Harfe für Blinde
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Re: Harfe für Blinde
Liebe Lilly Fee,
wie immer hat es Spaß gemacht, es war aufregen und interessant mit dir an der Harfe zu arbeiten. Toll was du für tolle Ideen hast. Wir drücken die Daumen und hoffen das wir bald berichtet bekommen, wie die ersten Momente mit den Kids waren. Ganz viele schöne Momente, liebe Grüße.
wie immer hat es Spaß gemacht, es war aufregen und interessant mit dir an der Harfe zu arbeiten. Toll was du für tolle Ideen hast. Wir drücken die Daumen und hoffen das wir bald berichtet bekommen, wie die ersten Momente mit den Kids waren. Ganz viele schöne Momente, liebe Grüße.
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- nicht mehr wegzudenken
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Re: Harfe für Blinde
Lieber Kailash,Kailash hat geschrieben:Da ich das grosse Glück hatte, von einigen blinden Menschen, darunter auch Musikern, viel lernen zu dürfen, möchte ich hier auf ein möglicherweise fundamentales Missverständnis aufmerksam machen: Wenn Sehende mit verbundenen Augen versuchen, etwas zu ertasten, simulieren sie noch lange keine Blinden.
Blinde Menschen (auch solche, die sehend waren und noch nicht lange blind sind), können in ungefähr allen sensorischen Bereichen (ausser Sehen) _phantastisch viel mehr_ als Sehende.
D.h. es ist eher kontraproduktiv, viele Saiten zu markieren - man braucht 1-2 Orientierungen (z.B. 2 Oktaven C oder A), der Rest kommt aus dem Tastsinn (samt räumlichem Körper-Abstands- etc.-Gefühl und sonstigen sinnlichen Koordinatensystemen, die wir armen Visuellen haben verkümmern lassen - und vom Hören). Viele Saiten markieren ist eher Overkill. Der geradezu sprichwörtliche blinde Klavierstimmer braucht die Markierung am a", und mehr nicht. Bei Harfen hat man nicht so eindeutig genormte Proportionen wie am Klavier, aber auch mit wenigen Abmessbewegungen kann sich ein blinder Harfenist an einem fremden Instrument orientieren.
Ich würde davon abraten, es "zu gut zu meinen" und die eigene Situation mit verbundenen Augen als Referenz heranziehen zu wollen. Fragt Blinde Interessierte, was sie zur Orientierung brauchen könnten! Ihr werdet euch wundern, wie wenig es ist.
Eher spannend fände ich die Frage nach dem Stimmgerät - da sind Stimmgabel und geübte Ohren tatsächlich im Vorteil, und es wäre sicher wichtig, gerade Kindern hier das selbstständige Hören von Anfang an mit beizubringen. Haben die Leute schliesslich vor Erfindung und allgemeiner Verfügbarkeit von Stimmgeräten auch gemacht. Aber es gibt natürlich auch piepsende Stimmgeräte, mit deren Hilfe man dann über Schwebungen stimmen kann. Ist sowieso das bessere Training, das könnten die Sehenden auch mal üben ;-)
Frohes Orientieren und eine spannende Reise -
Rigdzin
herzliches Dankeschön für Deine sehr konstruktiven und interessanten Anmerkungen. Da ich Deinen Rat immer sehr schätze, werden wir auf Grund dessen, die linke Seite mit wesentlich weniger Punkten versehen und in der Praxis schauen nach welchem Prinzip die Harfe von blinden Kindern besser zu erlernen sein könnte. Ich werde all Deine Überlegungen, sehr gerne in die praktische Arbeit, mit einbeziehen.
Ich freue mich hoffentlich bald einmal wieder von Dir hören zu dürfen und verbleibe.
Mit von Herzen kommenden Grüßen in die Schweiz
Lillyfee
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Re: Harfe für Blinde
Liebe Merlin320, Blümchen, Rosali und Nuni,merlin320 hat geschrieben:Liebe Lilly Fee,
wie immer hat es Spaß gemacht, es war aufregen und interessant mit dir an der Harfe zu arbeiten. Toll was du für tolle Ideen hast. Wir drücken die Daumen und hoffen das wir bald berichtet bekommen, wie die ersten Momente mit den Kids waren. Ganz viele schöne Momente, liebe Grüße.
wie Ihr wisst, beruht all das auf Gegenseitigkeit.
Ich kann es nur zurückgeben.

