Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Hat gar nix mit Harfen zu tun, aber du willst es trotzdem unbedingt loswerden? Dann mal los.
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bastian
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von bastian »

Sally hat geschrieben:
aber wenn das für dich ok ist, warum dann nicht?
Ich hab die ganze Zeit das Gefühl, irgendwas zu übersehen, was vor meiner Nase tanzt. Deswegen bin ich auch den Schritt noch nicht gegangen.

Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
annunziato
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von annunziato »

Jenseits von Überwachungsfragen und paranoiden Ideen (im Sinne von "was ist, wenn ein Böser...") sollte man sich doch einfach klar machen, dass alles, was im Netz steht, öffentlich ist. Die Frage ist also, welche Informationen (über mich, anonym oder nicht) stelle ich im Prinzip _jedem_ zur Verfügung? Information ist nicht nur, was man schreibt, sonder auch wie, wann und in welchem Zusammenhang... Manchmal hat man ja das Gefühl, hier äussert sich manch einer zu Dingen, die sonst nichtmal dem besten Freund mitgeteilt werden.
Und ja, das Gedächtnis des Netzes ist nicht unfehlbar, aber man findet noch eine Menge Dinge von vor 12 Jahren.
Bei meiner Personalrekrutierung schaue ich mir die Netzspuren der Bewerber an, und sie wirken bei meiner Einschätzungsbildung mit, vor allem bei Projektleitern und Führungskräften. Zwei mal eine Stunde im Bewerbungsgespräch kann man mit guter Vorbereitung und Schauspielerei überstehen, z.T. sogar ein Assessment Center. Die Spuren im Netz sind - gerade bei Engagement in Foren - sehr viel aussagekräftiger. Und es ist wirklich erschreckend einfach, in zwei Stunden erstaunliche Dinge zu finden.
Um also auf die Anfangsfrage zurück zu kommen - ein bisschen Diskretion sich selbst und anderen gegenüber und nach Möglichkeit das Vermeiden von Inkonsistenzfehlern wie dem vorher genannten (richtig unintelligenten) ist auf jeden Fall das Minimum. Also ehrlich - selbstverständlich darf jeder einen Seelenstriptease machen, aber es wäre besser, man wüsste, was man da tut.
Manch einer würde sich wundern, was seine Beiträge hier z.B. über seine Selbststeuerung, Selbsteinschätzung, Arbeitsstrukturierung und -motivation, Konzentrationsfähigkeit, Fokus, aber auch Aufmerksamkeit und Beziehungsgestaltung mit anderen Menschen etc. aussagen - also alles Dinge, die nicht nur hier und beim Harfe spielen, sondern auch in Arbeitszusammenhängen und sonstigen sozialen Zusammenhängen wichtig sind.
(Wir hatten hier ja immer mal ein paar "Trolle", z.T. auch in wiederholter Form - es ist nicht schwer, diese zurückzuverfolgen. Jemand, der sich nachweisbar so verhält, würde z.B. in meinem Bereich noch nichtmal ein Praktikum bekommen, da klar ist, dass man es hier mit einer instabilen Zeitbombe zu tun hat, die einem die Teams zerschiesst und auf deren Kommunikation z.B. mit Kunden, Klienten, Patienten etc. man sich nicht verlassen kann.)
Auch wenn man im jugendlichen Überschwang noch findet, dass man später nicht unbedingt eine Aufgabe übernehmen wird, die mit mehr Verantwortung verbunden ist und sich daher um solche Fragen keine Gedanken macht, könnte das ja in einigen Jahren mal sehr anders aussehen.
Daher ist es m.E. _gerade_ eine Integritäts- und Authentizitätsfrage in Bezug auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung, sich gut Rechenschaft darüber abzulegen, welche Fragen man mit wem in welchem Grad an Öffentlichkeit bearbeitet. Nicht umsonst gibt es ja den Kommunikationskanal PN, mit dem auch in einem Forumszusammenhang mit und ohne Anonymität Dinge besprochen und Beziehungsfragen bearbeitet werden können, ohne dass direkt die gesamte Öffentlichkeit beteiligt wird. Selbstverständlich hat auch das Folgen und Auswirkungen.
Frohes Reflektieren a.
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Der Juergen
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Der Juergen »

Liebe annunziato,

dass du für dein Arbeitsumfeld solche Dinge vorher dergestalt klärst, dass es deinem von dir empfundenen Sicherheitverständnis genügt, ist sicher klar.

