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Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: Fr 26. Nov 2010, 23:07
von Cecilia
Sicher habe ich auch schon öfters was übers Tonsystem gelesen. Aber das geht zum einen Ohr rein und zum anderen raus, wenn man keine praktischen Anwendungsmöglichkeiten hat (ist vermutlich so wie bei Jugendlichen, die in der Schule lernen, Dur-und Molldreiklänge bilden lernen aber kein Instrument spielen).
Wenn Du wirklich wild auf "echte" Zwölftönigkeit bist
Bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Erstmal überhaupt eine Harfe, aber eine, die auch wirklich gut klingt. Da spiele ich auch gerne erstmal keltische Liedchen. Der Harfenklang an sich inspiriert mich schon.

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Ob die Teilung der Oktave in 12 "gleiche" Teile (um den Preis der 12. Wurzel aus 2) Dir wirklich mehr intuitives Verständnis des "Systems Musik" verschafft, würde ich als Hypothese mit starker Falsifizierungsoption lassen. Die daraus theoretisch abgeleitete Halbierung der Oktave ist der Tritonus, und der ist alles andere als intuitiv und heisst nicht umsonst Diavolus in musica.  Ich denke, die Intuition beim Umgang mit Musik hat viel mit Obertönen und Kombinationstönen zu tun. You can't beat or argue physics. 
Mal sehen. Manches hängt auch an der Hörgewohnheit. Früher hat man ja auch die Quarte als Dissonanz empfunden, was ja heute nicht mehr so ist. Und was ist mit dem Quintorganum? Quintparallelen, oh weh... Die klangen in den Ohren der Mönche damals auch nicht schräg.
Trotzdem bin ich gespannt, ob du Recht hast.
Es hat ja Gründe, dass sich die Zwölftönigkeit nicht lange gehalten hat und die Neue Musik immer noch über tonale Richtungen verfügt sowie als Gegenpol dazu weniger "Atonalität", sondern eher "Geräuschhaftigkeit" weiterentwickelt hat.
Ja, da geb ich dir Recht. Neue Musik interessiert mich nicht, bis auf wenige Ausnahmen. Und mit Zwölftonmusik kannst du mich jagen.

Danke für deine Tipps!

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: Sa 27. Nov 2010, 09:37
von DS aus MOD
Hallo Cecilia, hallo annunziato,
ich verfolge mit Interesse Eure Diskussion. Endlich einmal etwas anderes als Werbung und Bla,bla,bla :_wink_:
Aber abgesehen davon, daß ich dem von Euch gesagten rein technisch gesehen bisher noch nicht begegnet bin, würden meine Ohren dem gar nicht folgen können ( Δ dis/es usw. ).

Ich bin einer von denen, die schlicht und einfach Freude an ihrer Harfe ( 6/6 ) haben und an dem, was ich da mittlerweile so herauszupfen kann.
Ich gestehe sogar, daß ich sie manchmal wochenlang nicht stimme. Ich spiele aber auch überwiegend für mich alleine.
Allerdings bin ich dann auch immer wieder überrascht, wie wenig ich sie nachstimmen muß :_smile_:

Ich wünsche mir mehr solche Diskussionen auf gehobenerem Niveau.
Bitte macht weiter so !!!

Dieter

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: Sa 27. Nov 2010, 10:57
von ClarSach
@Dieter, kann es sein dass du Nylon auf deiner chromatischen Harfen verwendet hat und dadurch doch einen befriedigenden Klang bekommen hast? Mir fielen die Obertonen von Karbonnsaiten auf bei einer diatonischen Harfe. Also ist die Sache vielleicht noch komplizierter als ich schon dachte. :_wink_:

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: Sa 27. Nov 2010, 19:19
von kragi
annunziato hat geschrieben: ... So, Ende Exkurs, wir müssen doch mal einen Thread über Stimmungen und Temperaturen aufmachen... aber den lesen dann ja nur die Freaks...
Cecilia hat geschrieben:Sicher habe ich auch schon öfters was übers Tonsystem gelesen. Aber das geht zum einen Ohr rein und zum anderen raus, wenn man keine praktischen Anwendungsmöglichkeiten hat (ist vermutlich so wie bei Jugendlichen, die in der Schule lernen, Dur-und Molldreiklänge bilden lernen aber kein Instrument spielen).
...
Nein, nein, nein,
... lesen nicht nur die Freaks.

Ich lese das alles mit, verstehe es aber nur vom Grundsatz her.
Obertöne und Schwebungen, klar kenne ich die. Sonst könnte ich meine Geige ja nicht stimmen.
Aber mir die Klänge vorzustellen, die die verschiedenen Harfen bei dieser und jener Stimmung / Temperatur so abgeben, das fällt mir als Harfen-Newbie nicht leicht, obwohl mir natürlich die Quintenspirale über den Weg gelaufen ist. Streicher denken ja schließlich in Quinten (nicht in Oktaven) - tschuldigung, Ihr Kontrabässe :_wink_: !

Hier muss also nicht nur ein eigener Thread über Stimmungen und Temperaturen her, sondern, wie ich schon mal irgendwo offtopic geschrieben habe (und hier leider schon wieder - bin ja mittlerweile bekannt dafür :_wink_: ):

unbedingt ein KURS - am Besten eine Woche lang!