Heute habe ich die endgültige Genehmigung bekommen im nächsten Monat bei blinden Kindern mit der Harfe hospitieren zu dürfen.
Gehe mit einem guten Bauchgefühl und sehr viel Freude dorthin.
Euch eine schöne Ferienzeit, viel Spaß auf Eurer Reise.
Freue mich schon wieder auf Euch und die Harfen................. .
Herzlichst
Lillyfee
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Re: Harfe für Blinde
Liebe Forianer,
heute habe ich eine sehr liebe Mail erhalten, in der stand, daß sich die Kinder schon sehr auf die erste Begegnung mit der keltischen Harfe, Ende der nächsten Woche freuen.
Mir geht es genau so.
Unter den verschiedensten Lehrbüchern, die für den Unterricht in Frage kommen könnten, fiel mir besonders eines ins Auge, das den Weg des auditiven Trainings und spielen nach Gehör geht.
Es ist von Jochen Pöhlert und heißt " Das Ohren Buch ". Ich habe es über amazon bezogen. Heute Abend hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm, und freue mich, demnächst, hier, von ihm einige Zeilen dazu, lesen zu können.
Meiner persönlichen Meinung nach, ist es ein sehr vielversprechender, hilfreicher, Ansatz für das Vorhaben und könnte ein sehr gangbarer Weg, für diese etwas andere Unterrichtsform, sein. Natürlich sind dem Improvisieren und selbst Komponieren von Lehrmaterial keine Grenzen gesetzt.
Euch eine schöne Woche
Herzlichst
Lillyfee
P.S.: Ich wünsche mir, wie schon in der Rezension auf amazon geschrieben, ein Harfenlehrbuch für Blinde, von diesem sympathischen Mann, dann vielleicht mit ein paar schottischen und irischen tunes.


heute habe ich eine sehr liebe Mail erhalten, in der stand, daß sich die Kinder schon sehr auf die erste Begegnung mit der keltischen Harfe, Ende der nächsten Woche freuen.
Mir geht es genau so.




Unter den verschiedensten Lehrbüchern, die für den Unterricht in Frage kommen könnten, fiel mir besonders eines ins Auge, das den Weg des auditiven Trainings und spielen nach Gehör geht.
Es ist von Jochen Pöhlert und heißt " Das Ohren Buch ". Ich habe es über amazon bezogen. Heute Abend hatte ich ein längeres Gespräch mit ihm, und freue mich, demnächst, hier, von ihm einige Zeilen dazu, lesen zu können.
Meiner persönlichen Meinung nach, ist es ein sehr vielversprechender, hilfreicher, Ansatz für das Vorhaben und könnte ein sehr gangbarer Weg, für diese etwas andere Unterrichtsform, sein. Natürlich sind dem Improvisieren und selbst Komponieren von Lehrmaterial keine Grenzen gesetzt.
Euch eine schöne Woche

Herzlichst
Lillyfee
P.S.: Ich wünsche mir, wie schon in der Rezension auf amazon geschrieben, ein Harfenlehrbuch für Blinde, von diesem sympathischen Mann, dann vielleicht mit ein paar schottischen und irischen tunes.


