung der Instrumentennamen vorliegt usw. usf. und in der Gesamtheit berührt es dann doch meinen Grundgedanken, der ja noch weitere Fragen beinhaltet, aber das wäre wieder ein anderer Bereich.
Das Problem, das ich sehe, liegt aber nicht im Unverständnis von einigen Lesern hier oder gar in deinem, du schreibst ja selbst, dass du verstehst, was ich meine.
Das Problem kristallisiert sich in der Rezeption aus – in Konzerten, esoterisch angehauchten Kursen, Univeranstaltungen, Büchern usw.
Und wenn eine solche Geschichte von weniger differenzierenden Charakteren gelesen oder gehört wird, gebe ich dir Brief und Siegel, dass das als "Wissen" weitergetragen wird.
Das funktioniert wie bei ganz normalen Gerüchten, die schnell mal für sich behaupten es zu "wissen", ohne je an die Quelle der Informationen vorgedrungen zu sein.
Wie gesagt, es gibt Menschen, die sagen "na und?", vielleicht sind die sogar lebensweiser als ich, ich jedoch schaue lieber genauer hin.
Wie man dieses Problem beim unkritischen Rezipieren anders lösen kann, als direkt klarzustellen, dass es sich hier um eine Fiktion handelt eine eigene Phantasie oder die eine eines anderen, die man toll findet, die aber durch nichts belegt ist, weiß ich selbst nicht.
Jemand der nicht so denkt oder empfindet, wird aber dieses Problem gar nicht sehen
Mein Anliegen geht darüber hinaus.
Leider haben wir keinen "allgemein gehaltenen" Bereich Phantasie, Märchen, Mythen, Erfindungen (diese Begriffe positiv konnotiert), aber auch Falschaussagen um der Werbewirksamkeit willen versus dem Streben, sich den historischen Tatsachen zu nähern, soweit es zum jetzigen Zeitpunkt möglich ist.
Im Ursprung dieses Threads ging es dir um die kleine nette Geschichte um eine japanische Göttin.
Höchstwahrscheinlich weil da das Wort "Harfe" drin vorkommt, hast du es hier hinein geschrieben.
Man kann das an diesem einen Beispiel versuchen zu erklären, ob das in allen Teilen reine Erfindung ist oder in welchen einzelnen, also ob beim Zusammenbinden eine Harfe entsteht, ob das überhaupt uraltes japanisches Gedankengut sein kann, wenn es evtl. gar keine Harfen in Japan gab, ob hier eine Vermischung der Instrumentennamen vorliegt usw. usf. und in der Gesamtheit berührt es dann doch meinen Grundgedanken, der ja noch weitere Fragen beinhaltet, aber das wäre wieder ein anderer Bereich.
Das Problem, das ich sehe, liegt aber nicht im Unverständnis von einigen Lesern hier oder gar in deinem, du schreibst ja selbst, dass du verstehst, was ich meine.
Das Problem kristallisiert sich in der Rezeption aus – in Konzerten, esoterisch angehauchten Kursen, Univeranstaltungen, Büchern usw.
Und wenn eine solche Geschichte von weniger differenzierenden Charakteren gelesen oder gehört wird, gebe ich dir Brief und Siegel, dass das als "Wissen" weitergetragen wird.
Das funktioniert wie bei ganz normalen Gerüchten, die schnell mal für sich behaupten es zu "wissen", ohne je an die Quelle der Informationen vorgedrungen zu sein.
Wie gesagt, es gibt Menschen, die sagen "na und?", vielleicht sind die sogar lebensweiser als ich, ich jedoch schaue lieber genauer hin.
Wie man dieses Problem beim unkritischen Rezipieren anders lösen kann, als direkt klarzustellen, dass es sich hier um eine Fiktion handelt eine eigene Phantasie oder die eine eines anderen, die man toll findet, die aber durch nichts belegt ist, weiß ich selbst nicht.
Jemand der nicht so denkt oder empfindet, wird aber dieses Problem gar nicht sehen

Liebe Grüße
Jürgen
PS: Danke, Momoka, für deine Ausführungen und den kleinen "Tatsachenbericht", den du während meines Verfassens hier gepostet hast

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Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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Jürgen Steiner
Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo zusammen,
hm, dann geht's also off topic weiter, obwohl ich das nicht so mag. Oder ich ändere einfach die Überschrift, dann können wir "normal" weiter diskutieren.
