Harfensaiten

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Harfensaiten

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Dieser Artikel beschäftigt sich grundlegend mit den verschiedenen Saitenmaterialien, deren Vor- und Nachteilen und dem Einfluss auf den Klang. Wer tiefer in die Materie einsteigen will, es gibt auch noch einen Artikel über die Berechnung von Saiten.

Inhaltsverzeichnis
1 Saitenschwingung
2 Material
2.1 Darm
2.2 Nylon
2.3 Fluorcarbon
2.4 Nylgut
2.5 Umsponnene Saiten
2.6 Metallsaiten
3 Saitenplan: Welche Saite passt auf meine Harfe?
4 Hersteller und Bezugsquellen
5 Weblinks

Saitenschwingung
Der Artikel Saitenschwingung bei Wikipedia.

Eine Saitenschwingung ist ein Spezialfall eines Masse-Feder-Systems mit Longitudinal- und Transversalwellenanteil.

Es gibt mehrere Faktoren, die die Frequenz einer schwingenden Saite beeinflussen:
  • die frei schwingende Länge der Saite (halbe Länge ergibt doppelte Frequenz)
  • die Spannung der Saite (vierfache Kraft ergibt doppelte Frequenz)
  • die Dicke der Saite (halber Durchmesser ergibt doppelte Frequenz)
  • das Saitenmaterial mit seinen Materialeigenschaften (Dichte, Elastizitätsmodul etc.)
Material
Die Harfensaiten stehen am Beginn einer Reihe von Faktoren die verantwortlich sind für die Klangeigenschaften einer Harfe. Entsprechend vielfältig sind die verschiedenen Ausführungen und Zusammensetzungen der Saiten die für die Harfe verwendet werden.

Darm
Darm ist das klassische Material für die Saitenherstellung, nicht nur für Harfen.

Das Herstellen von Darmsaiten hat eine jahrtausendealte Tradition. Bereits in der Antike kannte man Darmsaiten. Darmgewebe ist sehr reißfest und ausgesprochen dehnbar. Der Darm wird gereinigt und in Säure getaucht, anschließend mit Asche gewaschen, entfettet und zu Streifen geschnitten. Diese Streifen werden verdreht, getrocknet, mit Schwefel behandelt und geschliffen, später ggf. lackiert.

Darmsaiten werden hauptsächlich verwendet bei Doppelpedalharfen und bei Historischen Harfen. Wegen dem grundtönigen Klangcharakter werden Darmsaiten auch von Spielern anderer Harfentypen gerne bevorzugt.

Darm kann große Mengen Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Dadurch verändert sich sowohl das Gewicht der Saite als auch die Spannung. Deshalb verstimmen sich Harfen mit Darmsaiten vergleichsweise leicht.

Darmsaiten zeichnen sich durch ein harmonisch empfundenes Obertonspektrum aus und haben einen eher grundtönigen (warmen) Klang mit klaren Höhen. Die Herstellung der Darmsaiten ist aufwändig und erfordert noch viel Handarbeit. Entsprechend ist der Preis für Darmsaiten.

Nylon
Moderne Harfen, der verschiedenen Kulturkreise sind heute oft mit Nylon besaitet. Verwendet wird dafür fast ausschließlich "Tynex" als Handelsbezeichnung eines Nylon der Firma DuPont aus Polyamid 6.12 Das Nylon aus Polyamid 6.6 wird zur Harfensaitenherstellung seit vielen Jahren nicht mehr gerne verwendet. Die beiden Nylonarten unterscheiden sich darin, dass Tynex eine etwas höhere Dichte hat (wodurch die Saiten etwas dünner werden) und weniger Feuchtigkeit aufnimmt.

Mit Nylon besaitete Harfen haben oft einen obertonreichen, perligen Klang. Das Obertonspektrum von Nylonsaiten hat etwas reduzierte Anteile im Bassbereich und verstärkte Anteile im hohen Spektrum.

Blanke Nylonsaiten kann man auf Grund Ihres spezifischen Gewichts nicht bis zu den Bässen verwenden da sie sonst einen zu große Durchmesser haben müssten. Deshalb werden oft im tieferen Tonbereich der Harfe Nylonsaiten verwendet mit einem Aufbau aus einem Kern (Seele) aus Nylonfasern und einer Umwicklung aus Nylon. Hier werden aber ganz verschiedene Materialkompositionen hergestellt um den entsprechenden Klanglichen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Fluorcarbon
Eine verhältnismäßig neue Entwicklung sind synthetische Saiten aus PVDF (Polyvinylidenfluorid)einem fluorhaltigem Polyamid. Umgangssprachlich werden sie Carbonsaiten genannt. Die Einführung dieser Carbonsaiten wurde von der Firma Savarez entwickelt.