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Re: Harfe für Blinde
Liebe Forianer,
heute war der Tag meiner Hospitazion im Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover.
Zuerst machte ich die Bekanntschaft mit Carolin, die dort Musiktherapie im Einzel-Setting macht. Ich hatte gleich auf den ersten Blick ein ganz herzliches Verhältnis zu ihr.
Um es sich vorzustellen. Wir befinden uns in einem riesigen Komplex von Häusern. Angegliedert Schulen und ein Internat. Ein sehr großer Brunnenplatz bildet den Mittelpunkt. Die Häuser sind sonnengelb und alles macht einen freundlichen, sehr gepflegten, Eindruck. Ich sehe blinde Kinder, mit und ohne Begleitung , die schon freundlich grüßen, wenn sie den Klang der Schritte vernehmen. Angekommen. Das erste Mädchen, mit dem ich spielen werde, nennen wir es, Melissa.
Damit ihr meine Stimme vertrauter wird, lese ich zuerst ein Märchen vor, daß zur Harfe überleitet. Ich bräuchte es aber gar nicht, weil es ist gar nichts Fremdes da.
Melissa bespielt strahlend die Harfe, ich habe eine Aoyama mitgebracht. Der Klang bringt sie zum Lächeln. Immer wieder. Melissa spielt gemeinsam mit mir Harfe. Sie braucht überhaupt keine Punkte auf der Klangdecke.( Dank an Kailash:-)) Sie weiß wie die Abstände sind, wie sie die Intervalle findet. Wir spielen zusammen Greensleaves. Unproblematisch.
Sie merkt auch an, daß mein hohes D nicht richtig gestimmt ist.:-). Nachdem die Stunde wie im Flug vergangen ist, setzt sie sich noch an das Klavier spielt und singt
dabei. "Adele. Someone like you." Eine tolle Stunde.
Danach kommt Phillip. Er hat sehr schöne dunkle Augen. Er braucht kein Märchen, er will spielen. Es geht rasend schnell, als ich Greensleaves anspiele, sagt er mir, daß er es kennt und spielt es auf der Harfe. Erst mit einer Hand, dann zeige ich ihm die zweite und er sagt mir, daß er es nun alleine könne. (................ !) Carolin holt die Gitarre und sie spielen zu zweit. Phillip möchte die Harfe nicht mehr weglegen. Für sein nächstes Lied, sagt er mir, braucht er ein fis, und möchte wissen, wie er es einstellen soll.(!) Er spielt Glissandi mehr und mehr, dazwischen immer wieder ihm bekannte Lieder. Sogar eines von Helene Fischer. Atemlos.......... . ( So wie ich, denn ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.)
Die Harfe ist meiner persönlichen Meinung nach, ein ganz wichtiges, positiv auf die Psyche, einwirkendes Instrument, absolut für den Unterricht mit blinden Kindern geeignet. Noch wichtiger, gut erlernbar für blinde Menschen jedes Alters. Die Lehrmethode ist einfach nur ganz anders.
Eine Stunde später habe ich ein Gespräch mit Frau G., der Leiterin der Institution.
Die Kinder in Hannover bekommen zwei Leih-Harfen, auf denen sie spielen werden.
Frau G. habe ich wahrgenommen, als warmherzige Respektsperson, die Neuem gegenüber, wenn es sinnvoll erscheint und den Kindern dient, sehr aufgeschlossen und bemüht ist.
Ich würde mir wünschen, daß in vielen Bundesländern dieses Beispiel Schule machen wird.
Übrigens hat Carolin vieles, worüber ich berichte auf dem I-Pad als Video dokumentiert.
Warum gibt es die Harfe nicht schon längst als Instrument in allen Institutionen, in denen blinde und sehbehinderte Menschen mit Instrumenten arbeiten? Warum haben die Kirchen dieses Instrument noch nicht für blinde Menschen entdeckt?
Wie schaut es in den Vertretungen anderer Religionen aus, in denen blinde Menschen musizieren?
Ich bin mir sehr sicher, das Lächeln, über den Klang der Harfe, das Melissa und Phillip heute im Gesicht hatten, würde man auch bei vielen anderen blinden Menschen sehen können.
Wenn es vielleicht doch ältere Harfen-Projekte mit blinden Menschen geben würde, es würde mich sehr freuen, mehr darüber zu hören.
Vielleicht gibt es ja einmal eine Stiftung, die Interesse hat, Harfe für blinde Menschen, zu unterstützen und zu fördern. Dies könnte übrigens der Aufruf dazu sein.
Herzlichst
Eure
Lillyfee
P.S.: Ich hatte einen liebevollen, beeindruckenden Tag. Vielen Dank an das Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover, Frau G., Carolin und die Kinder, von denen ich so viel lernen durfte.

