Horror Musikunterricht

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Shadia
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Horror Musikunterricht

Beitrag von Shadia »

Hallo zusammen,

immer wieder hört man gar furchtbare Geschichten von Musiklehreren, die es schaffen selbst dem musikalischsten Schüler die Liebe zur Musik gründlich auszutreiben. Oder von der russischen Klavierlehrerin, die den Kindern immer auf die Finger haut oder sie mit endlosen Fingerübungen quält. Wie war es denn bei Euch?

Ich mach mal den Anfang mit meinem Musiklehrer 5.-7. Klasse - direkt aus dem Gruselkabinett:

Mein Musiklehrer des Grauens, Herr Münstermann, war schrecklich verbittert und hatte einen fürchterlichen Hass auf die ganze Welt. Keine Ahnung warum.

Meinen Namen hat er sich in den ganzen drei Jahren Unterricht nicht gemerkt. Alle Mädchen in der Klasse wurden kollektiv nur mit "die Suppenhühner" angeschrien. Anschreien war die übliche Kommunikationsform im Unterricht. Auch versäumte er es nie uns zu erklären, dass wir alle saudumm sind. Beschwerden beim Direktor brachten nichts. Herr "Monstermann" (so nannten wir ihn statt Münstermann) verbreitete ungestört Angst und Schrecken.

Musik haben wir im Unterricht weder angehört noch selbst gemacht. Der Musikunterricht fand lediglich auf fünf Linien und vier Zwischenräumen statt. Das ganze geprägt von einem Klima der Angst mit drakonischen Strafen, Geschrei und Beleidigungen. Im Musiksaal der Schule gab es ein Klavier, aber das durfte niemand anfassen. Ein Schulorchester oder einen Chor gab es nicht, weil sich sowieso niemand vorstellen konnte freiwillig noch Zeit mit dem Monster zu verbringen.

Herr Münstermann bescheinigte mir komplette Talentfreiheit. Ich konnte mich so gerade mit einer schwachen 4 über Wasser halten. Gleichzeitig bescheinigten mir meine Keyboardlehrerin und mein Opa (Leiter der örtlichen Bufftata-Blasmusikkapelle) ein ganz besonderes musikalisches Talent wenn ich in meiner Freizeit fröhlich und mit Spaß in die Tasten griff. Das war mein Ausgleich und ich beschloss, in der Schule die Ohren auf Durchzug zu stellen. Bloß nicht auffallen. Eine gute Note würde ich soweiso nicht bekommen.

Nach drei Jahren hatte der Schrecken in der Schule ein Ende. Der Lehrer erkrankte und kam nicht wieder zurück. Zum Abitur wechselte ich die Schule und durfte wählen: Musik oder Kunst. Niemals hätte ich mich für Musik entschieden, obwohl ich den wirklich sympatischen Musiklehrer der neuen Schule ja noch nie im Unterricht erlebt hatte. Bloß nicht noch einmal drei Jahre Theorie-Folter riskieren!

Noch 20 Jahre später habe ich absolut alles, was auch nur entfernt mit Musiktheorie und Noten zu tun hat kategorisch abgelehnt. Erst in den letzten zwei drei Jahren habe ich den einen oder anderen Vorteil an Theoriekenntnissen entdecken und annehmen können.

Was mir zum Glück nie verloren gegangen ist, ist der Spaß an der Musik in ihrer praktischen Form. Ich habe immer Musik gehört und selbst gemacht. Schön, dass es sie gibt, die wundervollen Zauberklänge. Schön, dass es so viele Menschen da draußen gibt, mit denen man sie teilen kann. :_cheesy_:
Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und bringe ihm das Fliegen bei.
Jozan

Re: Horror Musikunterricht

Beitrag von Jozan »

Also ich hatte den ersten Musikunterricht in der Schule in der 5. Klasse
Meine Lehrerin war an uns für sich sehr nett, allerdings war ihr Unterricht einfach grottenlangweilig, ähnlich wie du es schilderst, bloß eben ohne Gemecker.
Also nur Theorie, Notenlesen und komplett ohne Instrumente. Meine Klausur war eine 6 :D (meine erste 6)
Später fing ich dann mit Egitarre an, da brauchte ich keine Noten, bis ich dann auf klassische gitarre wechselte. Dann nahm ich Musikunterricht an einer Musikschule in Remscheid Lennep (Rotationstheater) und bekam einen Gitarrenlehrer aus Chile, den man sich nicht besser hätte vorstellen können. Total Nett, geduldig, witzig und mit spannendem Unterricht.
Er schaffte es sogar einzubauen, dass mir die Harmonielehre total spannend vorkam und alles gelernte wurde gleich aufs Instrument umgesetzt.