Irgendwelche Vorschläge?
Ich trenne Märchen und Mythen von Romanen, egal welchem Genre. Romane lassen sich so schlecht auswendig lernen.
Auch wenn ich mal so gut wie alle Lieder aus dem "Herrn der Ringe" konnte.
Die Geschichte steht in "Rund um die Harfe", weil das Wort Harfe drin vorkommt. Ansonsten hätte ich sie wohl in "off topic" gesetzt. Ich kenne noch mehr Geschichten oder Mythen in denen Klang als Ursprung der Schöpfung vorkommt und ich finde diese Verbindung spannend.
Jetzt käme ich natürlich nicht auf die Idee, die Geschichte im realen Sinn für wahr zu halten, genauso wenig, wie ich davon ausgehe, das Gott die Welt an sieben Tagen geschaffen hat oder sie in einem Ei war oder, oder, oder..
Natürlich mag es da andere Menschen geben, aber wie will ich verhindern, das sie glauben, was sie glauben? Wenn jemand eine Schöpfungslegende für wahr halten will, dann wird er das tun, egal ob ich ihm sage, ich habe sie aber aus dem Buch und eigentlich ist sie mal ganz anders gewesen. Ich erkenne den Anspruch Jürgen, ich weiß nur nicht, wie man ihn verwirklichen kann.
Ich weiß nicht, ob ihr die Veröffentlichungen der emg kennt: http://www.maerchen-emg.de/index.php/ve ... ungen.html
Es gibt jedes jahr eine Fachtagung zu einem die Märchen betreffenden Thema und die Vorträge aus dieser Tagung werden dann in einem Buch zusammen gefaßt. Das Buch, das ich gerade neben mir liegen habe behandelt das Thema "Märchen und Schöpfung". In der Einführung von Ursula Heindrichs steht folgendes Zitat:
" Unsere wirklich ernsten Probleme erwachsen nicht daraus, daß die Menschen über unzureichende Informationen verfügen, sondern weil wir kein zureichendes Bewußtsein davon entwickeln, was sinnvoll und bedeutsam ist. Um dieses Bewußtsein zu entwickeln brauchen wir Menschen eine >Erzählung<. Unter >Erzählung< verstehe ich eine Geschichte über die Geschichte der Menschheit, die der Vergangenheit Bedeutung zuschreibt, die Gegenwart erklärt und für die Zukunft Orientierung liefert. Nicht alle Erzählungen sind gleich wertvoll. Diejenige Erzählung bereichert das Leben am meisten, die der menschlichen Kreativität ein möglichst großes Feld eröffnet, die durch die Eleganz ihrer Form eine Art von Transzendenz gewinnt und an die besseren Seiten unseres Wesens appeliert." (aus: Neil Postman, Wir informieren uns zu Tode, Zur Frankfurter Buchmesse, in: Die Zeit, 2. Oktober 1992, Nr.41)
Das Buch ist 1993 erschienen.
Dies ist so ungefähr das, was ich dazu denke.
Grüße aus Wuppertal
Eike
PS: Was du über den Stromausfall in Japan schreibst, Momoka, kenne ich vom Wetterbericht in Schottland. Freunde von mir, die an der schottischen Westküste leben, bekommen immer mal wieder Anrufe von Freunden aus England, die wissen wollen, ob sie noch da oder schon ins Meer geschwemmt sind, weil doch die Wetterkarte Dauerregen bei ihnen zeigt. Meistens sitzen sie dann bei strahlendem Sonnenschein.
hm, dann geht's also off topic weiter, obwohl ich das nicht so mag. Oder ich ändere einfach die Überschrift, dann können wir "normal" weiter diskutieren.

Ich trenne Märchen und Mythen von Romanen, egal welchem Genre. Romane lassen sich so schlecht auswendig lernen.

Auch wenn ich mal so gut wie alle Lieder aus dem "Herrn der Ringe" konnte.