heute war der Tag meiner Hospitazion im Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover.
Zuerst machte ich die Bekanntschaft mit Carolin, die dort Musiktherapie im Einzel-Setting macht. Ich hatte gleich auf den ersten Blick ein ganz herzliches Verhältnis zu ihr.
Um es sich vorzustellen. Wir befinden uns in einem riesigen Komplex von Häusern. Angegliedert Schulen und ein Internat. Ein sehr großer Brunnenplatz bildet den Mittelpunkt. Die Häuser sind sonnengelb und alles macht einen freundlichen, sehr gepflegten, Eindruck. Ich sehe blinde Kinder, mit und ohne Begleitung , die schon freundlich grüßen, wenn sie den Klang der Schritte vernehmen. Angekommen. Das erste Mädchen, mit dem ich spielen werde, nennen wir es, Melissa.
Damit ihr meine Stimme vertrauter wird, lese ich zuerst ein Märchen vor, daß zur Harfe überleitet. Ich bräuchte es aber gar nicht, weil es ist gar nichts Fremdes da.
Melissa bespielt strahlend die Harfe, ich habe eine Aoyama mitgebracht. Der Klang bringt sie zum Lächeln. Immer wieder. Melissa spielt gemeinsam mit mir Harfe. Sie braucht überhaupt keine Punkte auf der Klangdecke.( Dank an Kailash:-)) Sie weiß wie die Abstände sind, wie sie die Intervalle findet. Wir spielen zusammen Greensleaves. Unproblematisch.
Sie merkt auch an, daß mein hohes D nicht richtig gestimmt ist.:-). Nachdem die Stunde wie im Flug vergangen ist, setzt sie sich noch an das Klavier spielt und singt
dabei. "Adele. Someone like you." Eine tolle Stunde.
Danach kommt Phillip. Er hat sehr schöne dunkle Augen. Er braucht kein Märchen, er will spielen. Es geht rasend schnell, als ich Greensleaves anspiele, sagt er mir, daß er es kennt und spielt es auf der Harfe. Erst mit einer Hand, dann zeige ich ihm die zweite und er sagt mir, daß er es nun alleine könne. (................ !) Carolin holt die Gitarre und sie spielen zu zweit. Phillip möchte die Harfe nicht mehr weglegen. Für sein nächstes Lied, sagt er mir, braucht er ein fis, und möchte wissen, wie er es einstellen soll.(!) Er spielt Glissandi mehr und mehr, dazwischen immer wieder ihm bekannte Lieder. Sogar eines von Helene Fischer. Atemlos.......... . ( So wie ich, denn ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.)
Die Harfe ist meiner persönlichen Meinung nach, ein ganz wichtiges, positiv auf die Psyche, einwirkendes Instrument, absolut für den Unterricht mit blinden Kindern geeignet. Noch wichtiger, gut erlernbar für blinde Menschen jedes Alters. Die Lehrmethode ist einfach nur ganz anders.
Eine Stunde später habe ich ein Gespräch mit Frau G., der Leiterin der Institution.
Die Kinder in Hannover bekommen zwei Leih-Harfen, auf denen sie spielen werden.








Frau G. habe ich wahrgenommen, als warmherzige Respektsperson, die Neuem gegenüber, wenn es sinnvoll erscheint und den Kindern dient, sehr aufgeschlossen und bemüht ist.
Ich würde mir wünschen, daß in vielen Bundesländern dieses Beispiel Schule machen wird.
Übrigens hat Carolin vieles, worüber ich berichte auf dem I-Pad als Video dokumentiert.
Warum gibt es die Harfe nicht schon längst als Instrument in allen Institutionen, in denen blinde und sehbehinderte Menschen mit Instrumenten arbeiten? Warum haben die Kirchen dieses Instrument noch nicht für blinde Menschen entdeckt?
Wie schaut es in den Vertretungen anderer Religionen aus, in denen blinde Menschen musizieren?
Ich bin mir sehr sicher, das Lächeln, über den Klang der Harfe, das Melissa und Phillip heute im Gesicht hatten, würde man auch bei vielen anderen blinden Menschen sehen können.
Wenn es vielleicht doch ältere Harfen-Projekte mit blinden Menschen geben würde, es würde mich sehr freuen, mehr darüber zu hören.
Vielleicht gibt es ja einmal eine Stiftung, die Interesse hat, Harfe für blinde Menschen, zu unterstützen und zu fördern. Dies könnte übrigens der Aufruf dazu sein.

