
Ich bin Thabathaia, wohne in der Schweiz, bin "mittelalterlich" und habe letztes Jahr - nachdem die erwachsenen Kinder aus dem Haus sind - meinen jahrelang aufgeschobenen Traum "ich lerne Harfe spielen" in Angriff genommen.
Seit dem ersten Tag gehe ich wöchentlich in die Musikschule zum Privatunterricht bei "meiner" Harfenlehrerin. Ich übe täglich 1 - 2 Stunden und - ich denke ämmel - mache gute Fortschritte. Halbe Sachen gibt es niemals bei mir, ich gebe Vollgas

Mein Harfenweg ist noch sehr jungfräulich. Aber ich möchte ihn gerne berichten, und freue mich über jedes Feed-Back, jeden Gedankenanstoss und jeden Kontakt mit euch. Ich kenne defacto NIEMANDEN der Harfe spielt ^^ und fühle mich etwas einsam in "meiner" Harfenwelt. Mein Mann kann mein ganzes Geplapper über Harfe den ganzen Tag lang nicht mehr hören


Mein Start war typisch anfängerisch. Mir war klar, dass ich keine Klappenharfe will. Meine Tochter spielte als kleines Mädchen Harfe (bis sie nicht mehr zum Ueben zu überreden war) und ich übte mehr als sie. Auf einer kleinen Salvi. Darum: Ich wollte was anderes, was grösseres. Etwas RICHTIGES

Da die Miete dann doch zu teuer war, kaufte ich sie kurzerhand. CHF 4'200.-- gezahlt, meine war es!. Heute lache ich über mich selbst, wie ich das Ganze anging. Egal



Die Camac kam zu mir heim, man zeigte mir das Stimmen, die Pedaleinstellungen auf C, fertig. Ich war glücklich und stolz, wie gut ich das gemacht habe!
FAIL! Nach wenigen Wochen Unterricht in der Musikschule (auf einer Mürnseer notabene) merkte ich: mit meiner Camac stimmt etwas nicht. Googeln musste her, und ein Gespräch mit meiner Lehrerin natürlich auch. Es zeigte sich: die Camac war total verzogen, der Holm total windschief, die Saiten verstimmten sich nach 5 Minuten üben bereits ins unterträgliche, die Tonumstellung "Pedal hoch versus Pedal tief" stimmte nicht.. sie war schrecklich. Zu Alt wohl, nicht gewartet, "kaputt".
Okay, die muss weg! Dachte ich!. Gesagt getan, wieder ins Musikgeschäft, reklamiert - umgetauscht. Resultat: eine neue Mürnseer, 40-Saiten gekauft. Die kannte ich immerhin von der Musikschule, wusste was ich bekam. Toll!!! Freute mich :-) - tue ich eigentlich immer noch - aber später dazu mehr.
Toll sieht sie aus: Kirsche ist sie, 40 Saitig, nigelnagelneu. Klingt toll, ist total einfach zum Bespielen. Diese Harfe ist wirklich richtig schön, und gut, und klingt fast wie die Salvi Aurora meiner Lehrerin. Alles ist in Ordnung. Das Stimmen hält Tage, sofern sich das Klima im Haus nicht verändert, die Saiten reissen nie, sie verzeiht es easy wenn der Finger eine Saite nur halbherzig erwischt. Sie ist eine wirklich schöne, gute Harfe!
Sie ist aber.... nicht MEINE Harfe. Auch wenn ich sie besitze. Viele viele Stunden habe ich geübt und gespielt, sie sorgsam betüütelt und der Klang bei ersten kleinen Musikstücke in Zweihand bewundert. Wirklich alles gut.
Warum möchte ich sie nicht mehr? Weil sie nicht zu mir passt. Die Saitenspannung ist mir viel zu weich - weiss ich mittlerweile. Ich habe viel Kraft in meinen "kleinen Händen und kurzen Armen". Ich möchte meine Harfe anpacken! Meine ganze Gefühlswelt rauslassen - wozu auch Energie und Frust gehören kann.. und das verträgt die Mürnseer nicht. Die Saiten "pappen" aneinander an, es schwingt alles viel zu sehr, die Töne und Klänge" verwursteln sich", die Saiten schwingen so stark, dass die an die jeweils angrenzenden anschwingen, vom hübschen Klang meiner Fingernägel ganz zu schweigen. Ich würde heute sagen, meine Mürnseer ist zu "nett" zu mir. Und ich zu böse

