Wibke hat geschrieben: ↑So 3. Nov 2019, 23:27
Hat jemand schonmal Balistol probiert oder weiß etwas darüber? Ist ja gut bei Autos, Waffen, Hundeohren, Pferdeschweifen und Möbeln. Vielleicht auch bei Harfen...?
Auf gar keinen Fall !!!
Ballistol ist Weißöl und härtet nicht aus - trocknet also nicht sondern bleibt langfristig in einer annähernd cremigen (nicht verharzenden) Konsistenz wie Vaseline.
Ist die Oberfläche der Harfe lackiert, löst das Weißöl den Lack etwas an und die Oberfläche wird stumpf.
Ist die Oberfläche aus Schellack, löst das Weißöl die oberen Schichten an und die Oberfläche wird milchig.
Ist die Oberfläche ein Hartöl (zum Beispiel Osmo oder Kunos), sind meistens Leinölfirnis-Bestandteile enthalten, die beim Trocknen auf/im Holz im Laufe der Zeit (und durch UV-Licht) auspolymerisieren und dadurch eine schicht-deckende "feste" Oberfläche ausbilden. Weißöl würde die polymerisierte Oberfläche wieder anlösen ("entketten") und dauerklebrig machen.
Nachtrag: Weißöl ist auch Hauptbestandteil in WD40, Möbelpolituren und manch "hochwertigem" Putzmittelchen !!!
Der Hersteller der Harfe sollte beim Kauf eine Pflege-Empfehlung mitgegeben haben. Im Idealfall verwendet man nach Jahren das gleiche Hartöl und streicht mit einem nebelfeuchten Baumwolltuch über die Oberfläche (sehr, sehr sparsam!).
Schellackoberflächen sollten nur von jemandem behandelt werden, der weiss was er da tut, sonst löst man die Schichten ab und es verschmiert hässlich.
Lackoberflächen sollten pflegeleicht sein bei dem ein leicht feuchter Lappen zum Staubabnehmen völlig ausreicht.
Grundsätzlich sollte ausser sauberen Händen NICHTS anderes an die Saiten kommen - keine Creme, keine Putzmittel, keine Fussellappen (die in der Umspinnung hängen bleiben). Wenn eine Metallumspinnung nicht mehr schön aussieht (abgegriffen und/oder oxidiert), die Saite gegen eine neue austauschen. Klebt eine Darmsaite, dann hat sich die Lackschicht abgegriffen und der dann ungeschützte Darm löst sich durch Feuchtigkeit und Handschweiss an (quillt praktisch auf) - Saite austauschen.
Man kann versuchen ausfrisselnde (und damit Lack-Offene) Darmsaiten mit einem speziellen (Kamelien-) Öl ganz vorsichtig und sparsam zu ölen. Klappt nur bei dickeren Saiten und lohnt sich eigentlich nur bei teuren Bass-Saiten um das Leben etwas zu verlängern. Bei zuviel eindringendem Öl verändert sich das spezifische Gewicht -> in Folge stimmt die Spannung zum Ton nicht mehr und die Halbtonklappe muss neu justiert werden.