Die Geschichte steht in "Rund um die Harfe", weil das Wort Harfe drin vorkommt. Ansonsten hätte ich sie wohl in "off topic" gesetzt. Ich kenne noch mehr Geschichten oder Mythen in denen Klang als Ursprung der Schöpfung vorkommt und ich finde diese Verbindung spannend.
Jetzt käme ich natürlich nicht auf die Idee, die Geschichte im realen Sinn für wahr zu halten, genauso wenig, wie ich davon ausgehe, das Gott die Welt an sieben Tagen geschaffen hat oder sie in einem Ei war oder, oder, oder..
Natürlich mag es da andere Menschen geben, aber wie will ich verhindern, das sie glauben, was sie glauben? Wenn jemand eine Schöpfungslegende für wahr halten will, dann wird er das tun, egal ob ich ihm sage, ich habe sie aber aus dem Buch und eigentlich ist sie mal ganz anders gewesen. Ich erkenne den Anspruch Jürgen, ich weiß nur nicht, wie man ihn verwirklichen kann.
Ich weiß nicht, ob ihr die Veröffentlichungen der emg kennt: http://www.maerchen-emg.de/index.php/ve ... ungen.html
Es gibt jedes jahr eine Fachtagung zu einem die Märchen betreffenden Thema und die Vorträge aus dieser Tagung werden dann in einem Buch zusammen gefaßt. Das Buch, das ich gerade neben mir liegen habe behandelt das Thema "Märchen und Schöpfung". In der Einführung von Ursula Heindrichs steht folgendes Zitat:
" Unsere wirklich ernsten Probleme erwachsen nicht daraus, daß die Menschen über unzureichende Informationen verfügen, sondern weil wir kein zureichendes Bewußtsein davon entwickeln, was sinnvoll und bedeutsam ist. Um dieses Bewußtsein zu entwickeln brauchen wir Menschen eine >Erzählung<. Unter >Erzählung< verstehe ich eine Geschichte über die Geschichte der Menschheit, die der Vergangenheit Bedeutung zuschreibt, die Gegenwart erklärt und für die Zukunft Orientierung liefert. Nicht alle Erzählungen sind gleich wertvoll. Diejenige Erzählung bereichert das Leben am meisten, die der menschlichen Kreativität ein möglichst großes Feld eröffnet, die durch die Eleganz ihrer Form eine Art von Transzendenz gewinnt und an die besseren Seiten unseres Wesens appeliert." (aus: Neil Postman, Wir informieren uns zu Tode, Zur Frankfurter Buchmesse, in: Die Zeit, 2. Oktober 1992, Nr.41)
Das Buch ist 1993 erschienen.
Dies ist so ungefähr das, was ich dazu denke.
Grüße aus Wuppertal
Eike
PS: Was du über den Stromausfall in Japan schreibst, Momoka, kenne ich vom Wetterbericht in Schottland. Freunde von mir, die an der schottischen Westküste leben, bekommen immer mal wieder Anrufe von Freunden aus England, die wissen wollen, ob sie noch da oder schon ins Meer geschwemmt sind, weil doch die Wetterkarte Dauerregen bei ihnen zeigt. Meistens sitzen sie dann bei strahlendem Sonnenschein.

- Der Juergen
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Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo Eike,Sally hat geschrieben:Was ich aber in keiner Erzählung bisher gefunden habe ist eine Harfe, egal ob aus sechs Bögen konstruiert oder vom Himmel gefallen oder wie auch immer. Die Frage, die ich mir jetzt stelle ist also: wie kommt die Harfe überhaupt in den Mythos??? Liegt da irgendwann ein Übersetzungsfehler vor?
Oder hat jemand die Harfe irgendwann bewußt eingebaut?
das ist für mich eine (grundsätzlich) spannende Frage: Wie kommt es in jedem einzelnen Fall dazu, dass das Wort "Harfe" in den einen oder anderen Zusammenhang eingebaut wird, wenn es denn nicht ein Übersetzungsfehler aus Unwissen oder einem anderen Grund ist.
Auch ich habe eben gerade mal gegoogelt und habe zwei Stellen zur weiteren Erkundung der Amaterasu-Legende entdeckt.
1.