Was brauchen wir dazu?
Einen Ort und eine Zeit, einen Referenten und Geld - logisch, ne?
Dann brauchen wir viele verschiedene Harfentypen, große kleine, mit 1 - 2 - 3 Saitenebenen parallele und gekreuzte, Nylon- Darm- Karbon-, Stahlsaiten und was es sonst noch gibt.
Einen Laptop mit Tabellenkalkulation (oder besser einen Laptop pro Kursteilnehmer - zum Übungsaufgaben nachrechnen) und einen Beamer.
Dann gehts los:
Stimmungen / Temperaturen kennenlernen, Harfen stimmen, vergleichen. Welche Musik geht auf welcher Harfe am Besten - spielen, probieren. WARUM ist das so? -> nachrechnen - aha, darum.
Welche Musik geht auf welcher Harfe "gar nicht" - spielen, probieren. WARUM ist das so? -> ebenfalls nachrechnen - aha, darum.

Lauter Aha-Erlebnisse.

Besteht da außer von mir noch Interesse?
Wenn ja, wer könnte das denn organisieren? Nein, ich nicht.

Liebe Grüße
kragi


P.S.:
Ich mach jetzt den Thread auf .... als Sofortmaßnahme.
viewtopic.php?f=19&t=2953&p=24165#p24165

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: So 28. Nov 2010, 09:50
von DS aus MOD
ClarSach hat geschrieben:@Dieter, kann es sein dass du Nylon auf deiner chromatischen Harfen verwendet hat und dadurch doch einen befriedigenden Klang bekommen hast? Mir fielen die Obertonen von Karbonnsaiten auf bei einer diatonischen Harfe. Also ist die Sache vielleicht noch komplizierter als ich schon dachte. :_wink_:
Ich habe die original Klangwerkstattbesaitung, ein Gemisch aus Nylon- , Cabon- und umsponnnen Saiten mit Nylonfasern als Kern.
Meine Kleine hat Carbon- und umsponnene Stahlsaiten.

Die Geschichte mit den Obertönen interessiert mich sehr, entzieht sich aber meinem Gehör, z.T wegen mangelnder Schulung und z.T wegen berufs- und altersbedingter Schädigung einiger Gehörsinnshärchen.
Trotzdem bin ich happy mit meiner Harfe(nmusik). Ich stelle aber auch keine allzu hohen Ansprüche an mich und meine Harfe.

Dieter

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: So 28. Nov 2010, 21:08
von annunziato
Mal sehen. Manches hängt auch an der Hörgewohnheit. Früher hat man ja auch die Quarte als Dissonanz empfunden, was ja heute nicht mehr so ist. Und was ist mit dem Quintorganum? Quintparallelen, oh weh... Die klangen in den Ohren der Mönche damals auch nicht schräg.
Trotzdem bin ich gespannt, ob du Recht hast.
Ja, Du hast Recht mit Hörgewohnheiten und Regeln - die machen viel aus. Wobei die Quarte ja selbst als Intervall nicht sonderlich "stabil" ist, möchte man auch heute nicht als Schlussintervall hören. Bei der grossen Terz ist es allerdings "wirklich" :-) anders: Die "grosse Terz", die aus dem Aufeinanderstapeln und Runteroktavieren von vier reinen Quinten entsteht, ist mit 81/64 eben deutlich grösser als die grosse Terz aus der Obertonreihe mit 5/4 (also 80/64), und das hört man sehr gut. Die ist deutlich zu scharf, das mag man nicht im zwei- oder Dreiklang haben.

Die Sache mit dem Quintorganum ist eine Regelfrage. Die satztechnische Regel der Vermeidung der Quint- und Oktavparallelen kam z.T. aus Abgrenzungsfragen gegenüber genau dieser Musik. Das finden wir ja heute, wenn wir uns mit mittelalterlicher Musik befassen, ja auch gerne wieder schön. Und auf der Harfe kommt man beim Begleiten kaum um Quintparallelen rum, die Wenigstens machen sich was draus... (Loreena McKennitt z.B. nutzt sie als Stilmittel in ihren Arrangements oft und gern, z.B. in "the mask and the mirror" mehrfach)

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: Mi 1. Dez 2010, 11:44
von Cecilia
Also, ich bin auch keine Quintparallelen-Allergikerin. Ich denke da immer an die Begleitung von Mancini's Pink Panther. Quintparallelen können auch interessant klingen....

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: Mi 8. Dez 2010, 17:45
von reimrose
annunziato hat geschrieben:Solltest Du Vollchromatik mit sehr viel Tonartwechseln, ggf. echte Atonalität, die über Pfefferminzakkorde hinausgeht, versuchen wollen, kann die 6/6 eine interessante Wahl sein.
Was ist eigentlich ein "Pfefferminzakkord"?
Wiki meldet nur "Ähnlicher Begriff: Pfefferminzlikör" :_grin_:

Re: Saitenanordnung/ Links Chromatische Harfe

Verfasst: Do 9. Dez 2010, 22:16
von kragi
reimrose hat geschrieben: Was ist eigentlich ein "Pfefferminzakkord"?
Ich vermute, es handelt sich um ganz gewöhnliche 08/15 verminderte Sept-Non-Akkorde (oder leichter).
Also ein klein wenig Würze, aber nix Großartiges. Was jeder kennt und ab und zu reinbringt, um die Muse etwas aufzupeppen.