Metallsaitenharfe / Clarsach

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Metallsaitenharfe / Clarsach

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Metallsaitenharfen haben Saiten aus dünnen Metalldrähten. Als Material für die Saiten werden je nach Ausführung Stahldrähte, Phosphorbronzedrähte, aber auch Silber- und Golddrähte verwendet. Metallsaitenharfen haben klassischerweise keine Umstimmvorrichtungen; heute gibt es aber auch zahlreiche moderne Metallsaitenharfen mit Halbtonklappen.

Der Klang einer Metallsaitenharfe zeichnet sich durch ein außerordentlich reiches Obertonspektrum und ein langes Nachschwingen der Saiten. Der Klang gleicht eher dem eines Cembalos oder Glockenspiels als dem einer darmbespannten Harfe.


Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte und Entwicklung
2 Bauweisen
3 Spielweise
4 Clarsach
5 Brian Boru-Harfe
6 Weblinks

Geschichte und Entwicklung
Die Metallsaitenharfe("Clarsach") ist die klassische Harfenform des mittelalterlichen Irlands und des schottischen Hochlands. Dort sind einige Metallsaitenharfen erhalten, die mehrere hundert Jahre alt sind, so z.B. die Trinity College Harp, die das Wappen der Republik Irland ziert.

Bauweisen
Die alten Irischen Harfen hatten einen Korpus, der aus einem einzigen Stück Holz ausgehöhlt wurde und hatten damit eine längst gemaserte Schalldecke. Auch heute noch werden Harfen auf diese traditionelle Weise gebaut, es gibt heute allerdings auch Metallsaitenharfen mit verleimtem Korpus mit quer gemaserter Schalldecke.

High Headed und Low Headed
Es gibt zwei unterschiedliche Bauformen: Harfem vom Typ "high headed" haben ein langen, weit nach oben laufenden Hals. Diese Harfen sind größer und sehen trotzdem schlank aus, die Saiten werden im Bass dadurch länger.

Harfen vom Typ "low headed" haben einen kurzen, gedrungeren Hals, der nicht nennenswert höher als das Knie läuft. Low headed Harfen sind in der Regel deutlich kleiner.

Historische Beispiele
Harfe im Trinity College ("Brian Boru") - low-headed
"Queen Mary Harp" im schottischen Nationalmuseum - low-headed
"Lamont Harp" ebd. - low-headed
"Mullagh Mast Harp" im irischen Nationalmuseum (nicht ausgestellt) - eine typische high-headed Harfe

Spielweise
Für die Metallsaitenharfe hat sich eine anspruchsvolle Spieltechnik entwickelt, die sich grundlegend von der Spieltechnik anderer Harfen unterscheidet. Metallsaitenharfen werden in der Regel mit den Fingernägeln gespielt, nicht mit den Fingerkuppen. Im Harfenbau kann deshalb der Abstand der Saiten deutlich geringer sein. Die Fingerkuppen werden zum Dämpfen benutzt. Das ist notwendig, da durch das Obertonspektrum und den langen Nachhall sonst unerwünschte Schwebungen auftreten würden. Ein Finger, der gerade eine Saite gespielt hat, wird oft sofort danach zum Abdämpfen nicht mehr erwünscher Saitenschwingungen wieder auf eine (andere) Saite zurückgelegt.

Begriff "Clarsach"
Der Begriff "Clarsach" taucht hin und wieder in der deutschen Harfenterminologie zur Bezeichnung einer Metallsaitenharfe auf.

Eingedeutscht aus dem schottisch-gälischen Wort "clàrsach" (= Harfe) beziehungsweise dessen irisch-gälischem Äquivalent "cláirseach". Die schottische Schreibweise ist der deutschen Phonetik näher, wenngleich der Strich über dem A von deutschen Schreibern häufig weggelassen wird. Die Zweisilbigkeit des Begriffes erklärt die Popularität des Wortes gegenüber der sechssilbigen Beschreibung "Metallsaitenharfe".

Singular: Clarsach
Plural: Clarsachen :-)
Schottisch-Gälisch (Deklination)

a' clàrsach> Nominativ, Sing, Fem,> die Harfe
na clàrsaiche> Genitiv, Sing. > der Harfe
leis a' chlàrsaich, Dativ, Sing.>mit der Harfe

na clàrsaich, Nominativ Plural> die Harfen
nan clàrsach, Genitiv Plural> der Harfen
leis na clàrsaich> Dativ Plural> mit den Harfen
clàrsaichean ist eine neuere Form, die neben der alten sich entwickelt hat, da die -ichean-Endung sehr häufig zu Pluralbildung dient, die Form clàrsaich ist stilistisch und grammatikalisch die korrektere und bessere.

Die Brian Boru Harfe
Die Brian Boru ist vermutlich die älteste intakte Metallsaitenharfe, die noch existiert. Gebaut wurde sie ca. 1400 aber ihre frühe Geschichte ist im Nebel der Zeit verschwunden. Man weiß nicht von wem oder für wen sie gebaut wurde. Aber eins ist sicher: auf keinen Fall war sie die Harfe des irischen Hochkönigs Brian Boru nachdem sie benannt wurde, denn der starb 1014, also ca. 400 Jahre bevor sie gebaut wurde. Von Irland kam die Harfe nach Rom, dann wurde sie Charles II. als Geschenk überreicht. Die Harfe kam zurück nach Irland und wurde schließlich wohl von einer Lady Henley für 20 Schafe und ebensoviele Lämmer gekauft. Die Harfe ging dann in den Besitz ihres Schwiegersohnes über und landete schließlich bei William Conyngham, der sie um 1760 dem Trinity College in Dublin vermachte. Ungefähr 100 Jahre später wurden einige ungeschickte Versuche unternommen, die Harfe zu reparieren. Diese haben zwar geholfen sie zu konservieren, haben aber die Form etwas verändert. In den späten 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Harfe dann in London ausgestellt und danach zum Britischen Museum geschickt, wo sie restauriert und die alte Form wieder hergestellt wurde. Es gab auch einige Versuche, die Harfe wieder zu spielen, aber abschließend wurde festgestellt, das sie für die Spannung der Saiten zu anfällig war. Darum wurden die Saiten gelöst und jetzt führt die Harfe ein ruhiges Leben in der Bibliothek des Trinity College.

Das historische Original hat einen aus einem massiven Stück Holz herausgearbeiteten Korpus incl. (längsgemaserter) Decke. Moderne Harfen vom "Brian-Boru-Typ" werden in den meisten Fällen zwar vom Aussehen an die historische Form angelehnt, aber in moderner Bauweise gefertigt, d.h. mit einem aus mehreren Teilen bestehenden Korpus mit aufgeleimter, quergemaserter Klangdecke.

Das historische Original ist aufgrund seiner engen Saitenabstände nur für die irische Metallsaiten-Spielweise geeignet, bei der die Saiten - im Gegensatz zur bei Konzertharfen üblichen Spielweise - mit den Fingernägeln gezupft werden. Bei den verschiedenen modernen Harfen vom Brian-Boru-Typ reicht die Spannbreite vom nahezu 1:1-Nachbau des Originals bis zu lediglich an die Form der historischen Vorlage angelehnten Modellen, bei denen beispielsweise der Saitenabstand und damit auch die Größe des Instruments so verändert sind, dass sie auch mit "klassischer" Fingerhaltung spielbar sind.
Brian-Boru-Nachbau von Frank Sievert
Brian-Boru-Nachbau von Frank Sievert
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Weblinks
Jochen Vogel, Metallsaitenharfner aus Deutschland
Wire Strung Harp Webseite zur Metallsaitenharfe
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