Full text of "Report of the fourth congress of the International musical society. London, 29th May-3rd June, 1911"
http://archive.org/stream/cu31924022246 ... 5_djvu.txt
Textsuche nach "amaterasu" im Browser findet diesen Abschnitt wo von einem "Saiteninstrument" die Rede ist (leider hat das schlechte automatische Einlesen durch OCR dies etwas verhackstückt, deswegen habe ich es aus dem bereitgestellten Digitalisat heraus korrigiert):
Der japanische Mythos erzählt, dass sich die Sonnengöttin Amaterasu aus
Schmerz über die Bösartigkeit des Gott Susanovo in die Himmelshöhle
zurückgezogen und das Felsentor geschlossen hatte, so dass tiefe Finsternis
eintrat. Da veranstalteten die Götter eine Theateraufführung und die schöne
Gottin Uzume leitete die Tänze und Gesänge. Sie bläst eine Bambusflöte
und wird von den musizierenden Göttern begleitet, die mit lauten Holzschlägen
gegeneinander schlagen. Gleichzeitig wird ein Feuer angemacbt, die Hähne
krähen, die Götter lachen dröhnend über Uzume, die auf einem umgekehrten
Bottich immer wilder tanzt und springt und mit den Füssen gleich einer
Trommel stampft. Da öffnet aus Neugierde Amaterasu ein wenig das
Felsentor, sieht sicb selbst in einem grossen Spiegel, den die Götter listig
aufgestellt hatten und meint, es gäbe noch eine zweite Sonnengöttin, nun
zieht sie Tajikarao ganz hervor und das Sonnenlicbt flutet wieder über die
Welt. Bei dieser Gelegenbeit wird auch über die Entstebung eines
Saiteninstrumentes bericbtet. Amenokamato stellt sechs Bogen mit den
Sehnen nacb oben nebeneinander, und sein Sohn zog auf demselben Rohr und
Gras hin und her.
2.
Full text of "Histoire de la musique des origines à la mort de Beethoven. Avec de nombreux textes musicaux"
http://www.archive.org/stream/histoired ... b_djvu.txt
Im dort bereitgestellten Digitalisat des 1913 erschienenen Buches (auf S. 17) findet man diesen Abschnitt in dem das Wort "harpe" benutzt wird und auch von "idée l'origine même de la musique" gesprochen.
Dieser Text könnte eine Quelle von Steges Version sein. Da Stege aber den Namen Combarieu angibt, ist möglicherweise Combarieu (1859–1916) auch hier die Quelle der kirchlichen Schrift von 1893, die hier als Quelle angegeben ist). Wie gesagt, beherrsche ich die französische Sprache nicht und kann das nur lückenhaft lesen.
2. Le chant magique a été employé pour ramener le beau temps,
la sérénité du ciel, la lumière du jour. Une légende japonaise rattache
à cette idée l'origine même de la musique. Un jour, la déesse du
soleil, Amatérasu, se cache dans une caverne et laisse le monde dans
l'obscurité; après avoir vainement essayé de la supplication, un dieu
avisé attache six grands arcs ensemble, les fixe sur le sol, et l'ait
vibrer doucement les cordes de cette harpe improvisée, tandis
qu'Uzumé, une branche de bambou à la main, marque le rythme,
danse et chante. Attirée par la puissance de la mélodie, Amatérasu
sort de sa caverne, et la joie est rendue au monde avec la lumière.
Les dieux se mettent alors à cultiver le chant, la musique et la danse,
en prévision du retour d'un pareil cas.
[…]
(texte dans le Processionale monasticum ad usum
congregationis gallicæ ordinis sancti Benedicti, Solesmes, 1893.
p. 289–292).
Soweit ein weiteres Partikelchen

Liebe Grüße
Jürgen
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- Meine Harfe(n): Wyda, keltische Harfe, 34 Saiten, Ahorn - Albrecht Nüchter
- Wohnort: Witten
Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo,
habe gerade erst begonnen, mich mit diesem thread zu befassen. Nun, spannend finde ich, wie unterschiedlich die Auffassungen von 'echt' oder 'original' oder 'authentisch' so sind...
