Ich suche eine Harfe. Welche Modelle könnt ihr empfehlen?

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Ich suche eine Harfe. Welche Modelle könnt ihr empfehlen?

Beitrag von Wiki »

Es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf. Es ist ein bisschen wie beim Autokauf - es gibt ein passendes Modell für verschiedenste Bedürfnisse und Geschmäcker.

Welcher Harfentyp soll es sein, Hakenharfe, Einfachpedalharfe, Doppelpedalharfe, chromatische Harfe usw.?
Soll es eine Standharfe oder eine Schoßharfe sein?
Soll die Harfe zuhause stehen oder möchtest du sie gerne viel mitnehmen? Hast du ein Auto oder bist du mit der Bahn unterwegs?
Welche Art Musik möchtest du spielen?
Welchen Tonumfang soll die Harfe haben?
Welche Klangvorstellung hast du?
Willst du sie bauen lassen, fertig kaufen oder in einem Baukurs selbst mitgestalten/mitbauen?
Wieviel Geld kannst du anlegen?
Auf einige Fragen weißt du vielleicht noch gar keine Antwort (daher macht es eventuell Sinn erstmal eine Harfe zu leihen, um dies langsam herauszufinden, während du das Spielen auf dem Instrument lernst):

Welche Saiten magst du? Nylon, Carbon, Darm, Metall usw.?
Welche Saitenspannung magst du? Niedrig, mittel, hoch?
Welchen Saitenabstand bevorzugst du? Eher eng, eher weit?

Inhaltsverzeichnis
  1. Neu oder gebraucht?
  2. Tonumfang
  3. Saitenabstand
  4. Saitenspannung
  5. Mobilität
  6. Günstige Harfen
Neu oder gebraucht?
Natürlich stellt sich fast immer die Frage, ob es eine neue Harfe sein muss oder ob es auch eine gebrauchte Harfe sein darf. Grundsätzlich muss eine gebrauchte Harfe nicht schlechter sein als eine neue. Jedoch sollte man, gerade wenn man unerfahren mit Harfen ist, im Zweifel immer den Rat eines Fachmanns (Harfenbauer) einholen. Manchmal kann es für nicht jeden ersichtliche Mängel geben.

Neben der Harfe selbst sollte man beim Erwerb einer gebrauchten Harfe auch den Zustand der auf dem Instrument befindlichen Saiten beachten. Falls die Saiten in so schlechtem Zustand sind, dass sie ersetzt werden müssen, kann dies je nach Art des Instruments und der Besaitung unter Umständen einen erheblichen Kostenfaktor darstellen, der neben dem Kaufpreis einkalkuliert werden muss. Bei einem Instrument unbekannter Bauart stellt sich außerdem die Frage nach einer Bezugsquelle für passende Ersatzsaiten, da Harfensaiten nicht genormt sind, sondern jedes Instrument einen genau zum jeweiligen Instrument passenden Saitensatz benötigt. Werden auf eine Harfe unpassende Saiten aufgezogen, klingt sie im besten Fall nur schlecht, im schlechtesten Fall kann sie aber auch schweren Schaden nehmen.

Wenn es sich bei der gebraucht zu erwerbenden Harfe nicht um ein heute gängiges Modell handelt, sollte man sicherstellen, mit dem Instrument auch einen zugehörigen Saitenplan zu erhalten, aus dem zu entnehmen ist, welche Eigenschaften (Material, Dicke, Länge) die einzelnen Saiten haben müssen, damit man passende Ersatzsaiten erwerben kann. Ein Harfenbauer kann zwar unter Umständen auch für ein unbekanntes Instrument einen neuen Saitensatz berechnen, dies ist im Falle des Falles aber aufwändig und in der Regel mit entsprechenden Kosten verbunden.

Tonumfang
Harfen gibt es mit sehr unterschiedlichem Tonumfang, von kleinen Schoßharfen mit weniger als 20 Saiten bis zu großen Konzertharfen mit 47 Saiten. Für den Anfänger stellt sich bei der Entscheidung für die erste Harfe oft die Frage "Wie viele Saiten benötige ich?". Wie viele Fragen rund um die Harfe lässt sich auch diese nur mit einem "es kommt darauf an" beantworten.

