peorth hat geschrieben:Mir bleibt beim Singen an der Harfe ein bisschen die Luft weg. Es ist anstrengend. Song die ohne Harfe gut klappen sind an der Harfe lange nicht so gut - auch wenn ich die Begleitung schon automatisiert habe. Ich vermute, dass es vor allem an den nach vorn gestreckten Armen liegt und dies die Atmung behindert. Am Klavier kann man sich ja ganz gut begleiten und da sind die Arme unten und nah am Körper, Gitarre ist da ähnlich.
Gibt es da Tipps zum Singen zur Harfe (außer natürlich im Stehen zu spielen)? Mehr Ausdauersport machen?
Mit einfachen Tipps ist es i.A. nicht getan, ich gebe Dir gern Bescheid, wenn ich mal wieder einen Kurs machen sollte. "Richtig" singen zur Harfe verdient einige Aufmerksamkeit. Bei manchen Leuten wirkt die Harfe klanglich unterstützend, bei anderen nicht.
Es ist gut, dass Du auf die Signale achtest, manch eine Stimme ist ein empfindliches Ding, und gespürte Anstrengung, gegen die man dann "anarbeitet", kann schnell zu Schäden führen. Das solltest Du nicht schleifen lassen. Da erinnerst Du Dich sicher noch an eine Kommunikation vor einigen Jahren.
Wenn Dir die Luft beim Singen ohne Harfe nicht wegbleibt, liegt es nicht an der Ausdauer. Wobei ein bisschen Ausdauertraining nie schadet. Vor allem ein ordentlicher Eisen- und Ferritinspiegel ist wichtig, ohne den hast Du keine anständige Sauerstoffbindungskapazität und auch keine Ausdauer, und in der Tat werden lange Bögen und Phrasen dann schwerer, daran merke ich es immer. Aber das ist für Dich vermutlich ein Luxusproblem, das Du nicht hast, wenn Du Songs singst. Du kannst evtl. die Arme und Schultern etwas gezielt trainieren, aber hauptsächlich wird man sich die Haltung und Funktionalitäten systemisch und "differenzialdiagnostisch" ;-) anschauen müssen.
Der erste Tipp heisst tatsächlich: Im Stehen spielen und singen, also mit dem Hochstellen der Harfe experimentieren. Dann ist zumindest die Diaphragmenkette schon automatisch wenigstens nicht zusammengequetscht, auch wenn man sicher noch gesondert schauen müsste, wo ggf. Torsionen sitzen und was der Hals macht.
Zweiter Tipp: Wenn Du vergleichst, wie Du am Klavier und an der Harfe sitzt, achte mal auf die Unterschiede "von unten nach oben":
- von den Füssen und der gleichmässigen oder ungleichmässigen Belastung übers
- Becken (Winkel zwischen Beinen und Becken? Da "geht eine Menge Luft verloren", ohne dass man es merkt),
- Wirbelsäule (die ist an der Harfe häufig etwas tordiert),
- Schulter (ziehst Du sie unmerklich beim Arme heben hoch? Achte bewusst darauf, dass die Schulter locker und unten ist, wenn du die Arme hebst), müssen bei Deiner Harfe die Ellenbogen so hoch wie in der klassischen Technik? Man kann auch damit singen, aber es erfordert einen bewussten Umgang mit bestimmten Ausrichtungen im Brustkorb.
- Hals/Nacken (tordiert? leicht nach vorn gereckt, um die Saiten anzuschauen?).
Auch Kleinigkeiten können die Luft und den Stimmfluss sehr stark beeinträchtigen. In unserem Kurs 2010 haben alle gemerkt, wie viel eine gute Ausrichtung an verschiedenen Stellen im Rücken, bei der Weitung im unteren Rippenbereich und im Nacken bringen kann.
Dritter Tipp: mit kleinen technischen Übungen das Thema auseinander nehmen, nicht gleich die Songs an der Harfe singen, sondern "Singen zur Harfe" genauso üben wie "Singen", "Klavier", und "Harfe". Also mal wie im Gesangunterricht einfache technische Übungen wie Teil-Tonleitern und gebrochene Akkorde über einen Akkord legen. Musst es ja nicht chromatisch durch alle Skalen jagen. Oder anders herum: Einen gesungenen Ton halten und drunter Akkorde oder Tonleitern spielen und dabei darauf achten, was mit dem Ton und den Einstellungen passiert. Ich hatte hier in einem anderen Thread ein paar Koordinationsübungen genannt, die kann man natürlich auch als Gesangsübungen nehmen.
Ansonsten wäre es doch vielleicht auch mal eine Idee, Deine Harfe mit zum Gesangsunterricht zu nehmen und den Lehrer mit gucken zu lassen - oder möchtest Du diese Welten lieber getrennt halten?
Frohes Ausprobieren und Ausspüren
a.
Nur durch Harfe spielen lernt man Harfe spielen. (Aristoteles)