In der heutigen Literaturwissenschaft und auch in der Geschichtswissenschaft geht es häufig weniger darum zu schauen, welcher Mythos 'wahr' ist (siehe auch historischer Jesus etc.), sondern vielmehr darum, weshalb eine Legende in ihrer Zeit Bedeutung hatte. Was trieb die Leute um, dass sie gerade diese Version einer Geschichte favorisierten und nicht eine andere? Warum ist in der einen Gesellschaft die Geschichte mit dem einen Instrument erfolgreich und wird weiter tradiert, in einer anderen Gesellschaft kommt die story gar ohne Musikinstrument aus?
Den historischen Kern einer Legende, eines Mythos oder einer Sage zu knacken ist meist komplett für die Katz. Wir sind in der Tat noch immer sehr schriftfixiert und unser kulturelles und historisches Wissen beziehen wir und haben wir weitestgehend aus schriftlichen Quellen bezogen. Vor Einzug der Bibel und des Christentums (Religion des Buches, der Schrift) war die 'Geschichtsschreibung' in Europa doch sehr kurzlebig, heisst, wir haben nicht viel davon erhalten. Das ist ein recht später Start für Mythen!
Archäologie mag uns auch nur ein kleines Stück weit weiterhelfen, zumindest kann ich das mit meinen 5 Jahren archäologischer Praxis so sehen.
Was Jürgen da zu versuchen scheint, zumindest stellt es sich mir so dar, möglichst 'wissenschaftlich' und quellentreu und quellenkritisch dem Phänomen Harfe auf den Grund zu gehen ist durchaus valide. Jedoch bei einem Schöpfungsmythos kritisieren zu wollen, dass die Leute da eine Harfe draus gemacht haben, obwohl das wahrscheilnlich gar keine sein konnte (kulturell/historisch nicht belegt etc.) ist gelinde gesagt 'beside the point'.
Es geht um den Mythos selbst, der in der einen Kultur (ich entschuldige mich schon im Vorfeld bei allen Musikethnologen, die an dem Wort Kultur, Kulturkreis etc. etwas Anstößiges finden! habe oben gar Gesellschaft verwendet obgleich ich Kulturkreis im Kopf hatte, aber das geht ja nicht mehr... ) auf die eine Weise als bedeutsam empfunden wird und in der anderen auf eine ganz unterschiedliche Weise an Bedeutung gewinnt.
Jürgen erwähnte die Artussage. Ein schönes Beispiel für die hahnebüchenden Hinzufügungen, Weglassungen, Neudichtungen einer Erfolgsstory praktisch ohne historische (v.a. keine was wir als wissenschaftliche) Grundlage .
Im Mittelalter war gerade DAS die Kunst: eine Legende 'neu' oder anders zu erzählen als so, wie sie bereits bekannt war. In diesem Zusammenhang ist es gerade spannend sich mal in die mediale Situation eines Menschen des sagen wir mal 12. Jhdts. hineinzuversetzen. Selbst lesen war noch nicht angesagt, Bücher existierten nur einmal (jaja, gibt na klar Ausnahmen, aber in der Regel), da der Buchdruck noch nicht Einzug gefunden hatte. Du hörst die immer gleichen oder sich eben leicht abwandelnden Geschichten immer wieder... Und sie sind nichtsdestotrotz spannend.
Nun ja, Schöpfungsmythen an sich sind schon eine wahnsinnig spannende Angelegenheit. Da bereue ich immer, dass ich nicht vergleichende Religionswissenschaft studiert habe. Naja, who knows... One of these days maybe. Lohnt sich aber bestimmt für Interessierte dort mal hinzuschauen. Glücklicherweise bieten mehrere deutsche Unis das Fach jetzt an.
Ich schweife ab...
Lasst's Euch gut gehen,
All.
habe gerade erst begonnen, mich mit diesem thread zu befassen. Nun, spannend finde ich, wie unterschiedlich die Auffassungen von 'echt' oder 'original' oder 'authentisch' so sind...
In der heutigen Literaturwissenschaft und auch in der Geschichtswissenschaft geht es häufig weniger darum zu schauen, welcher Mythos 'wahr' ist (siehe auch historischer Jesus etc.), sondern vielmehr darum, weshalb eine Legende in ihrer Zeit Bedeutung hatte. Was trieb die Leute um, dass sie gerade diese Version einer Geschichte favorisierten und nicht eine andere? Warum ist in der einen Gesellschaft die Geschichte mit dem einen Instrument erfolgreich und wird weiter tradiert, in einer anderen Gesellschaft kommt die story gar ohne Musikinstrument aus?
