Pflege und Wartung

ehemals: Wiki
Antworten
Wiki
schon länger da
Beiträge: 35
Registriert: So 8. Aug 2021, 00:34
Land: Deutschland

Pflege und Wartung

Beitrag von Wiki »

Inhaltsverzeichnis
1 Allgemeines zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit
2 Der Standort der Harfe
3 Transport der Harfe
4 Schutz vor Umkippen und mechanischen Einwirkungen
5 Schutz vor Staub
6 Holzpflege
7 Saitenpflege und -schonung
8 Über das Reißen von Saiten
9 Saiten aufziehen
10 Sirr-/Surr- und Schnarrgeräusche
11 Klappen nachjustieren

Allgemeines zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Die Harfe sollte keinen allzu großen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sein, da sonst Risse in der Klangdecke enstehen können. Die Luftfeuchtigkeit sollte nicht unter 40% sinken.

Der Standort der Harfe
Wähle einen Standort nicht zu nah an der Heizung und auch nicht direkt am Fenster (keine direkte Sonneneinstrahlung!). Sind die Wände nach draußen schlecht oder gar nicht isoliert, wähle eine Wand, die nicht nach draußen, sondern zu einem anderen Zimmer oder zum Flur hinführt. Besorge dir ein Hygrometer (Gerät zum Messen der Luftfeuchtigkeit). Es gibt sehr kostengünstige Modelle, die jeweils den Höchst- und Tiefstwert von Luftfeuchtigkeit und Temperatur messen und speichern.

Transport der Harfe
Harfentaschen und Flightcases
Bei deinem Harfenbauer kannst du meist eine gut gepolsterte Tasche erwerben, um die Harfe sicher zu transportieren. Gibt es für deine Harfe keine Tasche (mehr) zu kaufen, kannst du dir auch eine anfertigen lassen (nutze die Suchfunktion im Harfenforum, um einen aktuellen Hersteller zu finden). Ein Flightcase ist noch stabiler (da aus Sperrholz oder Multiplexplatten). Es ist allerdings sehr schwer und außerdem recht teuer, schützt allerdings auch besser vor Stößen.

Transport bei besonders niedrigen Aussentemperaturen

Wenn du die Harfe im Winter transportieren willst, solltest du sie warm einpacken und schrittweise an die Temperaturunterschiede gewöhnen, d.h. konkret: kommst du von der Winterkälte ins Warme, stell die Harfe erst mal zum Akklimatisieren in den nicht ganz so warmen Flur, danach ins Warme.

Lass sie in der Tasche, bis sie die neue Temperatur angenommen hat, pack sie dann erst aus.

Transport zu Fuß
Hier empfiehlt sich entweder ein Harpo® (Harfenwagen/Markenname), eine Sackkarre (kostengünstiger) oder eine Tasche mit Rucksacksystem.

Transport mit dem Auto
Wenn du die Harfe im Sommer mit dem Auto transportieren willst, nimm sie beim Aussteigen unbedingt mit nach draußen (selbst dann, wenn du meinst, im Schatten zu parken, das kann sich schnell ändern). Eine kurze Sonneneinstrahlung kann das Auto so erhitzen, dass sich an der Harfe der Leim löst.

Transport mit dem Flugzeug
Von vielen Harfenspielern wird empfohlen, für die Harfe einen zusätzlichen Sitzplatz zu reservieren, um zu vermeiden, dass die Harfe im Frachtraum mitfliegen muss. Manchmal darf der zweite Sitzplatz offiziell nur für Personen reserviert werden, weshalb Harfenspieler ihr Instrument als Tochter oder „Frau Harfe“ mitfliegen lassen (mehr dazu im Harfenforum, gibt einfach „Flugzeug“ oder „fliegen“ ein, um einige Erfahrungsberichte mit unterschiedlichen Fluggesellschaften zu lesen). Vor dem Flug muss noch geklärt werden, ob die Harfe auf den Sitzplatz passt.

Transport mit der Fähre
Möchtest du die Harfe mit der Fähre transportieren, solltest du dich unbedingt vorher an das zuständige Fährunternehmen wenden, da man in der Regel nur Handgepäck bei sich behalten darf, alles Andere muss in den Frachtraum. Unbedingt vorher klären.