Fluorcarbonsaiten dehnen sich beim Spannen der Saite deutlich mehr als Nylonsaiten, was dazu führt, dass eine neu aufgespannte Fluorcarbonsaite deutlich länger braucht um ihre Stimmung zu halten.

Saiten aus Fluorcarbon sind im Verhältnis zu Nylonsaiten bei gleicher Tonhöhe, Saitenspannkraft und Schwingungslänge deutlich dünner als Nylonsaiten. Der große Vorteil von Carbonsaiten ist durch das größere spez.Gewicht, die Möglichkeit der Verwendung bis in tiefere Tonlagen als es mit Nylon möglich ist. Der Klang von Carbon Saiten ist deutlich ausgeprägt mit hohen Frequenzspektren, was insbesondere im Diskantbereich zu einem sehr scharfen, spitzen Klang führen kann. Carbonsaiten sind deshalb im Diskantbereich nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Insgesamt kann das Klangbild von Harfen mit Carbonsaiten als hell und strahlend bezeichnet werden.

Nylgut
"Nylgut" ist ein eingetragener Handelsname des Saitenherstellers Aquila und ebenfalls ein synthetisches Material. Ziel der Entwicklung von Nylgut war es, ein Saitenmaterial herzustellen, dass den physikalischen Eigenschaften und dem Klang von Darmsaiten möglichst nahe kommt. Dabei aber nicht die Nachteile von Darmsaiten (wie Wetterfühligkeit, Reißempfindlichkeit und hoher Herstellungspreis) haben sollten. Ursprünglich waren die Nylgutsaiten auf Grund der Herstellung vollkommen Weiß. Da der Hersteller keine farbigen Saiten angeboten hatte für die C-Saiten und F-Saiten konnte man die Nylgutsaiten nicht als Harfensaiten verwenden und diese Entwicklung ging an der Harfenszene etwas vorbei. Mittlerweile gibt es eine Weiterentwicklung der Nylgutsaiten welche naturfarben sind und sich auch färben lassen. Vergangene Tests die ich durchgeführt hatte, haben gezeigt, dass die Obertonstruktur der Nylgutsaiten sehr nahe bei den Darmsaiten liegt. Tests des neuen Materials habe ich noch nicht durchgeführt. Die Verwendung von Nylgut zur Besaitung von Harfen ist zur Zeit noch nicht verbreitet.

Umsponnene Saiten
Je tiefer eine Saite klingen soll, umso länger oder um so dicker muss sie sein. Damit die tiefen Saiten nicht unhandlich lang und damit die Harfe unhandlich groß wird, werden Harfensaiten in Richtung Bass immer dicker. Dieses Vorgehen hat jedoch Grenzen. Dickere Saiten werden nämlich auch steifer und klingen irgendwann nicht mehr gut. Deswegen greift man zu einem "Trick": man nimmt eine dünne Saite als Kern und umwickelt sie mit einer weiteren Saite oder gar Draht. Dadurch wird die Saite schwerer und sie schwingt langsamer, ohne jedoch zuviel an Steifigkeit zuzunehmen.

Die tieferen Oktaven aller größeren Harfen haben umsponnene Saiten die zumeist aus einem Stahlkern mit einer Metallumspinnung hergestellt sind. Stahlsaiten können einen unangenehmen metallischen Klangcharakter besitzen.Besonders auffällig wird dies im Übergangsbereich zu den Stahlsaiten.

Mit dem Ziel für eine optimale Besaitung gibt es aber eine ganze Reihe von verschieden Materialien und Saitenkompositionen die ein Harfenbauer für die Besaitung auswählen kann.

Der Aufbau einer umsponnenen Saite kann Beispielsweise sein :

Eine Metallsaite wird in die Spinnmaschine gespannt, darauf werden dünne Nylonfaserbündel beigelegt. Dann wird durch die Umdrehung der Spinnmaschine ein entsprechend Draht aufgesponnen. Meist ist es versilberter Kupferdraht. Für die C und F Saiten wird nur Kupferdraht verwendet um eine optische Kennung zu ermöglichen. Durch Reaktion mit Feuchtigkeit der Luft korrodiert der versilberte Kupferdraht was an der Saitenoberfläche Verfärbung verursachen kann. Diese Stellen darf man unter keinen Umständen versuchen zu putzen…schon gar nicht mit einem Reinigungsmittel egal welcher Art. Der Versuch würde die Saite unbrauchbar machen, da die Reinigungssubstanz sich zwischen die Umwicklung legt oder gar unter die Umspinnung. Dadurch wird die Saite „taub"

Materialien zur Umspinnung von Metallsaiten sind beispielsweise Kupfer, versilbertes Kupfer, Silber,Tombak,Nickel.