Den historischen Kern einer Legende, eines Mythos oder einer Sage zu knacken ist meist komplett für die Katz. Wir sind in der Tat noch immer sehr schriftfixiert und unser kulturelles und historisches Wissen beziehen wir und haben wir weitestgehend aus schriftlichen Quellen bezogen. Vor Einzug der Bibel und des Christentums (Religion des Buches, der Schrift) war die 'Geschichtsschreibung' in Europa doch sehr kurzlebig, heisst, wir haben nicht viel davon erhalten. Das ist ein recht später Start für Mythen!
Archäologie mag uns auch nur ein kleines Stück weit weiterhelfen, zumindest kann ich das mit meinen 5 Jahren archäologischer Praxis so sehen.
Was Jürgen da zu versuchen scheint, zumindest stellt es sich mir so dar, möglichst 'wissenschaftlich' und quellentreu und quellenkritisch dem Phänomen Harfe auf den Grund zu gehen ist durchaus valide. Jedoch bei einem Schöpfungsmythos kritisieren zu wollen, dass die Leute da eine Harfe draus gemacht haben, obwohl das wahrscheilnlich gar keine sein konnte (kulturell/historisch nicht belegt etc.) ist gelinde gesagt 'beside the point'.
Es geht um den Mythos selbst, der in der einen Kultur (ich entschuldige mich schon im Vorfeld bei allen Musikethnologen, die an dem Wort Kultur, Kulturkreis etc. etwas Anstößiges finden! habe oben gar Gesellschaft verwendet obgleich ich Kulturkreis im Kopf hatte, aber das geht ja nicht mehr... ) auf die eine Weise als bedeutsam empfunden wird und in der anderen auf eine ganz unterschiedliche Weise an Bedeutung gewinnt.
Jürgen erwähnte die Artussage. Ein schönes Beispiel für die hahnebüchenden Hinzufügungen, Weglassungen, Neudichtungen einer Erfolgsstory praktisch ohne historische (v.a. keine was wir als wissenschaftliche) Grundlage .
Im Mittelalter war gerade DAS die Kunst: eine Legende 'neu' oder anders zu erzählen als so, wie sie bereits bekannt war. In diesem Zusammenhang ist es gerade spannend sich mal in die mediale Situation eines Menschen des sagen wir mal 12. Jhdts. hineinzuversetzen. Selbst lesen war noch nicht angesagt, Bücher existierten nur einmal (jaja, gibt na klar Ausnahmen, aber in der Regel), da der Buchdruck noch nicht Einzug gefunden hatte. Du hörst die immer gleichen oder sich eben leicht abwandelnden Geschichten immer wieder... Und sie sind nichtsdestotrotz spannend.
Nun ja, Schöpfungsmythen an sich sind schon eine wahnsinnig spannende Angelegenheit. Da bereue ich immer, dass ich nicht vergleichende Religionswissenschaft studiert habe. Naja, who knows... One of these days maybe. Lohnt sich aber bestimmt für Interessierte dort mal hinzuschauen. Glücklicherweise bieten mehrere deutsche Unis das Fach jetzt an.
Ich schweife ab...
Lasst's Euch gut gehen,
All.
- Der Juergen
- nicht mehr wegzudenken
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- Postleitzahl: 36318
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- Wohnort: Schwalmtal-Hergersdorf (Vogelsbergkreis)
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Re: Schöpfungslegende aus Japan
Hallo allessandra!
Und das in allen Fällen, die so auftauchen, ob das religiös-weltanschaulich gefärbt ist, durch Unkenntnis "passiert" oder der Selbstbeweihräucherung dient oder, oder.
Das sind ganz verschieden gelagerte Motivationen und Kausalstrukturen und es ist mir durchaus bewusst, dass man das nicht alles in einem Aufwasch abhandeln kann. Im Moment befinden wir uns am Beginn eines kleinen Diskussionsraums, der sich an sich erst einmal in seiner Ausprägung definieren (erklären und abgrenzen) oder erschaffen muss.