Schutz vor Umkippen und mechanischen Einwirkungen
Ist vielleicht banal, aber stelle sicher, dass deine Harfe nicht umkippen kann. Lehne sie immer irgendwo an, wenn du sie abstellst (aus Erfahrung kann ich sagen, dass zwei sich jagende Katzen schon in der Lage sind, eine Harfe umzukippen). Wenn du Haustiere hast, beobachte, ob sie sich für die Harfe interessieren. Achte auch z.B. auf in Harfennähe stehende Regale, auf denen lose Gegenstände stehen, die herunter geworfen werden könnten (meine Gitarre hat eine ganze Reihe von Macken, weil eine meiner Katzen mal einen CD-Stapel abgeräumt hat).

Schutz vor Staub
Manche Harfenspieler decken ihre Harfe ab, um sie vor Staub zu schützen. Da ich mich aber so gerne an ihrem Anblick erfreue und beim Vorbeigehen das Zupfen nicht lassen kann, staube ich sie lieber ab. Für die Säuberung der Mechanik eignet sich ein Pinsel.

Holzpflege

Ob und wie das Holz deiner Harfe behandelt werden muss, hängt von der Oberflächenbehandlung ab. Lackierte Harfen brauchen keine Pflege, geölte Harfen kann man gelegentlich nachölen. Hierbei auf Eignung des Öles achten. Näheres s. Artikel Oberflächenbehandlung.

Saitenpflege und -schonung
Beanspruchung durch Schweiß und Fett
Nach dem Spielen soll man die Saiten mit einem Tuch abwischen, um sie vor Schweiß und Fettresten zu schützen.

Beanspruchung durch Klappen

Grundsätzlich ist es so, dass häufiges Bedienen der Klappen die Saiten auch beansprucht. Nach dem Spielen kannst du die Klappen lösen, um die Saiten zu schonen.

Bei häufigem Klappenbedienen werden die Saiten stärker beansprucht. Damit die dünnsten, silberumsponnenen Saiten der Klangwerkstatt nicht reißen (die am ehesten anfällig sind), kannst du etwas Sekundenkleber auf die Stelle geben, an der die Klappen mit der Saite in Berührung kommen (der Sekundenkleber ist hier nicht zum Kleben, sondern als Schutzschicht gedacht, damit die Saiten nicht so beansprucht werden!!! ). Dieser Tipp kommt vom Harfenbauer Andre Schubert selbst, schadet den (silberumsponnenen Nylon-) Saiten also nicht.

Den selben Trick kann man anwenden, wenn Darmsaiten anfangen, sich aufzuribbeln.

Warnende Hinweise (Nachwachsen der Harfe...)
Vorsicht, wenn du deine Harfe nachwachsen willst. Das Wachs darf nicht mit den Saiten in Berührung kommen, sonst reißen diese ganz schnell.

Über das Reißen von Saiten
Unmittelbar nach einer Neubesaitung
Es kommt relativ häufig vor, dass eine Saite z.B. nach einem Baukurs reißt. Es kann z.B. sein, dass sie beim Aufziehen zu grob behandelt wurde und irgendwo einen „Knick“ hat, vielleicht ist man auch drauf getreten, ohne es zu merken. Harfensaiten sind empfindlicher als z.B. Gitarrensaiten, die nicht so schnell Schaden nehmen, wenn man sie etwas grober anfasst.

Reißen in Wirbel- oder Umlenkstifthöhe
Es empfiehlt sich hier, die Ursache für das Reißen zu ermitteln, damit der nächsten Saite, die man aufzieht, nicht dasselbe passiert. Bei mir war es z.B. so, dass einer der Umlenkstifte nicht 100%ig auf einer Höhe mit den Übrigen war. Die Saite wurde zu schräg darüber gelenkt, so dass sie zu viel Reibung bekam und gerissen ist.

Reißen nahe der Klangdecke
Auch in Nähe der Klangdecke kann es eine scharfkantige Stelle geben. Manche Harfen haben z. B. keine Ösen, durch die die Saiten gezogen werden. Guck nach, ob es da etwas Scharfkantiges gibt.