Es zeichnete sich somit ab, sorry mein Baby ... du wirst eine neue Reise antreten, zu jemandem, der dich streichelt und nicht "hämmert" wie ich.
Und in dieser Endphase befinde ich mich aktuell.
Meine Reise - diesmal überlegt (und auch belesen unter anderem auch hier) führte zuerst zu Salvi. Lasst mich noch anmerken, ich bin relativ klein, kurze Arme, kleinere Hände und zierlich. Klar war, meine Harfe darf nicht zu gross sein, sonst erreiche ich die Saiten nicht mehr.
Dort spielte ich - immerhin konnte ich mittlerweile ein paar schöne zweihändige Stücke - auf zwei Salvi Daphne Ex und einer kleinen Lyon Concertino. Die Lyon - eigentlich mein theoretischer Favorit - war vom Klang und Handling genau wie die Mürnseer. Sie fühlte sich gleich an, klang genau gleich. War genau gleich gross. Alles irgendwie gleich. Ausser die Pedale natürlich. Aber nicht das Richtige für mich. Sie war zu klein - fand ich - zu unspektakulär. Sie war einfach nur in Ordnung. Und das war zu wenig.
Die Salvi fand ich von der Grösse sehr gut! Ich mochte das schwerere Gewicht der Harfe sehr gerne, auch wenn mich die Balance beim Kippen nicht ausgewogen dünkte. Vielleicht jedoch war es mir auch einfach fremd. Das Aussehen gefiel mir gut, ich mochte Darm sehr gerne - staunte jedoch, dass die Saiten "dicker" sind wie auf der Mürnseer mit Nylon. Das Zupfen selbst fand ich dann irgendwie unhandlich. Meine Finger und Hände erwischen irgendwie die Saiten nicht so richtig, nur knapp konnte ich die tiefen Basslagen erreichen (kurze Arme und kurze Finger halt. Und dann... der Killer: kein Klangvolumen - so MEIN Gehör - dumpf und sanft, leise purzelten die Töne. freundlich zwar, nett, aber kein Bähm. Zu wenig. Ich war total enttäuscht. Suchte auch den Fehler in mir, im Sinne von "ich bin Anfängerin", oder ich müsse mich daran gewöhnen!.
Zurück zu Hause sofort zur Mürnseer - unglaublich, viel mehr Volumen, viel karerer Sound, viel viel viel mehr Ton! Somit war klar.... Salvi war/ist nicht das Richtige!
Als Randnote: Die Salvi Aurora hab ich dort auch ausprobiert, DIE hat geklungen und gesungen, sie hat vibriert und mit mir gesprochen. Ich fand sie mega toll! Aber sie ist einfach zu gross für mich. Ich ertrinke hinter der Grösse des Instrumentes. Vor lauter Resonanzkörper sieht man mich nicht mehr...... Geschweige denn, dass meine Hände die Saiten erreichen ohne die Schultern auszukugeln.
Meine Lehrerin motivierte mich, weiter zu suchen. Weitere Harfen auszuprobieren. Gar nicht mal soooo einfach.... Möglichkeiten und / Angebote zu finden. Zufällig stiess ich auf ein neues Geschäft in Reichweite mit .... CAMAC! Ich rief an, jaaa... man habe aktuell eine Clio, und heute morgen angekommen aus Frankreich eine Schola. Sie sei noch nicht ausgepackt, aber wenn ich in zwei Stunden käme, würde alles bereit sein.
Nichts wie hin. War früher da

Die Clio - immer mal klein Anfangen - fand ich schon mal.... hey! richtig nett! Hübsch war sie, und.... alles kompakt und greifbar, viel besser ausbalanciert als die Salvi (für meine Person gesprochen) und... ähhh? was? dünnere Darm-Saiten irgendwie? Fühlte sich alles vertraut und gut an irgendwie passend, alles schick und prima. Zuhause angekommen.
Naja... da war aber noch etwas: die Schola! STOLZ! Gross! Aber nicht riesig. Schön! und fantastisch. Traumhafter Klang, traumhafte bespielbarkeit, traumhaftes Handling. Ich konnte sie bis zum Holm richtig umarmen. Im Griff haben. Das wird wohl meine Harfe werden. Wegen Verzögerungen "Ferien" gehe ich anfangs August mit meiner Lehrerin noch einmal hin.
Folgendes wurde mir dort erklärt: Camac setzt die Saiten näher zueinander, und je höher die Töne, desto enger sitzen die Saiten. Um das auszugleichen werden dünnere Darmsaiten verwendet (die weniger reissen sollen - sagte man wir - wegen weniger Materialschwund - ob das stimmt?) dafür etwas teurer sind. Ausserdem hat sie nur 46 Saiten. Darum ist sie zwar HOCH mit 181cm, aber weniger LANG und darum kompakt und viel einfach zu greifen für kleine Leute mit kleinen Händen und kurzen Armen und Beinen

Ich denke, ich bin am Ziel angekommen. Noch ist nichts eingetütet, nichts gekauft - nichts verkauft. Aber mein Bauch stimmt, mein Gefühl fährt Achterbahn. Die Camac Schola ist ein ganzer Kerl! Keine Diva. Und das bin ich genau auch.
So fertig. Hoffentlich konntet Ihr beim Lesen des Textes etwas schmunzeln. Freue mich über jede Meinung, jede Erfahrung, jede Antwort.
Liebe Grüsse
Thabathaia