Aus diesem Grund hatte ich ja auch die Idee eines eines gegenüberstellenden Themenbereichs.
Vielleicht ist aber auch das zu wenig und es sollten zwei sein: "Das Wort und das Instrument Harfe in der Fiktion" (schlag mich, wenn das Wort "Fiktion" …wissenschaftlich gesehen "falsch" sein sollte) und "Die Verbreitung des Instrumentes Harfe (nach Hornbostel und Sachs) auf der Erde und in der Historie".
Dann könnte man relativ einfach deutlich machen, dass es in dem "Fiktionsthema" oft nicht um das heute bekannte Instrument geht, sondern um etwas gänzlich anderes.
Und schon wäre alles ziemlich easy.
Ergänzend:

Es ist für mich ein Aufhänger Trigger gewesen und, wie an anderer Stelle geschrieben, sicher zum großen Teil "off-topic".
Auf einen weiteren befruchtenden Austausch von Pros und Contras und eine Erhellung der "Harfenwelt" (mit oder ohne Sonnengöttin)
Jürgen
Darum geht es mir partiell auch. Genauer gesagt, um die mich besonders interessierende Frage, warum es das Wort oder das Instrument "Harfe" wurde.allessandra hat geschrieben:In der heutigen Literaturwissenschaft und auch in der Geschichtswissenschaft geht es häufig weniger darum zu schauen, welcher Mythos 'wahr' ist (siehe auch historischer Jesus etc.), sondern vielmehr darum, weshalb eine Legende in ihrer Zeit Bedeutung hatte. Was trieb die Leute um, dass sie gerade diese Version einer Geschichte favorisierten und nicht eine andere? Warum ist in der einen Gesellschaft die Geschichte mit dem einen Instrument erfolgreich und wird weiter tradiert, in einer anderen Gesellschaft kommt die story gar ohne Musikinstrument aus?
Und das in allen Fällen, die so auftauchen, ob das religiös-weltanschaulich gefärbt ist, durch Unkenntnis "passiert" oder der Selbstbeweihräucherung dient oder, oder.
Das sind ganz verschieden gelagerte Motivationen und Kausalstrukturen und es ist mir durchaus bewusst, dass man das nicht alles in einem Aufwasch abhandeln kann. Im Moment befinden wir uns am Beginn eines kleinen Diskussionsraums, der sich an sich erst einmal in seiner Ausprägung definieren (erklären und abgrenzen) oder erschaffen muss.
Aus diesem Grund hatte ich ja auch die Idee eines eines gegenüberstellenden Themenbereichs.
Vielleicht ist aber auch das zu wenig und es sollten zwei sein: "Das Wort und das Instrument Harfe in der Fiktion" (schlag mich, wenn das Wort "Fiktion" …wissenschaftlich gesehen "falsch" sein sollte) und "Die Verbreitung des Instrumentes Harfe (nach Hornbostel und Sachs) auf der Erde und in der Historie".
Dann könnte man relativ einfach deutlich machen, dass es in dem "Fiktionsthema" oft nicht um das heute bekannte Instrument geht, sondern um etwas gänzlich anderes.
Und schon wäre alles ziemlich easy.
Ergänzend:
Das hast du richtig verstanden.Was Jürgen da zu versuchen scheint, zumindest stellt es sich mir so dar, möglichst 'wissenschaftlich' und quellentreu und quellenkritisch dem Phänomen Harfe auf den Grund zu gehen …
Wegen mir musst du es nicht "gelinde" sagenJedoch bei einem Schöpfungsmythos kritisieren zu wollen, dass die Leute da eine Harfe draus gemacht haben, obwohl das wahrscheilnlich gar keine sein konnte (kulturell/historisch nicht belegt etc.) ist gelinde gesagt 'beside the point'.

Es ist für mich ein Aufhänger Trigger gewesen und, wie an anderer Stelle geschrieben, sicher zum großen Teil "off-topic".
Auf einen weiteren befruchtenden Austausch von Pros und Contras und eine Erhellung der "Harfenwelt" (mit oder ohne Sonnengöttin)

Jürgen
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Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
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