Herzlichst
Eure
Lillyfee
P.S.: Ich hatte einen liebevollen, beeindruckenden Tag. Vielen Dank an das Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover, Frau G., Carolin und die Kinder, von denen ich so viel lernen durfte.















Zuletzt geändert von lillyfee am Do 20. Nov 2014, 11:10, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Harfe für Blinde
Liebes Forum!
Gestern war ein besonderer Tag für mich: Ich bin zum ersten Mal direkt mit zwei wunderbaren Harfen in Berührung gekommen, als lillyfee zwei meiner Musiktherapieklienten und mich bei der Arbeit im Landesbildungszentrum für Blinde aufsuchte. Welch‘ schönes, ästhetisches Erlebnis für mich und die Kinder! Da ich „am Klavier zu Hause bin“, konnte ich mir Aufbau und Saiten relativ schnell erschließen.
Spannend fand ich besonders, wie meine beiden Klienten auf das Instrument, das auch für sie völlig neu war, reagiert haben: Sie machten es sich aus meiner Beobachtung sofort zu Eigen - der eine etwas „stürmischer“ und kraftvoller als die andere - und tasteten sich hervor. Beide Kinder fanden schnell heraus, wo die jeweiligen Töne liegen und orientierten sich - so mein Erleben - vordergründig am Klang und an dem Abstand zwischen den Saiten. Die aufgeklebten Markierungen auf der Resonanzdecke - sicher gut gemeint & gedacht - waren zumindest bei diesen Kandidaten überflüssig. Die Melodie des mitgebrachten Liedes „Greensleaves“ konnte von beiden verhältnismäßig schnell nachgespielt werden, und auch die Grundtöne der jeweiligen Harmonien wurden von dem einen Kind, auch wenn die rechte Hand aufgrund einer Spastik eingeschränkter ist als die linke, schnell mit hinzu genommen. Die intrinsische Motivation dabei war deutlich zu spüren. Die Kinder konnten sich als selbstwirksam erleben, sich etwas Neues trauen, sich etwas zutrauen und eine ganze besondere Stunde verleben.
Ein großes Lob an die Harfenpädagogin! Liebevoll, freilassend und gleichzeitig klar und deutlich konnte sie diesen beiden besonderen Kindern die Harfe näherbringen und in so kurzer Zeit so vieles vermitteln.
Schwierig fiel es den Kindern offenbar, ihr Erleben in Worte zu fassen (Wie fühlt sich die Harfe an? Wie sind die Töne?) - unter Umständen entspricht dies momentan nicht ihrer Zone der geistigen Entwicklung. Ganz offensichtlich war jedoch, dass beide viel, viel Freude beim Kennenlernen der Harfe hatten und sicher gerne viel öfter spielen würden.
Ich würde mich riesig freuen, wenn lillyfee und ich in Zukunft häufiger mit den Kindern zusammenkommen und weitere schöne, erfüllte Stunden mit der Harfe verbringen könnten!
Herzliche Grüße,
Carolin Stark
Gestern war ein besonderer Tag für mich: Ich bin zum ersten Mal direkt mit zwei wunderbaren Harfen in Berührung gekommen, als lillyfee zwei meiner Musiktherapieklienten und mich bei der Arbeit im Landesbildungszentrum für Blinde aufsuchte. Welch‘ schönes, ästhetisches Erlebnis für mich und die Kinder! Da ich „am Klavier zu Hause bin“, konnte ich mir Aufbau und Saiten relativ schnell erschließen.