Mehr Saiten bringen gewisse zusätzliche Möglichkeiten beim Spielen, aber durch mehr Saiten wird das Instrument natürlich auch größer und oft auch teurer. Möchte man ein kompaktes, gut transportables und möglichst preisgünstiges Instrument, muss man in der Praxis mit gewissen Beschränkungen beim Tonumfang leben. Wieviele Saiten man zum spielen braucht, ist stark abhängig von der Art der Musik, die man spielen möchte. Jemand, der sich mit einer kleinen Schoßharfe nur einhändig beim Gesang begleiten möchte, kann durchaus mit weniger als 20 Saiten auskommen; jemand, der gerne komplexe klassische Harfenliteratur spielen möchte, fühlt sich mit 34 Saiten unter Umständen schon stark eingeschränkt. Eine absolute Untergrenze für eine sinnvolle Saitenzahl kann man daher nicht nennen, aber als Orientierungspunkt hilft es vielleicht, dass viele Anfänger-Harfenschulen für "kleine" Harfen für ein Instrument mit ca. 26 Saiten konzipiert sind. Das ist ein Tonumfang von 3,5 Oktaven, mit dem man - ein für ein kleines Instrument geeignetes Arrangement vorausgesetzt - auch in klassischer Spieltechnik einigermaßen sinnvoll beidhändig spielen kann. Bei deutlich weniger Saiten und klassischer Spieltechnik mit unabhängiger linker und rechter Hand hat man in der Praxis oft das Problem, dass sich linke und rechte Hand beim Spielen ins Gehege kommen, weil man mangels ausreichendem Tonumfang Noten herauf- oder herunteroktavieren muss. Bei altirischer Spieltechnik mit ineinander verschränkt agierenden Händen kommt man ggf. auch mit weniger Saiten aus, aber diese Technik erfordert auch entsprechende Arrangements, die man praktisch nur im Bereich der irischen Musik findet, insofern ist sie, wenn man sich nicht nur auf irische Musik festlegen oder seine Arrangements passend selbst schreiben möchte, keine allgemein taugliche Alternative.

Saitenabstand

Die Abstände zwischen den einzelnen Harfensaiten fallen je nach Harfenmodell unterschiedlich groß aus; es gibt hierfür keine Norm, wenngleich sich für bestimmte Harfentypen im Laufe der Jahre "übliche" Abstände herausgebildet haben. Die beiden Extremfälle bei den Saitenabständen sind auf der einen Seite die historischen irischen Metallsaitenharfen nach Art der Brian-Boru-Harfe mit einem sehr geringen Saitenabstand und auf der anderen Seite die modernen Doppelpedalharfen mit einem sehr weiten Saitenabstand.

Welcher Saitenabstand jeweils geeignet ist, ist von den persönlichen Vorlieben, der beim Spielen verwendeten Technik und von der Anatomie des jeweiligen Spielers abhängig. Auch der bevorzugte Musikstil kann u.U. eine Rolle spielen.

Bei "klassischer" Technik, wie sie auf Konzertharfen verwendet wird, wird der Finger - sehr salopp formuliert - zum Zupfen ein Stück zwischen die Saiten geschoben. Hierzu muss der Abstand der Saiten natürlich so groß sein, dass der Finger zwischen die Saiten passt. Bei Menschen mit großen Händen kann das in Verbindung mit sehr engen Saitenabständen zu Problemen führen. Im Gegensatz dazu werden bei der irischen Metallsaitentechnik die Finger nicht zwischen die Saiten geführt, sondern die jeweilige Saite wird nur von der Seite mit dem Fingernagel oder ersatzweise knapp mit der Fingerkuppe gezupft, was auch mit wesentlich engeren Saitenabständen möglich ist. Diese Technik ist allerdings nicht geeignet, um auf Darmsaiten zu spielen, da Darmseiten beim Zupfen mit den Nägeln beschädigt werden können. Ebenso eignet sie sich nicht für Harfen mit hoher Saitenspannung.