Beispiele der Möglichkeiten von Zusammensetzung bei umsponnenen Saiten:
• Saitenseele (Kern) aus Stahl mit Faserbeilage und Umspinnung aus Metall
• Saitenseele aus Nylon mit einer Umspinnung aus Nylon
• Saitenseele aus Metall mit einer Umspinnung aus Metall
• Saitenseele aus Nylonfasern mit einer Umspinnung aus Nylon
• Saitenseele Nylonfasern mit einer Umspinnung aus Metall

Metallsaiten
Eine besondere Art der Harfen sind Metallsaitenharfen (hin und wieder unter dem schottisch-gälischen Namen Clarsach bekannt, was an sich nur "Harfe" bedeutet). Metallsaiten werden aus verschiedenen Metallen gezogen. Es gibt Metallsaiten aus Stahl, Phosphorbronze, Messing, Silber und sogar Gold.

Metallsaitenharfen sind ausgesprochen obertonreich und klingen lange nach. Deswegen gibt es eine besondere, anspruchsvolle Spieltechnik, Metallsaitenharfen zu spielen. Metallsaiten werden i.d.R. mit den Fingernägeln gespielt, während die Fingerkuppen ständig nicht mehr benötigte Töne abdämpfen.

Bei den verwendeten Phosphorbronze-Saiten handelt es sich häufig um eine sogenannte 80/20 Legierung. Der Härtegrad wird als Federdraht ("spring wire") ausgeführt.

Saitenplan: Welche Saite passt auf meine Harfe?
Grundsätzlich gilt: Harfensaiten insbesondere für die Hakenharfen sind nicht genormt. Jeder Hersteller berechnet den Saitensatz optimiert für die jeweilige Harfe. Das bedeutet leider auch, dass Besaitungen zwischen unterschiedlichen Harfen nicht austauschbar sind.

Im Allgemeinen gibt es für jede Harfe einen Saitenplan. Dieser enthält detaillierte Angaben über die verwendeten Saiten. Bei einer Einzelanfertigung sollte man sich den Saitenplan aushändigen lassen, um die korrekten Daten stets vorliegen zu haben. Bei Serienmodellen sollte es kein Problem darstellen, Saiten über den Hersteller oder Vertrieb allein über die Angabe des Harfenmodells zu erwerben.

Hat man keine Besaitungstabelle für seine Harfe, wendet man sich am Besten an den Harfenbauer, Hersteller oder Vertrieb, über den man seine Harfe bezogen hat.

Die wichtigsten Angaben für jede einzelne Saite sind:

- Tonhöhe
- Saitenmaterial
- Saitendurchmesser

Darüber hinaus findet man oftmals Angaben über:
- Hersteller
- Bestellnummer
- Saitenspannung
Bei industriell gefertigten Harfen bieten einige Hersteller und Händler Saitenpläne auf ihrer Webseite zum Download an.

Leider gibt es nicht für alle Keltischen Harfen Saitenpläne. Einige Hersteller halten den Saitenplan bewusst geheim, damit die Ersatzsaiten für diese Harfen über den Hersteller bezogen werden müssen.

Einige Saitenhersteller bieten auch Standard-Saitensätze für Harfen an. Hier muss man aber beachten, dass diese nicht für alle Harfen allgemeingültig passen. Eine falsche Besaitung kann die Harfe beschädigen, hier ist also besondere Vorsicht geboten.

Hersteller und Bezugsquellen
Harfenbauer *** wie auch Harfenmanufakturen bieten ihren Kunden zumeist einen schnellen Versandservice per Post an.

Hier eine unvollständige Aufstellung der Saitenhersteller und Bezugsquellen für Darm-, Nylon-, Carbon- und metallumsponnene Saiten:
Aquila in Italien.
Bow Brand
Dr. Junger Saiten
Galli
Kürschner
Lenzner-Strings
Markwoodstrings
Music-Strings
Pirastro
Pyramid (Nylon und Stahl versilbert gesponnen)
Savarez (ALLIANCE KF - composite monofilament, Nylon, Darm, ...)
Worthstrings

Hier eine unvollständige Aufstellung der Saitenhersteller und Bezugsquellen für Stahl- und Phosphorbronze-Saiten:
Chaplin-Wire - kein Verkauf an Endkunden - Phosphorbronze Drähte - zur Information über Legierungen, Härtegrade, Durchmesser, u.ä.
Fortepiano - Übersichtsblatt der erhältlichen Metallsaiten - in Zollmaßen erhältlich
Jahn Pianoteile - kein Verkauf an Endkunden, aber Verweis auf Händlernetz - sehr gut sortiert, jedoch keine Zwischengrößen. Rollenware zu 100 Gramm.
Klangwerkstatt Markt Wald - Stahlsaiten
Leierbau.de
Vogel-Scheer
Malcolm Rose English Iron und Brass

Weblinks
Herstellung von Darmsaiten Youtube-Video
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