Spannend fand ich besonders, wie meine beiden Klienten auf das Instrument, das auch für sie völlig neu war, reagiert haben: Sie machten es sich aus meiner Beobachtung sofort zu Eigen - der eine etwas „stürmischer“ und kraftvoller als die andere - und tasteten sich hervor. Beide Kinder fanden schnell heraus, wo die jeweiligen Töne liegen und orientierten sich - so mein Erleben - vordergründig am Klang und an dem Abstand zwischen den Saiten. Die aufgeklebten Markierungen auf der Resonanzdecke - sicher gut gemeint & gedacht - waren zumindest bei diesen Kandidaten überflüssig. Die Melodie des mitgebrachten Liedes „Greensleaves“ konnte von beiden verhältnismäßig schnell nachgespielt werden, und auch die Grundtöne der jeweiligen Harmonien wurden von dem einen Kind, auch wenn die rechte Hand aufgrund einer Spastik eingeschränkter ist als die linke, schnell mit hinzu genommen. Die intrinsische Motivation dabei war deutlich zu spüren. Die Kinder konnten sich als selbstwirksam erleben, sich etwas Neues trauen, sich etwas zutrauen und eine ganze besondere Stunde verleben.
Ein großes Lob an die Harfenpädagogin! Liebevoll, freilassend und gleichzeitig klar und deutlich konnte sie diesen beiden besonderen Kindern die Harfe näherbringen und in so kurzer Zeit so vieles vermitteln.
Schwierig fiel es den Kindern offenbar, ihr Erleben in Worte zu fassen (Wie fühlt sich die Harfe an? Wie sind die Töne?) - unter Umständen entspricht dies momentan nicht ihrer Zone der geistigen Entwicklung. Ganz offensichtlich war jedoch, dass beide viel, viel Freude beim Kennenlernen der Harfe hatten und sicher gerne viel öfter spielen würden.
Ich würde mich riesig freuen, wenn lillyfee und ich in Zukunft häufiger mit den Kindern zusammenkommen und weitere schöne, erfüllte Stunden mit der Harfe verbringen könnten!
Herzliche Grüße,
Carolin Stark
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- nicht mehr wegzudenken
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- Registriert: Sa 17. Sep 2011, 12:00
- Land: Deutschland
- Meine Harfe(n): Klingt besonders schön, wenn Sie von Kindern bespielt wird.
Re: Harfe für Blinde
Liebe Forianer,
heute habe ich eine Mail von Jochen Pöhlert erhalten und mit ihm telefoniert.
Erst einmal die schöne Nachricht vorweg, er sagte mir, daß er Interesse an dem Thema hätte und er im nächsten Jahr damit anfangen könne, ein Harfen- Lehrbuch für blinde Menschen zu schreiben.
Wie der "Zufall" es will, obwohl er heute in einem ganz anderen Teil von Deutschland wohnt, ist er genau dort geboren, wo ich mit den Kindern gespielt habe. In Hannover- Kirchrode, wo er auch getauft wurde. Er hat einen Text an eine private Mail gehängt und mir die Erlaubnis gegeben, diese zu veröffentlichen.
Da ich ein Kunstgenießer bin, sei mir noch die Anmerkung erlaubt, daß in Hannover- Bemerode eine Straße nach seinem Großvater benannt ist.
Victor Schulte ( Maler, 1887-1972) s. Wiki. Einige seiner Bilder hängen im Landesmuseum Hannover. Wie schön, daß die Welt manchmal so klein ist.................... .
Nun aber, als Anhang, der Bericht von Jochen Pöhlert
Herzliche Grüße
Eure Lillyfee