Ein anderer Faktor für die Wahl des Saitenabstandes ist, dass man beim Harfe spielen oft weit auseinander liegende Saiten (i.d.R. Oktaven, manchmal auch noch größere Intervalle) zusammen mit den Fingern einer Hand greift. Harfenspieler mit kleinen Händen haben bei großen Saitenabständen manchmal das Problem, dass die Hände einfach zu klein sind, um das erforderliche Intervall greifen zu können. In solchen Fällen empfiehlt sich die Wahl eines Instrumentes mit einem engeren Saitenabstand.

Saitenspannung
Verschiedene Harfenmodelle unterscheiden sich in der Spannkraft der Saiten. Ob man eher eine "weiche" Besaitung (d.h. geringe Saitenspannung) oder eine eher "harte" Besaitung (d.h. hohe Saitenspannung) bevorzugt, ist Geschmackssache. Eine Harfe ist aber konstruktiv immer auf eine bestimmte Saitenspannung ausgelegt, d.h. man muss diese Entscheidung schon beim Erwerb des Instruments treffen. Bei Saiten mit hoher Saitenspannung wirken vergleichsweise große Kräfte auf die Harfe ein und das Instrument muss dementsprechend stabil gebaut sein. Würde man nun eine solche Harfe mit "weichen" Saiten, d.h. mit einem Saitensatz mit deutlich geringerer Saitenspannung, versehen, könnte die Harfe nicht mehr gut klingen, da das Instrument durch die niedrigeren Kräfte weniger gut in Schwingungen versetzt wird. Umgekehrt kann es zur Zerstörung der Harfe führen, wenn auf eine für "weiche" Saiten konzipierte Harfe Saiten mit erheblich höherer Saitenspannung aufgezogen werden. Die dadurch entstehenden größeren Kräfte können beispielsweise zum Reißen der Klangdecke oder zur Verformung des Harfenhalses führen.

Mobilität

Für die Auswahl eines geeigneten Harfenmodells ist es wichtig zu wissen, ob die Harfe fest an einem bestimmten Ort stehen soll oder ob sie oft transportiert wird. Große Harfen bieten den Vorteil eines großen Tonumfangs, sind aber in Relation zu Schoß- oder Reiseharfen vergleichsweise schwer und unhandlich. Insbesondere beim häufigen Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es sehr angenehm, ein kompaktes und leichtes Instrument zu haben.

Häufige Transporte können beispielsweise bei Gruppenunterricht erforderlich sein, sofern jeder Teilnehmer sein eigenes Instrument mitbringen muss. Auch bei der Teilnahme an Workshops oder Spieltreffen/Sessions stellt sich immer wieder die Transportfrage.

Wenn die Harfe häufiger transportiert werden soll, ist es in in der Regel sinnvoll, eine zur Harfe passende, gut gepolsterte Transporttasche anzuschaffen, die das Instrument unterwegs vor Beschädigungen schützt.

Günstige Harfen
Es gibt einige sehr günstige Anbieter für Harfen auf dem Markt. Darunter gibt es durchaus Harfen mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis, die oftmals einen erstaunlich guten Klang haben. Daher kann man nicht grundsätzlich von solchen Anbietern abraten. Jedoch erscheint es sinnvoll, sich ein paar Gedanken zu machen, wie dieser Preis zustande gekommen sein könnte.

Die sog. Paki-Harfen werden in Pakistan unter teilweise widrigsten Umständen hergestellt. Das verwendete Holz bzw. dessen Abrieb ist für den Menschen nicht wirklich verträglich. Darüber hinaus kann es bei einigen dieser Harfen vorkommen, dass sie sich schlecht stimmen lassen bzw. die Stimmung schlecht halten. Auch die aufgezogenen Saiten sind nicht immer passend. Oftmals muss ein Betrag investiert werden, der die Anschaffungskosten übersteigt, um die Harfe spielbar zu machen.
Im Harfenforum gibt es eine sehr ausführliche Diskussion zu diesem Thema.
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