Heute versuche ich immer, in etwa das so bei meinem Gitarrenschülern auch umzusetzen^^
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Shadia
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Re: Horror Musikunterricht

Beitrag von Shadia »

Jozan hat geschrieben:Meine Klausur war eine 6 :D (meine erste 6)
Meine erste und einzige 6 war auch im Musikunterricht. Wir haben einen Test über Akkorde geschrieben und sollten auf Zuruf die entsprechenden Noten hinmalen. Hätte ich das Klavier benutzen dürfen, hätte ich sämtliche Akkorde auf Anhieb spielen können. Auch die Buchstabenbezeichnungen der einzelnen Noten hätte ich gewusst wenn ich wenigstens auf die Tasten hätte schauen dürfen. Aber das war alles nicht gefragt. Und beim Linien abzählen um die richtigen Noten zu finden, war ich zu langsam. Alles falsch - 6. :_cry_: Dem Rest der Klasse ging es ähnlich, die beste Note in der Klasse war an dem Tag eine 5. :_shocked_:
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green971
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Re: Horror Musikunterricht

Beitrag von green971 »

Mann... oder besser Frau! Das waren ja Szenen wie aus den Buddenbrocks von Th. Mann. Gut geschriebener Beitrag!
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evelda

Re: Horror Musikunterricht

Beitrag von evelda »

Wenn ich das hier so lese habe ich ja noch richtig Glück gehabt.
Ich kann mich nicht beschweren, meine Musiklehrer waren zwar manchmal langweilig, aber sie haben es nie geschafft mir den Spass an der Musik zu verderben.
Ich habe später auch Musik in der Oberstufe gewählt, obwohl ich damals noch kein Instrument gespielt habe. Das hat mich dann zwar leider auf der ewigen 2 sitzen lassen, weil unsere Lehrerin der Meinung war, dass man nur durch das Spielen eines Instruments wirklich gut in Musik seien kann. Bitte schön ich kann damit gut leben.
Alles in allem habe ich festgestellt, dass ich sogar noch etwas behalten hatte, auf dass ich zurückgreifen konnte, als ich mit dem Harfespielen angefangen habe.

Fazit von mir: Man darf sich nicht von einem Lehrer den Spass an einer Sache verderben lassen.
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mygga
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Re: Horror Musikunterricht

Beitrag von mygga »

Spät gefunden - aber zwei Leuten möchte ich doch ein Denkmal setzen...

Unsere Musiklehrerin war Engländerin. Bis in die Knochen, eine richtige vornehme Lady - leider mit einer unheilbaren Vorliebe für Glockenspiele. Davon gab es tatsächlich an der Schule auch reichlich. Was bedeutete: in JEDER ihrer Musikstunden, von Klasse 5 bis 7 (und sie hatte nur die...) wurden die Dinger ausgepackt. Und dann klimperten die ganzen Klassen von der 5 bis zur 7 ihr Repertoire herunter. Genau 4 Lieder (oder waren es doch ganze 5?!)

Es ist nicht zu glauben, wie laut 30 Glockenspielchen sein können. Die Klassen unter und neben dem Musikraum waren die unbeliebtesten überhaupt. Dabei fällt mir ein: ihre Lieblingsgruppe war: The Wombles... ^^

Exemplar Nr. 2 hatte die älteren Klassen, vor allem die Oberstufe. Zweitfach Latein, und so sah er auch aus. Immer ein dunkelblauer perfekter Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Klassik-Fan durch und durch, vergeistigt ist gar kein Ausdruck. Nebenbei hat er das Orchester geleitet und echt nur für die Musik gelebt. Er hat die Oberstufe durch die gesamte Musiktheorie geprügelt, egal, ob Interesse oder nicht. Weil er einfach nicht verstand, wie man ohne das überhaupt auch nur einen Tag leben kann. ^^

Der arme Mensch hatte das absolute Gehör - falscher Fehler beim Schulorchester.... Bricht mitten im Stück ab, deutet auf den zweiten Spieler von rechts in der zweiten Geige und schnauzt gequält: Wehe, wenn du noch EiN mal fis spielst statt f!!!!

Sein absolutes Highlight im Lehrplan war auch unseres: Musik der 60er Jahre. Beide Seiten warteten sehnsüchtig auf das Thema "Woodstock". Allerdings hatte das unterschiedliche Gründe....
Jedes Mal, wenn das dran war, ließ er sich Videorecorder und Fernseher aufbauen, legte die Kassette mit der Konzertaufnahme ein - und rockte los. ^^ Ein Bild für die Götter. Das war der einzige Tag im Jahr, wo er sich echt erlaubte, die Beherrschung zu verlieren.

Und wir genossen, das Schauspiel, jede Stufe wieder...

Mygga,
die jetzt eine Wombles-CD suchen geht...

PS: kommt jemand von euch aus Velbert und ist schon etwas älter?
Wo Sprache keine Worte hat, fängt die Musik erst an. (M.W.)
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