Hier bleibt aber die vorher von mir allgemein in den Raum gestellte Frage:
Will "ich" (hier meine ich das natürlich nicht wörtlich) neben oder gar unter "dir" (auch das nicht wörtlich) arbeiten?
Oder schützt mich "deine" Selektion davor, selbst am Ende eine falsche zu treffen, in dem ich den Job annehme und dies sehr schnell bereue?

Wenn ich mit einer Veröffentlichung eines Hobbytipps im Internet meine Reputation als Führungskraft gefährde, dann ist vielleicht mein Job, zumindest aber die Struktur des Betriebes falsch, nicht das Veröffentlichen des Rezeptes unter Nennung meines Namens.

Im SInne eines Undercoveragenten sollte man natürlich anders herangehen und bekommt dann auch noch Schauspielunterricht obendrein :_wink_:
Klar sollte man wissen was man tut, das dann aber auch eher tun, und nicht phobisch unterlassen.

Das war wieder mal eine ganz persönliche Stellungnahme.

Liebe Grüße
Jürgen

EDIT: Zum Begriff "Inkonsistenzfehler" rate ich allen zum herzhaften Lachen :_grin_: und eher zum bewussten Einbauen möglichst vieler! Und schon beginnt die von ihnen selbst gefühlte Macht der Damen und Herren Personalentscheider zu schwinden :_tongue_:
#HarpistsForFuturewww.harfenzeit.dewww.harfenbaukurs.de • harfenwinter.de • harfensommer.de • harfenmai.de
Das Ziel ist das Ziel.
Jürgen Steiner
annunziato
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von annunziato »

Sehr,sehr schade, dass solche Missverständnisse auftreten. Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei tatsächlich um echte (nicht böswillige) Missverständnisse handelt.
Zu "Inkonsistenzfehlern" kann man auch Karstilos Schild zitieren, denn das war der Fall, den ich meinte. Das war selbstverständlich für die Mitarbeiterin wie für den Arbeitgeber eine sehr hilfreiche, wenn auch auf mehreren Ebenen kostenintensive, Erfahrung. Es geht ja gerade nicht um Schauspielerei, sondern darum, dass diese durch das Agieren in der Öffentlichkeit des Netzes entlarvt wird. Wenn also jemand seine mangelnde Integrität dadurch offen zeigt, dass er mit Krankschreibung skifahren geht, half eben die zuvor im Verfahren gezeigte Schauspielerei nichts. Und nur zur Info: Das Wort "Inkonsistenzfehler" ist eines der nettesten und neutralsten, die man für diesen Sachverhalt verwenden kann. Wer seine Kollegen und den Arbeitgeber derart dreist belügt, wird vermutlich kaum mehr die Chance bekommen, das ein zweites Mal zu tun. (Man kann es auch schlicht Besch... nennen, und das hat nichts mit der Macht von Personalentscheidern zu tun, sondern damit, dass Lügen kurze Beine haben. In dem Fall sitzt der Personalentscheider definitiv am längeren Hebel. Ist natürlich jedermanns gutes Recht, sich in eine solche Situation zu begeben.)

So ähnlich tragen die Netzspuren zur Entwicklung von Einschätzungen bei - und letztlich erspart das natürlich beiden Seiten Fehlentscheidungen. Nur dass die auf der einen Seite möglicherweise bewusster vermieden werden als auf der anderen ;-).

