Harfe zu alt..

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Fainwen
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Harfe zu alt..

Beitrag von Fainwen »

Also nein, ich frage nicht für mich. Aber ich habe überlegt, was mit Harfen passiert, die wirklich durchgenudelt sind. Die viele Übestunden hinter sich haben, neue Saiten helfen auch nix mehr, Klangdecke hinüber...

Die schmeißt man doch nicht einfach in die Restmülltonne - oder doch? Gibt's sowas wie einen Harfenfriedhof? Sie einfach dem Sperrmüll oder dem Gartenfeuer zu überlassen kommt mir irgendwie falsch vor O.o
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ClarSach
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von ClarSach »

Wenn nötig, kann man eine neue Klangdecke oder eine neue Necke auf der Harfe setzen lassen, nicht billig, aber wenn es eine schöne Harfe ist...
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Maira
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von Maira »

Hat die Klangdecke Querrisse dann könnte noch was gehen.
Bei Längsrissen ist die Decke eigentlich hinüber und KANN ersetzt werden.
Auch ein Bruch im Hals ist reparabel, zur Not muss ein Neuer drauf.
Ob sich das dann finanziell loht ist eine andere Frage.
Die Harfe ist repariert aber doch eine ,,Alte".
Wenn Du eine alte Harfe ,, aufmöbeln" lassen willst,
dann schau ins Wiki, da stehen viele Harfenbauer drin die
eine solche Reparatur machen können.
Ob sie das allerdings tun wollen, ob es sich lohnt,
das solltest Du direkt bei den Harfenbauern erfragen.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
HarfenEla
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von HarfenEla »

Im Zweifel doch immer noch eine schöne Dekoration, wenn gar nichts mehr zu retten wäre....?
Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. 🎶
Christian_Hofmann
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von Christian_Hofmann »

Ich habe hier ein Harmonium aus dem Jahre 1820 stehen. Also über 200 Jahre alt und es ist so als ob es gestern vom Band gekommen ist. Was ich damit sagen will, ein Instrument hat eigentlich eine unbegrenzte Lebensdauer, vorausgesetzt man Pflegt und wartet es regelmäßig. Das gilt auch für die Harfe. Verschleißteile und Teile die ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen kann man austauschen. Ob es sich lohnt finanziell ist natürlich eine ganz andere Frage.

Wer sich dafür interessiert ich habe damals eine kleine Fotoshow zur Aufarbeitung gemacht. Das war der Zustand als ich es aus der Kirchengemeinde übernommen habe. Die Musik die im Video spielt wurde von mir auf dem Harmonium gespielt
https://www.youtube.com/watch?v=ecsQ0_RV834
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Maira
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von Maira »

Oder man fragt CAROLA PINDER.
Sie hat eine Sammlung alter und oft nicht mehr spielbarer Harfen.
Dennoch hat sie Gewöhnliches und Kurioses zusammengetragen.
Und da freuen sich die Harfenbauer weil sie dort die alten Schätzchen
studieren können.
Was uns dann nützt weil wir schöne neue Harfen und auch Nachbauten
aus vergangenen Zeiten bekommen können.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Fainwen
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von Fainwen »

Hm spannend, was es doch für Möglichkeiten gibt!
Ich hatte jetzt keine besonders historisch Harfe im Kopf, meine Lehrerin hat(te) eine Camac Aziliz die einfach massiv viel bespielt wurde und deutlich an Klang nachgelassen hat. Was sie damit jetzt gemacht hat, weiß ich auch nicht, ich denke aber, dass sie sie noch günstig vermietet hat.

Das Video schau ich mir die Tage mal an, danke!
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feirefiz
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26saitige Gotische Harfe von Olimpiuț Fărcaș, Rumänien

19saitige Roundback mit Stahlsaiten

12saitige Kinderharfe von Forest Row, England mit Bronze besaitet.

32saitige bretonische Harfe von Daniel Paris aus Brest.
(Leider nach 40 Jahren nur noch eine Raum-Zierde. )
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von feirefiz »

Hmmm...
Zu allererst, nein, Harfen wirft man nicht weg. Das geht einfach nicht. Und trotzdem weiß man (ich) oft nicht weiter. ich frag mal hier nach, weil es zum Thema passt. Vielleicht hat jemand einen Rat?

Ich habe meine erste Harfe vor über 40 Jahren von Daniel Paris aus Brest gekauft. Damals war das alles noch (oder wieder) in den Kinderschuhen und heute würde man sicherlich technisch ein paar Dinge anders machen. Ich haber erst vor Kurzem gelernt, dass es in Sechziger/Siebzigern tatsächlich KEINE keltischen Harfen mehr zu kaufen gab, nur ein paar historische Modelle hier und da. So drei, vier Leute haben das damals alles ganz neu entwickeln müssen. Daniel Paris war wohl nach dem Vater von Alan Stivell und vielleicht neben den Dolmetschs auf der englisch/Irischen Seite einer der ersten, die Nachbauten oder neue Modelle entwickelt oder in Auftrag gegeben haben, dann kamen bald andere dazu. Aber das hatte alles noch technische Schwächen. Und dann schossen sie in den Achtzigern wie Pilze aus dem Boden, und vor allem auch solider gebaut, Gottseidank! Aber für jede Harfe kommt eine Zeit, in der die Lieder verstummen...

