Aloha aus Augsburg

Hier kannst du dich und deine Instrumente kurz vorstellen
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aquatinte5
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Aloha aus Augsburg

Beitrag von aquatinte5 »

Hallo, liebe Harfenbegeisterte!

Nachdem ich ein Jahr lang ganze Nächte nur mit dem Lesen eurer Diskussionen verbracht habe, ist es an der Zeit, mich vorzustellen (fühl mich ein bisschen wie das "neue Kind" in der Spielgruppe und musste erst einmal die Schüchternheit überwinden ;-).

Ich bin 40 Jahre alt und lebe derzeit in der Zwiebelturm-Stadt Augsburg. Mein erster Kontakt mit der Harfe war die Musik von Joanna Newsom. Ich habe sie als Studentin entdeckt und war so begeistert von ihrer kompromisslosen Originalität, dass ich zum ersten Mal die Phantasie hatte, selbst an so einem Instrument zu sitzen. Kurze Google-Suche hat ergeben: Nicht in diesem Leben. Zu astronomisch hoch der Preis für jemanden, der in Armut aufgewachsen ist und damals nur von Bafög lebte, kein Platz in der engen Butze und natürlich auch keine Lehrer weit und breit.

Im letzten Jahr meiner 30er und mit den ersten Fältchen um die Augen habe ich mir die existenzielle Frage gestellt, was ich "am Sterbebett" wirklich bereuen würde, und die Antwort war sofort da: keine Musik gemacht zu haben!!! Ich habe als Kind ein Jahr Klavier gelernt (im Ostblock, wo der Klavierunterricht nichts gekostet hat) und hatte als Teenager ein Jahr lang Gitarrenunterricht. An diese Instrumente habe ich mich später immer wieder herangewanzt, aber irgendwie hat es nicht mehr „gefunkt“. Klavier und Gitarre waren für mich einfach „durch“.

Durch Zufall habe ich auf der Website einer der Musikschulen hier gelesen, dass auch Harfenunterricht angeboten wird und dass dieser Unterricht auch auf „Leihinstrumenten“ möglich sei. Ich könnte das Ganze also relativ unverbindlich ausprobieren, ohne Risiko. Das klang nach einem guten Midlife-Crisis- bzw. Midlife-Renaissance-Projekt.

Einen Monat später stand eine Leihharfe von Glissando (Saphir) im Wohnzimmer. Und ich muss zugeben: am Anfang hab ich mit dem Instrument noch sehr gefremdelt. Ich war mir manchmal wirklich nicht sicher... An den Videos, die ich auf Youtube auf Anhieb fand, gefiel mir wenig: überall nur diese langhaarigen Girls, die dekorativ im Gras sitzen und furchtbar seichte Tunes auf ihren Pakis klimpern oder aufgetakelte Frauen in High-Heels und Abendkleidern an goldenen Pedalharfen... mit anderen Worten: ich fand mich darin nicht wieder und am Ende war ich mir gar nicht sicher, ob mir das Instrument überhaupt gefiel. :-o

Und jetzt kommt das Harfenforum ins Spiel: Dank euch musste ich mich nicht auf den Schwingen der Algorithmen in den Abgrund der Seichtheit und des Kitsches treiben lassen, sondern konnte nach und nach entdecken, was das Instrument alles an Klangreichtum, Vielfalt und Würze zu bieten hat. Ich entdeckte (hier im Forum) Catrin Finch und Seckou Keita, die Musik von Bernard Andrès, die wunderschönen Arrangements von Kim Robertson und schließlich auch die unübertroffen genialen Kompositionen von Salzedo. Es dauerte keine drei Monate und ich konnte mir ein Leben ohne die Harfe nicht mehr vorstellen.

Long story short: Mittlerweile habe ich meine eigene Harfe, eine Saphir aus Eschenholz, an der ich regelrecht klebe. Wenn nicht die Nachbarn wären oder die Schulterschmerzen, würde ich jede freie Minute an der Harfe sitzen. Es stimmt, was ihr immer sagt: das Instrument macht süchtig. Es macht so viel Spaß, es tut so gut, es entspannt und stimuliert die Synapsen. Ich bin so glücklich damit!!! Gerade bin ich mit dem Aquatintes-Heft von Andrès fertig geworden und kann nun auch meinen Nickname mit Stolz tragen. ;-)

Ich freue mich sehr auf den Austausch mit euch allen!

