Frage zu eigener Harfenkomposition

Cellist

Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Cellist »

Hallo,
wie man an meinem Namen erkennen kann, bin ich kein Harfenspieler ;)
Da ich aber gerne komponiere und gerade ein Stück für Oboe, Viola und Harfe schreibe, brauche ich unbedingt Hilfe bei der Harfennotation. Das Stück ist so gut wie fertig, aber ich weiß nicht, ob die Noten so spielbar sind, wie ich sie hingeschrieben habe, z.B. ob das Stück in der Form technisch für eine Harfe machbar ist.

Ich habe hier eine Pdf-Datei mit den Noten hochgeladen: http://the-heat.de/Harfe.pdf
Es wäre sehr nett, wenn ihr euch die Harfenstimme mal anschauen und mir Rückmeldung geben könntet :)


Vielen Dank!
Jonas
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bastian
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Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von bastian »

Hallo Cellist,

zur Spielbarkeit sag ich mal wenig, meine Fähigkeiten (Hobbyharfner) würde die Komposition bei weitem übersteigen. Aber ein paar technische Schwierigkeiten sind mir aufgefallen:

Takt 20 in der Wiederholung: a und ais gleichzeitig ist auf einer Pedalharfe nicht spielbar, die hat eben nur 7 Pedale und erhöht damit alle gleichen Noten (also z.B. alle a zu ais). Nagut, in diesem Falle könnte man enharmonsich verwechseln zu b.
Der letzte Akkord dieses Taktes ist ebenfalls hmm... schwierig. Normalerweise wird die Harfe mit nur 4 Fingern jeder Hand gespielt. Der kleine Finger ist zu kurz und nicht kräftig genug. Es gibt immer Ausnahmen, aber naja.

Was mir auch aufgefallen ist (z.B. Takt 31): Guck mal, dass eine Hand nicht mehr als eine Oktave greifen muss. Es gibt zwar Harfner, die Akkord-Arpreggios mit Übergreifen spielen können, ich weiß aber nicht, wie verbreitet das ist.

Apropos Tonumfang: Eine "normale Konzertharfe" endet einen Ton über der ersten Note in Takt 207. Für den ersten Ton in diesem Takt 207 würde eine Saite fehlen.

Ansonsten sind zur Spielbarkeit doch eher die Profis gefragt.

Grüße,
Sebastian
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Pünktchen
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Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Pünktchen »

Hallo lieber Cellist Jonas :_smile_: ,

also ich habe gerade keine Harfe hier, daher erstmal nur ein "blinder" Kommentar...
Erstmal zu den Problemen die Sebastian ansprach:
In Takt 20,21,22 finde ich kein gleichzeitiges a und ais, das wäre in der Tat schwierig umsetzbar, nur mit enharmonischen Verwechslungen. Sowas geht natürlich bis zu einem gewissen Grad.
Den Einwand zum letzten Akkord: Klar kann eine Hand nur vier Töne spielen, aber da der Akkord ja schon als Arppegio gekennzeichnet ist, kann man ja übergreifen, sehe ich also auch nicht so als Problem.

Die Akkorde in Takt 31 müsste ich mal ausprobieren (kann ich gerne machen, wenn du möchtest). Kann man auch übergreifen, das ist schon üblich. Könnte nur in dem Tempo schwierig sein, ich teste es mal.

Ein wirkliches Problem ist das H in Takt 207 (auch schon in Takt 181 ff), was auf den üblichen Konzertharfen nicht verfügbar ist. Schon das cis kurz darauf ist in sofern schwierig, da die tiefe C-Saite keine Gabel zum stimmen mehr hat, also durch die Pedale nicht bedient wird und somit gestimmt werden muss. Da die Harfe üblicherweise in ces-Dur gestimmt ist, müsste man die Saite also zwei Halbtöne hoch stimmen, nicht jeder Harfenist macht das gern, weil die Saite ja nicht beliebig hoch stimmbar ist und somit "leidet" wenn man sie höher stimmt als vorgesehen.