Früher hat man seine hobbymässigen künstlerischen Emissionen und mit ersten Schritten verbundenen Anfängerfehler im geschützten Raum von Klassenvorspielen u.ä. gemacht und gelassen. Heute gehören selbstverständlich offene Bühnen bei Kursen und Harfentreffen etc. zu solchen geschützten Räumen. Selbstverständlich ist es jedermanns gutes Recht, die mittlerweile der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Man sollte sich dann allerdings nicht wundern, wenn die Feedbacks dann auch nicht im geschützten Raum kommen.

Und nein, wenn jemand einen Hobbytipp gibt, stellt es nicht seine Qualifikation als Führungskraft in Frage, im Gegenteil. Es stellt auch nicht das Zusammenpassen von Aufgabe bzw. Wirkungsstruktur und Person in Frage. Es ist allerdings eine Frage der Entscheidungsfreiheit, wem man welche Informationen gibt und wem nicht. Das ist genauso wie in der Frage, ob jemand Wildwasserkanu in Alaska fährt, sich regelmässig in Retreats zurückzieht oder Rosen züchtet - das geht einfach nicht jeden gleichermassen etwas an. Auch wenn nichts "Ehrenrühriges" dran ist, ist auch hier gelegentlich das Überlegen der ganz altmodischen Diskretion angebracht. Wer das für sich selbst nicht möchte, kann es ja der Welt mitteilen. Falls sich allerdings ein Zwang zur entsprechenden De-Anonymisierung einstellen sollte (z.B. auch im Harfenforum), werden sicherlich eine Reihe von Hobbytipps nicht mehr ausgetauscht und veröffentlicht.

Es hilft vielleicht, sich einfach klar machen: Information ist irreversibel.
Alles Gute und viel Vergnügen beim Erkunden des Informationsuniversums.

P.S.: Für mich erscheint eine Fortführung der Debatte auf dieser Ebene nicht mehr sinnvoll. Warnhinweise sind offenbar Zeitverschwendung.
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allessandra
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von allessandra »

Hm,

na das sind ja mal ein paar recht interessante und kontroverse Meinungen und Entwicklungen.
Ich kann dem Jürgen zu stimmen. Ich kann auch annunziato zum Teil zustimmen. Letztenendes ist es jedem selbst überlassen, was er/sie von sich preis gibt und wie weit er sich damit mögliche Türen öffnet oder verschließt.
Es gibt halt in diesem noch recht neuen und unvergelichlich sich schnell entwickelnden Medium keine eindeutigen Konventionen. Es gibt es eben doch nicht, das global village. In einer Dorfsituation entstehen übder die Generationen hinweg Traditionen, Konventionen, die einen sog. Usus möglich werden lassen. Ob das nun immer gut ist oder nicht sei eine andere Frage. Das mag der Konservative anders entscheiden als der Liberale oder Unkonventionelle.

Was für dieses Forum gilt, gilt für ein anderes schon nicht mehr. Heute myspace, morgen facebook, übermorgen Studivz etc.
Welcher Art diese ganzen Vernetzungen sind, wer was mitlesen kann, ob mit Einloggen oder ohne, es ist einfach alles ein wenig aus den Fugen geraten. Ich bin mir sicher, die wenigsten verstehen das Medium, in dem sie sich befinden (siehe Olivers Hinweise - vielen Dank, :_smile_: ). Das mag auch ein weiterer Aspekt der Neuartigkeit der moderneren Medien sein. Immer mehr Leute benutzen sie und wir verstehen immer weniger von der eigentlichen Struktur der Medien. Das war bei der einseitigen Blockzeitung im 15. Jhdt anders...

Zugegebenermaßen haben alles menschlichen Situationen ihre eigenen Herausforderungen und man sollte nicht ständig über die eigenen ach wie komplizierten Zeiten jammern (ermahnte ich mich selbst). Nichtsdestoweniger erscheint mir diese Zeit aber ungleich komplexer, verworrener und eben haltloser, orientierungsloser als je eine Epoche zuvor.