Meine geliebte und "rund" klingende bretonische Harfe hat viel mitgemacht. Zu allererst wurde sie (man wusste es nicht besser) auf Anraten von allerlei Lehrern und Händlern viel zu stark besaitet, aber das war eben der Grund, warum sie so traumhaft mit klassischer Kraft zu spielen war. Der Preis war ein aufgelöster Korpus und ein Riss in der Decke. Leider, leider, leider hat sie in Holland ein Instrumentenbauer unendlich lieblos zusammengeflickt. Lieblos, denn er mochte den Korpus auf geleimten und furnierten Holz nicht leiden, als ob das bei dem beseelten Instrument wichtig gewesen wäre. Idiot. Sie war (und ist) ein schönes Instrument! Aber sie wurde mit SCHRAUBEN, und auch noch schief angesetzt!, malträtiert und repariert. Mir ist das Herz stehen geblieben, als ich sie wieder hatte, aber egal, sie konnte wieder bespielt werden und klang wunderbar. Natürlich haben die Schrauben verhindert, dass die Harfe ihre Notbremse ziehen konnte, und als sie viele Jahre später wieder gerissen ist, ging der Riss durch die Leisten im Korpus. Und wieder zu einem Instrumentenbauer, dieses Mal ein Franzose, der hat sie komplett auseinander genommen und neu verleimt und eine neue Decke eingezogen. Das war kein gutes Holz, muss ich sagen und es ist ihm auch nicht gelungen, sie komplett passgenau zu verleimen, da sitzt nun am Hals etwas leicht schief, und der Mensch hat sogar noch mehr Schrauben reingedreht! (WAS IST NUR MIT NICHT-HARFENBAUERN LOS?!) Aber wieder: ein Klang wie Samt... wenn man ihr auch angesehen hat, dass sie genau wie ich viel erlebt hat... Nein, sowas schmeißt man nicht weg... auch nicht, wenn sie nunmehr zum dritten Mal geplatzt ist. Ich hab sie eingepackt und sehr traurig auf dem Dachboden in Sicherheit gebracht. Hin und wieder kam eine Anfrage, ob ich sie dem einen oder anderen "Harfenmuseum" einverleiben möchte. Ich verstehe das, aber das geht nicht so einfach. Nicht wenn ein Instrument über 4 Jahrzehnte die eigene "Stimme" war.

Und jetzt überlege ich, ob ich (obwohl da meine ganz andere, ganz eigene neue Stimme, eine Silmaril steht) sie doch noch einmal zusammen leimen lassen soll. Es wird eher optisch als funktional sein und ich werde ihr dann Saiten aufziehn müssen, die sie nur als Erinnerungs-Traumbild klingen lassen würden, vor allem Bass-Saiten aus umwickelter Seide statt Stahlkern und statt der Darmsaiten und Nylon von Pyramid irgendetwas anderes... Immerhin, sie wäre wieder am Leben. Aber ich widme mich nun eher meiner Entdeckungsreise auf der Silmaril, eine ganz andere Seele...

Und nun nach dem langen Vorlauf die Frage: Gibt es jemanden in der Umgebung von Heidelberg, der die notwendigen Werkzeuge, Klammern usw. hat, um sowas zu machen - den ich überhaupt BEZAHLEN kann? Sowas kostet ja verständlcherweise und zurecht Geld, aber ich blicke auf eine baldige Rente, die mich nicht fröhlicher machen wird und wie gesagt, wird diese Reparatur nur... optisch sein. Aber ich muss immer wieder an die kleine treue Seele denken, die da oben in der Dunkelheit steht. Ich konnte sie nicht so kaputt in meiner kleinen Wohnung sichtbar stehen lassen. Das schnürt einem die Kehle zu.

Wenn ihr Ideen oder Kontakte habt von Leuten, die sowas verleimen können, bitte lasst es mich wissen. Dann darf sie zumindest wieder wie eine Harfe aussehen. Seufz...
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Was nicht passt, wird passend gemacht,
was schräg klingt, nennen wir moderne Musik!
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von Max »

Zwar auch nicht ganz ums Eck, aber da fallen mir am ehesten Jonathan Dentler in Rot an der Rot-Haslach oder Klaus und Annika Regelsberger in Schwabach ein.
LG Max
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Re: Harfe zu alt..

Beitrag von bastian »

Oh, das ist interessant. Magst Du mal ein, zwei Fotos von dieser historischen Rarität hier einstellen?
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
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