Aquatinte5
Anatker611
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von Anatker611 »

Hallo und Herzliche Grüße von um der Ecke - wir wohnen seit diesem Sommer in Untermeitingen, das ist Landkreis Augsburg 😜
Falls die Schulterschmerzen vom Harfe spielen kommen, kann dir vielleicht jemand was zu deiner Haltung empfehlen? Das sollte nämlich glaube ich nicht so sein. Ich hatte ne Zeitlang Probleme, weil ich immer mit umgehängter Harfe gespielt habe. Seit ich wieder im Sitzen spiele ist alles gut.
Grüße, Evi
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aquatinte5
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von aquatinte5 »

Oh, toll! Das ist in den "Stauden", oder? Fahre hin und wieder zum Spazieren in diese Gegend.
Ja, Haltungsschäden und Rückenprobleme hatte ich leider schon immer (Skoliose), mit der Harfe ist es nicht wirklich besser geworden. Habe mich schon eingehend mit Alexandertechnik beschäftigt (ohne sie in die Praxis umzusetzen) und weiß auch, welche Yoga-Manöver mir helfen könnten. Mal sehen ob der Schweinehund im Frühling wieder raus will, schmerzfrei an der Harfe zu sitzen ist mittlerweile eine starke Motivation. :-)
Anatker611
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von Anatker611 »

Oh das weiß ich gar nicht 😂 Lechfeld nennt sich das hier auch. Der Militärflugplatz ist hier in der Nähe. Von Augsburg die B17 Richtung Landsberg. Ziemlich in der Mitte.
Oh je. Das ist natürlich ein Thema für sich! Damit kenne ich mich überhaupt nicht aus. Mein Mann hat zwar auch „Rücken“, aber bei dem sind es die Bandscheiben...
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Maira
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von Maira »

Mit der Harfe zum Physiotherapeuten?
Wenn einer das weis, dann der.
Mit Skoliose Harfe spielen ist eine Herausforderung.
Aber wenn Du das schaffst, einen Physio und eine Lehrerin ins
Boot zu holen, dann solltest Du auch mit Genuss und ohne
Schmerzen mit Harfe glücklich werden.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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aquatinte5
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von aquatinte5 »

Danke für die aufmunternden Worte! :-) Tatsächlich möchte ich mich bald zu einem Fachmann oder einer Fachfrau diesbezüglich begeben.
Die Skoliose ist zum Glück nicht so schlimm und basiert auf einem Beckenschiefstand wegen 1cm kürzerem Bein. Ich muss z.B. nicht wie viele andere Skoliose-Patienten ein Korsett tragen, bloß Einlagen, um den Höhenunterschied auszugleichen. Das ändert aber nichts daran, dass meine Haltung allgemein katastrophal ist und einige schlechte Gewohnheiten wegen Corona (Homeoffice im Bett, "Rumlümmeln" und viel Lesen am Handy) gerade großen Schaden anrichten. Vielleicht ist es auch gut, dass ich das gerade an der Harfe besonders schmerzvoll zu spüren bekomme, weil es so eine starke Motivation ist, an Haltung, Rückenmuskulatur und Flexibilität im Rücken aktiv zu arbeiten, bevor es zu spät ist. :_cry_:
Cantora
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Meine Harfe(n): Hallo Ihr Lieben! Seit September 2020 bin ich Besitzerin einer Aoyama Etude 42 Doppelpedalharfe aus Walnußholz und so glücklich, dass mein Wunsch jetzt Wirklichkeit wird. Meine Aoyama ist ein wunderschönes Instrument mit einem satten Sound in der Tiefe und herrlichen Höhen. Ich habe lange hin und her gesucht, Anzeigen gelesen, im Internet geforscht. Und dann blieb ich immer wieder bei Aoyama hängen, und da es ja eine Doppelpedalharfe sein sollte, sah ich diese Kleine. Ihr Klang war überzeugend, vor allem aber auch die Größe und das Gewicht, so dass ich sie auch alleine noch bewegen und handhaben kann. Jetzt freue ich mich, mich in diesem Forum angemeldet zu haben und grüße die ganze Community!

Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von Cantora »

Hallo liebe Aquatinte5!

Liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet in das schöne Augsburg!
Auch ich bin neu in diesem Forum und habe sofort bei Deinem Namen gestockt! Die Noten von Bernard Andres liegen auf meinem Notenständer und warten, dass ich sie spiele. Was für herrliche Musik hat er geschrieben! Ich erarbeite grade seine "Charades", es macht so Spaß sie zu üben! :_grin_: :_grin_: Hast du noch mehr von ihm gespielt? Ich bin ziemlich neu an der Harfe und freue mich immer über schöne (kurze ) Stücke.
Herzliche Grüße mit Sonnenschein von
Cantora
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von aquatinte5 »

Liebe Cantora,
ich freue mich soooo sehr, in dir ein gleichgesinntes Andrès-Fangirl zu finden! Werde nie den Tag vergessen, als wir im Unterricht mit dem ersten Pampuch-Heft so gut wie durch waren und meine Lehrerin meinte: "Dann können wir ja demnächst mal ein Heft von Bernaaah Andreß ausprobieren!" Ich so: :_huh_: (wer?) und lief mit glühenden Backen nach Hause, begann zu googeln, fand auf Anhieb "Aquatintes 1" und war sofort verzaubert, regelrecht verstört darüber, wie gut mir das gefiel! Das erste Heft, das ich von meiner Lehrerin bekommen habe war Marelles (Band 2). Ich empfehle es dir WÄRMSTENS (Band 1 ist nicht so gut). Die Stücke sind relativ kurz und als Anfänger, der das Gröbste hinter sich hat, gut zu meistern und eine große Freude zu spielen. Nach den Marelles haben wir Ribambelles durchgenommen. Auch wundervoll, aber schon etwas schwerer. Ich hab mir wirklich die Zähne dran ausgebissen und bin heute der Meinung, dass es damals noch zu früh dafür war. Das Heft Aquatintes habe ich mir etwas übermütig bereits nach einem halben Jahr Harfenunterricht zugelegt, obwohl ich wusste, dass ich noch nicht auf dem Level bin. Und dann hab ich mich im Corona-Sommer so sehr darin verkrallt, dass ich jetzt doch damit durch bin. :_cheesy_: Es geht doch nichts darüber, Stücke zu üben, die man liebt!
Ich hoffe wir bleiben in schwärmerischer Verbindung - und lass mich wissen, wie es dir mit den Aquatintes ergangen ist! (Tipp von meiner Lehrerin: Die (meisten) Stücke von Andrès klingen noch toller, wenn man sie etwas langsamer spielt als angegeben.)

Aufgeregte Grüße Richtung Pott,
aquatinte5
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von Cantora »

Hallo liebe Aquatinte5,
ganz lieben Dank für Deine Antwort und die guten Empfehlungen! Ich werde sie mit meiner Lehrerin besprechen, zuerst muss ich allerdings die "Charades" fertigmachen. Vor kurzem habe ich gewagt, sie mir auf YouTube anzuhören.... und bin rückwärts umgefallen.... Ja, ich bin auch dafür, sie langsamer zu spielen :_rolleyes_: , sie klingen tatsächlich in den verschiedensten Tempi gleich gut, auch wenn sie dann einen anderen Charakter bekommen. Meine Lehrerin bremst mich auch ständig, ihr ist es sehr wichtig, dass die Technik stimmt, was ich ja generell begrüße. Ich denke, so geht es bei vielen Stücken, noch bin ich nicht so weit, eine gewisse "lockere Wildheit" :_grin_: :_grin_: aufs Instrument zu übertragen. Aber ich bleibe dran, meine Tochter staunt jedes mal, wenn sie mich wieder spielen hört. Man wächst an diesen schönen kleinen Stücken von Andres! Hoffentlich geht es Dir genauso!
Liebe Grüße und überspiele diese dumme Corona-Zeit mit ganz vielen Appegien!
Deine Cantora
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Re: Aloha aus Augsburg

Beitrag von aquatinte5 »

Aaah, die "lockere Wildheit" gefällt mir! :_cheesy_:

Und wo du gerade die Arpeggien erwähnst: vor lauter Aufregung habe ich bei meiner Auflistung der mir bereits angetrauten Andrès-Stücke ausgerechnet das Heft vergessen, das ich seit Februar jeden Tag hingebungsvoll übe! Es handelt sich um das Variationenwerk La Gimblette. Einfach köstlich! Da du speziell nach kurzen Stücken gefragt hast, es sind 12 kurze Variationen, eingerahmt von einem Thema und einer rhythmischen Abwandlung dieses Themas am Schluss (also insgesamt 14 kurze Stücke). Sobald du der lockeren Wildheit mächtig bist, schau es dir unbedingt mal an. Ich denke, dass du grenzenlosen Spielspaß damit haben könntest! :_smile_: Aber jetzt erstmal viel Freude mit deinen Charades und lass dich nicht ablenken!!!

Liebe Grüße,
aquatinte5

PS: La Gimblette - wie das fetzt!!! :_cool_:
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