Zu annunziato möchte ich noch anmerken, dass es mir, wenn wir Personal ausgesucht haben i.d.R VIEL wichtiger war und ist, was diese Leute in dem Moment, in dem sie mir real, in the flesh, gegenüberstehen vermitteln. Es ist natürlich nur für meinen Bereich gesprochen und ich habe es nicht mit 'Patienten' zu tun.

Das ist übrigens auch etwas, was ich Schülern auch immer gern mit auf den Weg gebe: es ist etwas komplett anderes, ob Du mit einem Menschen chattest, ob Du viele Internetbekanntschaften hast, oder ob Du Dich mit tatsächlichen Personen triffst und ihre Mimik, ihre Berührungen, ihre Bewegungen, Gesten, vielleicht gar ihre Wärme spüren kannst.

Wenn ich mich selbst google, stelle ich fest, dass beinahe alles schon sehr überaltet ist, was von mir im Netz steht. Es reflektiert nicht meine gegenwärtige Situation, oder meine Persönlichkeit, die sich in den Jahren weiter entwickelt hat. Das kann man auch über einen Check im Netz nicht erfassen, oder? Ihr könnt realiter alle GANZ anders sein, was weiss denn ich? Trotzdem - ich würde es gern baldigst herausfinden - so ganz real und persönlich- nicht virtuell :_wink_:

So, liebe Grüße,

allessandra
Benutzer gelöscht

Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Benutzer gelöscht »

Liebe Allessandra, danke für deinen mutmachenden Beitrag!

Du hast einige Dinge auf den Punkt gebracht:
Die Internetidentität kann ganz anders sein als die reale Identität. Zudem bietet das geschriebene Wort sehr viel mehr Interpretationsmöglichkeiten, als das gesprochene mit Mimik und Gestik und allem, was dazugehört. Da baut man sich unter Umständen ein ganz anderes Bild von jemandem auf, nur weil man es anders auffasst. Jeder Mensch hat ja bekanntlich vier Ohren (nach Schulz von Thun zumindest).
Zweitens gibt es viele Leute mit dem gleichen Namen, mir ist sogar ein Fall bekannt von zwei Leuten mit identischem Namen, identischen Wohnort und einem identischen Hobby! Und nein, es sind wirklich zwei Personen!
Und wer sagt denn, dass nicht jemand anderes unter meinem Namen irgendwo etwas ins Internet stellt, was mir schaden könnte? Vielleicht sogar aus dem Grund, dass er mich beruflich sabotieren möchte? Auch gibt es Freunde oder Bekannte, die unwissend ein Bild hochladen oder etwas ausplaudern ... Da könnte ich mich den ganzen Tag nur an den Rechner setzen und meine Identität nachforschen, das da ja keine falsche Information verbreitet wird. Oder wie Jürgen es vorschlägt, ich baue absichtlich widersprüchliche Informationen ins Netz und veräpple die Datensucher.
Da kann ich mich Jürgen nur anschließen, wenn mich jemand aufgrund meiner Äußerungen im Netz nicht einstellen mag, die vielleicht sogar mehrere Jahre zurückliegen oder falsch sind, dann möchte ich da auch gar nicht arbeiten! Das ist dann ein wirklich hartes Betriebsklima!

Viele verstehen die sozialen Netzwerke wirklich nicht, da muss ich mich selbst auch einschließen. Mir wurde auch erst später klar, wie schnell man durch falsch eingestellte Sicherheitsoptionen bei Facebook schnell Probleme haben kann, gerade im Bereich Arbeit:
Beispielsweise: Zwei Kolleginnen einer Firma sind bei Facebook befreundet. Kollegin A hat den Chef auf ihrer Freundesliste. Kollegin B nicht. Nun schreibt Kollegin B etwas Verfängliches, da sie sicher ist, dass der Chef dies nicht lesen kann. Doch sie hat in ihren Einstellungen "Freunde von Freunden" dürfen meine Nachrichten lesen angeklickt, so kann der Chef ihre Nachrichten doch mitlesen! So schnell geht es!

