Ich hatte auch schon immer Schwierigkeiten mit Vorspielsituationen. Wenn die Leute nicht eigens meinetwegen da sind, wenn sie nebenher essen und quatschen oder so, dann ist es kein sonderliches Problem. Aber wenn ich auf einer Bühne bin, wenn es ganz still wird, ich angeleuchtet werde, wenn alle gucken und aufmerksamst zuhören ... das ist dann wieder was ganz anderes.
Man muss, glaube ich, den "normalen" Stress einer solchen Situation von dem Stressanteil trennen, der sich vielleicht positiv beeinflussen lässt. Kein Mensch bleibt völlig gelassen, wenn er einer Menschenmenge etwas vorspielen soll, wo viel schiefgehen kann, ich denke, das ist der normale Teil. Aber dann sind da auch diese kreisenden Gedanken ... kann ich das Stück gut genug, bin ich eigentlich Musiker genug, was erwarten die Leute wohl von mir, werden sie meine Musik mögen, werden sie MICH mögen, was wenn da Leute sitzen, die viel mehr drauf haben als ich, was wenn ich plötzlich nicht weiter weiss ...
Solche Gedanken jagen einander und können in Sekundenschnelle zum Blackout führen.
Und was dagegen machen? Sich so oft wie möglich einer Vorspielsituation aussetzen ist das Wichtigste, denke ich. Dann kriegt man regelmäßig entweder positives oder negatives Feedback (gemischt ist natürlich auch nicht selten), und das ist dann was Reales, und mit Realem kann man viel besser umgehen als mit den Dingen, die man sich so ausdenkt. Wenn man hundertmal (möglichst mit nicht zu großen Abständen dazwischen) irgendwo vorgespielt hat, dann überwiegen am Ende einfach die tatsächlichen, vielfältigen Erfahrungen einer solchen Situation, da haben Panikgedanken weniger Ansatzpunkte.
Aber wie das wohl für eine Band ist, die bisher, wenngleich oft, nur in kleinen Clubs gespielt hat, und dann plötzlich vor mehreren tausend Leuten die Vorgruppe machen soll? Could you handle it?