Ab Takt 173 ist das Tempo ja recht flott, bleiben Achtel gleich Achtel bei den Taktwechseln? Dann sehe ich Probleme in den chromatischen Tonschritten. In Takt 180 kann man noch enharmonisch verwechseln, aber in Takt 182 wird das Treten in dem Tempo schon "unschön".

Dass staccato auf der Harfe meist nie so klingt, wie auf anderen Instrumenten ist dir bewusst? Es schwingt einfach immer noch was mit. Mit der linken Hand geht das "étouffé"-Spielen sehr gut, rechts nur in gemäßigtem Tempo.

Noch ein "chromatisches Problem", das glaube ich in Takt 29 das erste Mal auftaucht, später aber nochmal: In der rechten Hand soll das cis noch klingen, während die linke ein c spielen soll. Man kann mit den Pedalen immer nur alle jeweiligen Töne verändern. Es ist also nicht möglich, dass das cis rechts noch klingt, während man für das c in der linken Hand aber das Pedal treten muss. Zudem gibt das unschöne Geräusche :_grin_: ...

Joa, das waren so die Sachen beim ersten Angucken... Ich kann es aber gerne morgen oder übermorgen mal durchfingern, wenn Interesse besteht.

Für welchen "Zweck" hast du das Stück denn geschrieben? Soll es aufgeführt werden?

Grüße
Pünktchen
Cellist

Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Cellist »

Danke für die Hinweise und Erklärungen! :)
Das Stück ist mittlerweile "fertig", hab aber noch nicht Korrektur gelesen.
Hier nochmal der Link: http://the-heat.de/Harfe.pdf

Die tiefen Töne, z.B. in 207, hab ich noch nicht korrigiert, aber zur Not oktavier ich die ganze Stelle (das gilt für alle tiefen Töne, die jetzt dazugekommen sind).

Wie ein staccato auf der Harfe funktioniert, weiß ich schon ;) Ich habe teilweise Passagen aus den anderen Instrumenten, die von der Harfe nachgespielt werden, kopiert und vergessen, die Punkte wegzumachen ;)

Wär natürlich sehr nett, wenn du es dir nochmal mit eienr Harfe anschauen könntest :) Das Stück ist für einen Kompositionswettbewerb, für den diese Besetzung (Oboe, Viola, Harfe) gefordert war, entstanden. Ob es dann aufgeführt wird, hängt von der Jury ab ;)
Übermorgen wollte ich es eigentlich abschicken und bin daher ziemlich in Zeitdruck (vor allem wegen der Harfenstimme)

Vielen Dank nochmal!
Jonas
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Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Pünktchen »

Ok, ich spiele es morgen mal durch, am Nachmittag habe ich Zeit.
Dann melde ich mich.
Bin ja immer froh, wenn Komponisten sich darum bemühen harfenfreundlich zu komponieren :_smile_: .

Gute Nacht!
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bastian
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Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von bastian »

Pünktchen hat geschrieben: In Takt 20,21,22 finde ich kein gleichzeitiges a und ais...
Stimmt, ich hab mich verguckt. :_rolleyes_:
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
Pünktchen
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Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Pünktchen »

Sooo,
bin mal durchgehechtet :_wink_: ... Würde mich jetzt ja dann doch mal interessieren, wie das als Trio klingt... Falls es die Noten irgendwann mal gibt... immer her damit :_grin_: ...
Also meine Anmerkungen - ich gehe einfach mal davon aus, dass auch jemand mitbewertet der Ahnung hat von Harfe. Manche Sachen sind nicht unbedingt nötig, machen das SPielen aber angenehmer - ich bin immer sehr erfreut, wenn Harfennoten auch ohne eigenmächtiges Wurschteln mit Tipex und co spielbar sind :_cool_: ...

- die großen Arpeggien sind machbar (nicht unbedingt für Laien, aber das ist ja eh ein Stück gedacht für Profis, oder?)

- Takt 37, letzte Note: Ähm , also kompositorisch habe ich keine Ahnung, aber ist es möglich statt dem "es" ein "dis" zu schreiben? Das "es" kriegt man tret-technisch schwer unter und wenn man dann eigenmächtig eh ein "dis" spielen würde, wäre es natrülich einfacher, es würde gleich da stehen.