Reißen von Darmsaiten und Nylonsaiten bei hoher Luftfeuchtigkeit

Bernhard Schmidt (Harfenbauer) schrieb dazu im Harfenforum:

"Durch Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und die Aufnahme der Luftfeuchtigkeit in das Saitenmaterial wird eine Saite schwerer und damit der Ton tiefer. Also muss man die Saite stärker spannen, um seinen Ton zu erhalten [...] Darmsaiten sind aus einzelnen dünneren Streifen gedreht... wenn auch nur eine dieser Fasern reißt, ist die Festigkeit der Saite im Diskant bereits reduziert. Darmsaiten "saufen" regelrecht ab bei feuchtem Wetter" (Thread: "6 gerissene Saiten in 3 Monaten, 16. August 2011)

Saiten aufziehen
Harfenknoten
Es gibt mehrere Harfenknoten. Im Artikel Harfe lernen werden einige Harfenschulen genannt, die auch mindestens eine Anleitung zu einem Harfenknoten enthalten. Da ich selbst nur den Harfenknoten der Klangwerkstatt kenne (der ein Doppelknoten ist und besonders gut hält), empfehle ich die bebilderte Anleitung auf der Seite der Klangwerkstatt Markt Wald: https://www.klangwerkstatt.de/harfenknoten

Bitte unbedingt auch beachten, wie die Saite auf den Wirbel gewickelt wird, sonst kann sie schnell reißen (durch Aufwickeln kreuz und quer) oder sich verstimmen (falsche Aufwickelrichtung). Die Saite nicht zu schräg über den Umlenkstift führen (Reißgefahr).

Es ist erstaunlich, wie gut die Harfe mit diesem Knoten die Stimmung hält. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass sie sich kaum verstimmt. Manche Besitzer der böhmischen Harfe berichten gar, dass sie aus dem Urlaub wiederkommen und ein perfekt gestimmtes Instrument antreffen.

Weitere Anleitungen findet man hier: http://www.harpspectrum.org/building/re ... ings.shtml mit einem Link zu Videos von Steve Moss http://mossharpservice.com/videos/

Hier eine Anleitung von Salvi: http://www.harpspectrum.org/pedal/Salvi ... Manual.pdf

Saiten mit Kügelchen
Manche Saiten (bei der böhmischen Harfe der Klangwerkstatt die Basssaiten) brauchen auch gar keinen Knoten, sondern haben ein kleines Kügelchen (eine kleine Hülse/„ball end“), welches den Knoten ersetzt. Hier wird die Saite dann durch die Schalllöcher aufgezogen. Diese müssen dann groß genug sein (Info für alle, die einen Baukurs machen wollen und sich Gedanken über die Form ihrer Schalllöcher machen).

Sirr-/Surr- und Schnarrgeräusche
Es gibt dazu hier einen ausführlichen Artikel.
Direkt nach der Neubesaitung
Kann es sein, dass am Harfenknoten (im Korpus der Harfe) irgendwo ein Stückchen Saite frei schwingt? Wenn ja, schneide dieses Stück ab.

Schnarrgeräusche auch bei frei schwingender Saite
Tritt das Geräusch nur bei umgelegter Klappe auf oder auch wenn die Saite frei schwingt? Wenn es bei frei schwingender Saite auftritt, kannst du mal probeweise die Saite austauschen.

Schnarrgeräusche nur bei umgelegter Klappe
Tritt es nur bei umgelegter Klappe auf, dann drückt die Klappe die Saite nicht ausreichend runter. Für die, die Gitarre spielen: Das ist so, wie wenn man mit der linken Hand Töne abgreift, die Saite aber nicht fest auf dem Bund aufliegt, da gibt es dann auch ein Schnarrgeräusch beim Spielen. Du musst also dafür sorgen, dass die Klappe die Saite ausreichend runterdrückt [wer kann erklären, wie man das macht?]

Klappen nachjustieren
Die Klappe erhöht den Ton nicht mehr um exakt einen Halbton? Dann wende dich an deinen Harfenbauer. Willst du es selbst machen, brauchst du ein geeignetes Werkzeug (hängt von der Art deiner Halbtonklappen ab). Frage deinen Harfenbauer danach. [Wer kann erklären, wie das geht?] Hier eine gute Erläuterung dazu: http://artefakt-musik.de/mechanik.htm
Dieser Artikel steht unter der
Bild
Antworten