heute habe ich eine Mail von Jochen Pöhlert erhalten und mit ihm telefoniert.
Erst einmal die schöne Nachricht vorweg, er sagte mir, daß er Interesse an dem Thema hätte und er im nächsten Jahr damit anfangen könne, ein Harfen- Lehrbuch für blinde Menschen zu schreiben.














Wie der "Zufall" es will, obwohl er heute in einem ganz anderen Teil von Deutschland wohnt, ist er genau dort geboren, wo ich mit den Kindern gespielt habe. In Hannover- Kirchrode, wo er auch getauft wurde. Er hat einen Text an eine private Mail gehängt und mir die Erlaubnis gegeben, diese zu veröffentlichen.
Da ich ein Kunstgenießer bin, sei mir noch die Anmerkung erlaubt, daß in Hannover- Bemerode eine Straße nach seinem Großvater benannt ist.
Victor Schulte ( Maler, 1887-1972) s. Wiki. Einige seiner Bilder hängen im Landesmuseum Hannover. Wie schön, daß die Welt manchmal so klein ist.................... .
Nun aber, als Anhang, der Bericht von Jochen Pöhlert

Herzliche Grüße
Eure Lillyfee
Auditiver Harfenunterricht für Blinde bzw. blinde Kinder/Jugendliche
Durch meinen Lehrer und späteren Ziehvater Werner Pöhlert (Jazz-Gitarrist, 1928-2000) hatte ich das seltene Glück, in den 70er und 80er Jahren noch mit einigen Musikern der ersten Stunde des deutschen Nachkriegsjazz sowie einigen internationalen Jazzern und älteren Bar-Pianisten zusammen spielen zu können, bzw. Workshops mit ihnen durchzuführen.
Alle ihre musikalischen Biographien waren deutlich bzw. beinahe ausschließlich auditiv (d.h. "gehörs-bezogen) geprägt. Keiner von ihnen hatte eine nennenswerte theoretische Ausbildung absolviert, und das Spiel nach Noten gehörte nicht zu ihren primären Fertigkeiten.
Diese Erfahrung, dazu meine eigene (mittlerweile über 40-jährige) Unterrichtspraxis mit ungezählten Schülern, sowie Hunderte von Jazz- und Improvisations-Workshops im In- und Ausland bewogen mich, im Jahr 2004 “die theoretische Bremse zu ziehen”, und mit der Herausgabe meines “Ohrenbuches” (Zimmermann Verlag Frankfurt) einen deutlich auditiv geprägteren didaktischen Weg einzuschlagen.
Auf die konkreten Bedürfnisse blinder Harfen-Lernwilliger übertragen bedeutet dies (wie eigentlich für die Sehenden auch!), die Erwerbung auditiver Fähigkeiten in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen, und die anderen Fertigkeiten wie Noten-Spiel und Theorie zum Teil erst einmal hintan zu stellen.
Konkret: zunächst sucht man auf jedem Instrument einen Basis, den Mittelpunkt eines auditiven Bezugssystems: den Grundton. Von diesem aus “er-tastet” man sich die nächsten umliegenden Töne (Parade-Beispiele sind tonleiter-dominierte Melodien wie “Alle meine Entchen”, “Ist ein Mann in Brunn’ gefallen” oder “Bruder Jacob” und ähnliche). Hier liegen alle Töne “schön bequem” direkt nebeneinander, und ein relativer Lern-Erfolg stellt sich schnell ein!
Der Phantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt ... Alles, was einem auf der “freien musikalischen Wildbahn” begegnet, kann hierfür benutzt werden, sei es “Was wollen wir trinken” von den “Bots” in den 70er Jahren) bis zu Kinder-Melodien aus Fernseh-Serien (“Eine Insel mit zwei Bergen”), oder die kleinen Melodien der div. “Game-Boys” und 1000 andere Melodien!
Die nächste Stufe sind einfache Stücke mit kleineren “Sprüngen”, wie Terzen oder die eine oder andere Quinte. Schon simple Melodien wie “Kuckuck”, “Hänsel & Gretel” oder “Hänschen Klein” stellen – spielt man sie tatsächlich ohne Noten und ausschließlich nach Gehör - überraschenderweise selbst für jahrelang studierte “Klassiker” zuweilen echte Herausforderungen dar.
Im “Ohrenbuch” bzw. dessen wichtigstem Bestandteil, den beiden CDs, finden sich über 160 Melodien, progressiv gestaffelt, von den einfachsten Anfängen (siehe oben) bis zu komplexeren Linien, wie z.B. der wunderschönen und von größeren Intervallen dominierten Melodie “In einem kühlen Grunde” u.a.
Mit dem allmählichen Herantasten von den leichten linearen und kleinen Melodien bis zu den größeren läßt sich – zugeschnitten auf die verschiedensten Bedürfnisse und Übungs-Aufwände – für jeden (!) Schüler/Lernenden ein individueller Weg “zu-schneiden” ... ich selbst habe durch dieses Studium mein eigenes Gehör allmählich um sicher einige Grade verbessern können, und wurde allmählich – von einem doch eher “klassisch Ausgebildeten” zum emotional begeistert Hörenden, Spielenden und Improvisierenden.
Einige Anwender des “Ohrenbuches” versicherten mir, daß sich – nach einigen Wochen oder Monaten mit dem Konzept - ihr Gehör deutlich verbesserte, und (von alledem m.E. das Wichtigste) die Freude am Umgang mit tatsächlich eigenen Tönen ihre musikalische Praxis ungeheuer und täglich aus Neue bereicherte.
- Maira
- nicht mehr wegzudenken
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- Registriert: So 6. Jan 2013, 17:59
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- Meine Harfe(n): Maira Bausatz von Klaus Regelsberger, Schwabach
Hobbit von Klaus & Annika Regelsberger, Schwabach
Fischer 80 von Thomas Fischer, Traunstein
Re: Harfe für Blinde
Na so was ! Vom Werner Pöhlert hatte ich mal das Buch mit dem Quintenzirkel.
Die Welt ist wirklich ein Dorf.
Die Welt ist wirklich ein Dorf.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
Aber ich mach das wirklich.
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Re: Harfe für Blinde- Visions 2015
Liebe Forianer,
im Moment werde ich oftmals gefragt, wie meine Vision von " Harfe für Blinde" aussehen würde.
Ich möchte diese Frage gerne an das Forum weitergeben und würde mich, da es mir sehr wichtig ist, wirklich sehr über Eure Beiträge freuen.
-Wenn keine Rahmenbedingungen vorhanden wären-, und alles möglich wäre, welches Projekt mit blinden/ sehbehinderten Menschen ( Kinder oder Erwachsene) und der Harfe, könntet Ihr Euch, im privaten Umfeld, der Gemeinde, der Stadt in der Ihr lebt, in Deutschland, Europa oder auch Weltweit vorstellen?
Ich würde mich sehr freuen, in diesem Tread Beiträge von Euch, dazu, lesen zu dürfen.
Herzlichst
Lillyfee

