Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

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Der Juergen
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Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von Der Juergen »

Ich denke, diese Idee verdient es schon vorab kundgetan zu werden!

Beim kommenden Harfensommer wird Eva Curth einen Kurs mit dem Thema »Ukrainische Lieder« anbieten.

»Wir lernen einige der wunderschönen ukrainischen Volks- und Kirchenlieder kennen und spielen« (aus dem Kurstext).

Schon vor etlichen Jahren hatte ich die Idee, mal etwas mit slawischer Musik zu machen, und zunächst wollte ich ins Mittelalter zurückzugehen, jedoch gibt es da echt wenige Aufzeichnungen.
Ich selbst nähere mich gerade an die »Anfänge der slavischen Musik« an (Vorträge eines Symposions zum Thema, als Buch herausgegeben 1966 von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften) und merke, wie dünn da die Datenlage ist.

Durch die furchtbaren Ereignisse des Putinschen Angriffskrieges auf die Ukraine und die Verbundenheit Evas mit dem Land kam es nun, dass es sich beim Besprechen schnell herauskristallisierte, was wir da anstreben.

Der Kurs ist als Ensemblekurs gedacht, nicht nur für Harfen, sondern auch für andere Instrumente.
Also scheut euch nicht zu kommen, wenn ihr die Bandura spielt oder auch eine der beiden Gusli-Formen … und selbstverständlich sind auch andere Instrumente westlicherer Herkunft willkommen.

Hier noch eine Grafik (Miniatur von 1542 nach Aleksandr Sergeevič Famincyn) aus dem Artikel »Das Zupfinstrument gusli bei den Wolgavölkern« von Armas O. Väisänen, erschienen in: Juhlakirja Yrjö Wichmannin kuusikymmenvuotispäiväksi, S. 303–330, SUS, Helsinki 1928.

Eine langjährige ukrainische Freundin aus Charkiw schrieb mir 2017 über Facebook zu dem Text an der Grafik, dass er in »Old Malorussian« sei und weiter: »if you translate word for word … then the meaning of the sound phrase is lost.«
Er beinhaltet ihr zufolge in etwa den Inhalt:

»King … he was passionately playing his harp … and at the same time he managed to feed his sheep in his kingdom …«


Ist das nicht friedlich?


Bild
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Re: Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von mygga »

Maaaann, ist das lange her... Altkirchenslavisch bei Ötte Rottmann, 1986. Ein paar Buchstaben sind gleich, aber da sind auch welche, die ans griechische Alphabet angelehnt sind. Spannend!
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Der Juergen
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Re: Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von Der Juergen »

»mygga«, du bist der Wahnsinn! :_shocked_: :_cheesy_:
Was kannst du denn noch alles?

Ich bin nämlich sehr interessiert daran, in welcher originalen Handschrift (oder welchem Druck?) von 1542 diese Darstellung zu finden ist.

Leider lässt der Artikel von Väisänen nicht weiter in die Tiefe blicken, als dass die Abbildung eine von zwei »den nowgorodschen stil vertretende miniaturen« (sic!) sei, die aus »einem kirchlichen denkmal des 16. jh.« (sic!) stamme.
Geforscht hatte der russische Komponist und Musikpädagoge Aleksandr Sergeevic Famincyn, er ist unterhalb der Abzeichnung im Artikel genannt (»nach Famincyn«).

Jetzt, wo ich ein kleines bisschen weiter in die Materie schauen möchte, wäre eine Fachperson für diesen Bereich ideal.
Kennst du da jemanden?
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Re: Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von mygga »

Wenn dich rein Schrift/Sprache interessieren, würde ich es an der Uni bei den Slavisten versuchen. Altkirchenslavisch war Pflichtseminar, so wie Mittelhochdeutsch und Althochdeutsch für die Germanisten. Da hast du auch mit Sicherheit Leute, die das sicher zuordnen können. Ich bin zu lange raus, hab 91 schon Examen gemacht und leider alle Kontakte verloren.
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Der Juergen
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Re: Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von Der Juergen »

Vielen Dank!

Mich würde auch noch eine »amtlichere« Übersetzung des Textes interessieren.
Die Ukrainerin, die ich damals gefragt hatte, ist zwar bildende Künstlerin, aber nicht spezialisiert auf die alten Formen der Sprache(n).

Darüber hinaus erhoffe ich mir, jemanden zu finden, der sich diese Nachzeichnung anschaut und aus der Beschäftigung mit alten Handschriften (oder Drucken) aus dem Kopf sagen kann, wo das Original zu finden ist. Möglicherweise gibt es ja mittlerweile sogar ein Digitalisat.