Das Beispiel mit der Kollegin, die öffentlich postet, dass sie trotz Krankmeldung Ski fahren geht, obwohl der Chef es mitlesen kann ist wirklich selber Schuld. Allerdings ist ein solches Verhalten inakzeptabel, selbst wenn dies nicht übers Internet Publik gemacht werden würde! Entweder bin ich krank, oder ich mache Urlaub. Wenn ich irgendwo arbeite, lüge ich den Chef nicht an! Früher oder später kommt so etwas ohnehin heraus, dazu brauch man kein Internet sondern nur ein paar reale Menschen :).

Ich finde diese Diskussion wichtig, denn jeder Beitrag regt mich und sicher auch viele andere zum Denken an. Der erste Schritt zu einem bewussten Umgang mit dem Internet ist ja das bewusst-werden, das alles was ich preisgebe öffentlich ist, als stünde es in der Tageszeitung! Vielen wird dies denke ich erst jetzt richtig klar.
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Cecilia
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Cecilia »

peorth hat geschrieben:Da kann ich mich Jürgen nur anschließen, wenn mich jemand aufgrund meiner Äußerungen im Netz nicht einstellen mag, die vielleicht sogar mehrere Jahre zurückliegen oder falsch sind, dann möchte ich da auch gar nicht arbeiten! Das ist dann ein wirklich hartes Betriebsklima!
Finde ich auch. Da bin ich wieder mal froh, dass ich selbständig bin und vor solchen Leuten nicht den Bückling machen muss. Es lebe das Pippi-Langstrumpf-Dasein!

Aber nochwas: ich hab vor einiger Zeit mal gelesen, dass Menschen, wenn sie sich verlieben, den Namen ihres Liebesobjekts googeln...

Habt ihr euren Namen schon mal selbst gegoogelt?
Vielleicht wäre es manchmal doch von Vorteil, "Müller" mit Nachnamen zu heißen...
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s4bine
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von s4bine »

Hallo Leute,

ich finde das ganze Thema ohnehin komplex und fast mit jedem Beitrag kommen neue Aspekte dazu.
Man könnte sich erst mal fragen, über was wir hier eigentlich reden:
- Über die Realität? (Was geschieht denn tatsächlich, wenn ich so oder so im Internet auftrete?)
- Über unsere Meinungen oder Wunschvorstellungen? (Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der ...)
- Über uns selbst? (Wer tickt hier wie?)
- ...

Zuerst will ich Peorth ihre ursprüngliche Frage beantworten:
Ich bin ein eher zurückhaltender Mensch und bin es somit auch im Internet. Wer das Forum verfolgt, wird hier und da was von mir lesen, aber auch mal 2 Monate gar nichts. Das hat aber nichts mit Angst vor Chefs etc. zu tun. Wenn ich mehr Lust hätte, häufig lange Beiträge zu schreiben und zu allen möglichen Themen - egal ob sie sehr persönlich oder sachlich sind - etwas zu sagen hätte, hoffe ich, dass ich das ohne Schere im Kopf tun würde. Wie gesagt, ich habe oft gar nicht so das große Bedürfnis dazu oder mir fehlt die Zeit.
Mir persönlich käme es komisch vor, anonym im Harfenforum mitzumischen, zumal ich viele von euch kenne. Ich respektiere das bei anderen - jeder hat seine Gründe - aber für mich wäre das völlig uninteressant. Ich freue mich, wenn ich was von Leuten mitbekomme, die es wirklich gibt. So tauche auch ich hier auch unter meinem Namen und mit Foto auf.