im Moment werde ich oftmals gefragt, wie meine Vision von " Harfe für Blinde" aussehen würde.
Ich möchte diese Frage gerne an das Forum weitergeben und würde mich, da es mir sehr wichtig ist, wirklich sehr über Eure Beiträge freuen.


Ich würde mich sehr freuen, in diesem Tread Beiträge von Euch, dazu, lesen zu dürfen.



Herzlichst
Lillyfee
- moi66
- ganz schön fleißig
- Beiträge: 99
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Re: Harfe für Blinde
Projekt? Warum Projekt? Ein Projekt hat immer einen Anfang und - ein Ende.
Ich fänds traumhaft, wenn (nicht nur) behinderten Menschen Musik(instrument)erfahrung möglich wäre..
Wenn Raum, Zeit, Personal und finanzielle Mittel da sind, eine der Person angemessene Erfahrung mit Musik zu vermitteln und darauf aufzubauen.
Wenn Menschen Instrumente in aller Ruhe "erfahren" können und sich dann für (oder auch gegen) einen Unterricht entscheiden.
Wenn Menschen, die ein Instrument (noch) nicht selber spielen können, Musik erleben und darin "baden" können
Wenn engagierte Musiker (wie Du, lillyfee) nicht abwägen müssen, wer jetzt den Unterricht in Zeiten von Geldknappheit am meisten braucht oder verdient
Wenn ein ausreichender Fundus an Musikinstrumenten genauso zur Schulausstattung gehört wie Turngeräte oder Tafel
Wenn...
Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär... *seufz*
Ich fänds traumhaft, wenn (nicht nur) behinderten Menschen Musik(instrument)erfahrung möglich wäre..
Wenn Raum, Zeit, Personal und finanzielle Mittel da sind, eine der Person angemessene Erfahrung mit Musik zu vermitteln und darauf aufzubauen.
Wenn Menschen Instrumente in aller Ruhe "erfahren" können und sich dann für (oder auch gegen) einen Unterricht entscheiden.
Wenn Menschen, die ein Instrument (noch) nicht selber spielen können, Musik erleben und darin "baden" können
Wenn engagierte Musiker (wie Du, lillyfee) nicht abwägen müssen, wer jetzt den Unterricht in Zeiten von Geldknappheit am meisten braucht oder verdient
Wenn ein ausreichender Fundus an Musikinstrumenten genauso zur Schulausstattung gehört wie Turngeräte oder Tafel
Wenn...
Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär... *seufz*
Everything happens for a reason.
But sometimes that reason is that you're stupid and you make bad decisions.
But sometimes that reason is that you're stupid and you make bad decisions.