»Calatin« hat mir jetzt auch schon eine Fachperson benannt, die ich mal anschreiben werde.
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Re: Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von Arwen »

155788_original.jpg
Es steht geschrieben: " König David, der Schafe hütete und Gusli spielte, wenn( oder wann)........(nicht klar) seines Vaters Jesse. "

Hallo Juergen, hallo alle.
Eine zauberhafte Idee mit ukrainischen Liedern. Aber für ukrainische Lieder muss ein anderes Bild her, finde ich. Gusli hat mit der Ukraine eigentlich nichts zu tun.

Irgend so etwas...
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Zuletzt geändert von Arwen am Mo 7. Nov 2022, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von Arwen »

Und slawische Musik ist so ein Begriff, signalisiert irgendwie einen Einheitsbrei.

https://youtu.be/-Z1BSIiF5jc

In diesem sehr alten ukrainischen Lied kommt sogar eine picardische Terz vor.
In Russland gibt es keine Instrumentalmusik der Epoche Barock oder Klassik, erst mit der Romantik entwickelt sich das ganze. Das liegt daran, dass die Entwicklung der Instrumentalmusik eng mit der Kirche zusammenhängt. Im Westen war die Orgel in der Kirche erlaubt, in Russland nur Vokalmusik. In der Ukraine sah es ganz anders aus. Sie hatten schon immer westlichen Einfluß, da gibt es auch katholischen Glauben und nicht nur dir Orthodoxie, und das will auch musikalisch etwas bedeuten.
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Re: Ukrainische Lieder mit Eva Curth (Harfensommer 2023)

Beitrag von Der Juergen »

Arwen hat geschrieben: Mo 7. Nov 2022, 20:25Es steht geschrieben: " König David, der Schafe hütete und Gusli spielte, wenn( oder wann)........(nicht klar) seines Vaters Jesse. "

Hallo Juergen, hallo alle.
Eine zauberhafte Idee mit ukrainischen Liedern. Aber für ukrainische Lieder muss ein anderes Bild her, finde ich. Gusli hat mit der Ukraine eigentlich nichts zu tun.

Irgend so etwas...
Vielen Dank, liebe »Arwen«!
Mittlerweile habe ich auch noch von jemand anderem eine Übersetzung übermittelt bekommen (von mir dem Deutschen besser angepasst):
Der König … er spielte leidenschaftlich auf der Gusli, und dabei hütete er in seinem Königreich die Schafe.

Danke für die geografische Einordnung der Gusli, ich bin für jede Unterrichtung dankbar, denn dieses Gebiet habe ich bisher noch nicht für mich erforscht.
»Gusli« als Begriff bezeichnet meines Wissens nicht nur die »helmförmige« Bauform, sondern auch das unter dem Namen »Nowgorod-Leier« bekannte Instrument. (Natürlich ist auch Nowgorod nicht auf ukrainischem Territorium.)

Und danke für die schöne Zeichnung mit dem Banduraspieler!

Arwen hat geschrieben: Mo 7. Nov 2022, 20:41 Und slawische Musik ist so ein Begriff, signalisiert irgendwie einen Einheitsbrei.

https://youtu.be/-Z1BSIiF5jc

In diesem sehr alten ukrainischen Lied kommt sogar eine picardische Terz vor.
In Russland gibt es keine Instrumentalmusik der Epoche Barock oder Klassik, erst mit der Romantik entwickelt sich das ganze. Das liegt daran, dass die Entwicklung der Instrumentalmusik eng mit der Kirche zusammenhängt. Im Westen war die Orgel in der Kirche erlaubt, in Russland nur Vokalmusik. In der Ukraine sah es ganz anders aus. Sie hatten schon immer westlichen Einfluß, da gibt es auch katholischen Glauben und nicht nur dir Orthodoxie, und das will auch musikalisch etwas bedeuten.
Mir ist klar (geworden), dass »slawische Musik« nicht aus einem Guss ist. Viel mehr sehe ich es als dem Begriff »keltische Musik« ähnlich, wenn man eigentlich irische, schottische, walisische, bretonische etc. Musik meint. Auch hier habe ich massiven Lernbedarf, von der Geschichte der slawischen Besiedlung angefangen, der heidnischen Geschichte, der Christianisierung, der Unterteilung von Ost-, West- und Südslawen usw., der Einordnung beispielsweise des sogenannten »Igor-Liedes«, der Hypatius-Chronik mit ihren Quellen (Nestor-Chronik usw.) …

Das Symposion, aus dem das oben erwähnte Buch »Anfänge der slavischen Musik« entstanden ist, war das seltene Ereignis, bei dem sich 1964 Fachleute aus verschiedenen slawischen Gebieten zusammensetzten, um ihre Forschung vorzutragen.
Ich schreibe dir morgen auch noch mal eine diesbezügliche E-Mail.

Wir sollten dringend mal telefonieren oder uns treffen, wenn du magst, liebe »Arwen«! :_smile_:
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