- Takt 61: Wieder so ein tret-technisches Problem: Man spielt kein "des" sondern ein "cis". Wäre das harmonisch vertretbar? Könnte man es gleich als solches notieren? Die Harfenisten werden es dir danken...

- Ab Takt 93: Wieder nur eine Notationssache... Also ich fand es beim Spielen etwas anstrengend, Rhythmus und dann dieses tausend Hilfslinien... Wie wäre es mit Oktavierungszeichen? Die linke Hand kann dann ab Takt 125 ca. auch wieder in den Bassschlüssel, lässt sich einfach besser lesen...

- Das Problem mit den tiefen Tönen ist tatsächlich eins. DIe ganzen "h" ab Takt 190 ff sind neu, oder? Also das geht nicht, nene :_rolleyes_: . Vor allem so lange mit beiden Händen da unten spielen... Die arme Harfenistin/der arme Harfenist. Der rechte Arm ist viel zu kurz, da kommt man nur mit großer Anstrengung an die tiefen Saiten. Oder man stellt die Harfe ab und spielt dann, was auf Dauer unangenehm für den Rücken ist... Also Freunde machst du dir damit unter den Harfenisten nicht :_grin_: . Wenn du es also vertreten kannst, gerne okativieren!!

Ansonsten ist alles spielbar - meiner Meinung nach, die ja nur eine bescheidene ist...

Wenn du noch Fragen hast - nur her damit...

Was ist das denn für ein Wettbewerb? Jedenfalls toi-toi-toi!

Liebe Grüße
Pünktchen mit Harfe
Cellist

Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Cellist »

Danke für die Mühe!

Das dis ist in Takt 37 sogar richtiger als ein es. Gut, dass du mich darauf hingewiesen hast ;)
Das cis in Takt 61 ist ehrlich gesagt auch besser als das des, da es ein Leitton zum d ist.

Hab die Passage ab 93 korrigiert, sieht jetzt humaner aus ;)

Die Schlusspassage hat sich noch einmal geändert. Ich habe die Harfenstimme eine Oktave höher gesetzt und die Harmonien verändert. Das heißt, die Harfe spielt jetzt andere Töne. Wenn es eine Oktave höher funktioniert, ist ja alles in Ordnung. Ich hatte befürchtet, dass die Harfenistin/der Harfenist schlappmachen könnte vor lauter Achtelnoten ;)

Das ist der Kompositions-Bundeswettbewerb von "Jeunesses Musicales" für Jugendliche :)

Fragen hab ich im Moment keine mehr. Ich schick dir die Partitur mit allen Instrumenten gerne zu, wenn das Stück endgültig fertig ist.


Nochmal vielen Dank! Die Tipps haben mir wirklich sehr geholfen und mich auch beruhigt, da ich garnicht wusste, ob meine Komposition harfentauglich ist ;)


Viele Grüße,
Jonas
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Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Pünktchen »

Hallo nochmal :) ,

ja die Achtelnoten (Tonwiederholungen) sind schon ein bisschen fies, aber ich würde die je nach Tempo dann auch enharmonisch verwechseln, sodass ich z.b. h und ces im wechsel spiele, denn Tonrepetitionen sind ab einem bestimmtem Tempo einfach nicht mehr drin. Aber sich dass dann auszutüfteln ist Leid der Harfenisten :_rolleyes_: . Oder willst du es gleich so schreiben, dass es machbar ist? Dann müsst ich nochmal gucken... Soll ich?

Gruß
Pünktchen
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Re: Frage zu eigener Harfenkomposition

Beitrag von Pünktchen »

Ähm ja... also hab' nochmal geguckt, dass ist mir beim Spielen durch die Lappen gegangen... Das G als Tonwiederholung ist schwierig. Kann man ja nicht enharmonisch verwechseln... Evtl. ist das machbar indem man es nur einstimmig macht und dann mit beiden Händen im Wechsel spielt... Mh, verstehst du was ich meine? Also dann spielt immer rechter Zeigefinger und linker Zeigefinger im Wechsel aber die gleiche Saite. Das geht schneller. Mit beiden Händen parallel (also zwei g's im Oktavabstand) im schnellen Tempo die Achtel - das geht nicht ...
Mh...
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