Ich bin gerne bei facebook, bei myspace (dort bin ich nicht mehr aktiv, behalte den Account aber für den Fall, dass ich mal Musik aufnehme und verbreiten will), bei youtube und hinterlasse bestimmt auch sonst die ein oder andere Spur im Internet. Mir persönlich ist das schnuppe. Ein Leben, in dem ich ständig aufpassen müsste, was ich tue, wäre nichts für mich. Soviel zu meinem Internetverhalten.


Was ich einfach mal zu denken geben möchte, da es dieses Thema streift:
Wir diskutieren hier darüber, wieviel man im Internet von sich preis gibt / geben sollte. Mann sollte sich aber auch Gedanken machen, welche Konsequenzen man sich selbst auferlegt, wenn man nicht unter seinem wirklichen Namen in Foren mitmacht.
Wenn jemand in einem Forum anonym (also unter einem Nickname, ohne Foto) schreibt, finde ich das völlig in Ordnung, solange die Person youtube-Filme empfiehlt oder sich mit den anderen über sachliche Themen austauscht. Aber bereits, wenn jemand z. B. eine Harfe eines bestimmten Harfenbauers kritisieren würde, sollte der Mensch mit seinem echten Namen dazu stehen, finde ich. Und das gilt erst recht für Beiträge oder PNs, die richtig persönlich werden. Hier nicht mit echtem Namen und ein paar Angabe zur Person aufzutreten, finde ich daneben.
Sowohl im Internet als auch im wirklichen Leben, gibt es Menschen, die viel von sich preisgeben und solche, die das nicht tun. Jemand, der "sein Herz auf der Zunge trägt", zeigt mehr Schwächen und Angriffsflächen als ein Mensch, der sich jedes Wort 3 mal überlegt. Wer zu der zweiten Kategorie gehört, sollte sich dessen bewusst sein, und entsprechend verantwortungsbewusst damit umgehen. Jemanden angreifen, der viel von sich mitteilt, ist einfach, wenn man weiß, dass der andere so gut wie nichts über einen weiß, vielleicht noch nicht mal wer man überhaupt ist. Ich finde das nicht in Ordnung.

Der letzte Absatz erweitert das ohnehin riesige Themengebiet, aber ich wollte das an dieser Stelle einfach mal loswerden. Das Harfenforum ist ein sehr angenehmes und nettes, freundliches Internetforum und auch die anonymen User verhalten sich i. d. R. genauso wie alle anderen. Aber die wenigen "schrägen" Vorfälle, die es gab, kamen doch eher von anonymer Seite.

Ansonsten ... hmmm ... hier wurde schon vieles gesagt, was ich nicht unbedingt wiederholen will. Nachvollziehen kann ich eigentlich fast alles, was hier geschrieben wurde, aber ich persönlich würde mich nicht gerne einschränken.

Herzliche Grüße
Anandaprema

PS: Wenn ich einen Azubi hätte, würde ich ihn über facebook fragen, ober er mein "Freund" sein will und sehr verwundert, wenn er ablehnen würde. Das gleiche gilt, wenn ich einen Chef hätte, auch wenn ich Azubi wäre. Ein Mensch ist für mich ein Mensch.
(Vielleicht habe ich da auch was völlig falsch verstanden? Wenn ja, wo lag genau das Problem?)
Brigitte L.

Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Brigitte L. »

Annunziato hat geschrieben:
Jemand, der sich nachweisbar so verhält, würde z.B. in meinem Bereich noch nichtmal ein Praktikum bekommen, da klar ist, dass man es hier mit einer instabilen Zeitbombe zu tun hat, die einem die Teams zerschiesst und auf deren Kommunikation z.B. mit Kunden, Klienten, Patienten etc. man sich nicht verlassen kann.)
Das ist die Realität heute. Und nicht nur bei Annunziato. Der Gedanke dort lieber nicht arbeiten zu wollen ist verständlich aber heutzutage frommer Wunsch. Es wird Interessenten durch Facebook und Co. sehr leicht gemacht vermeintliches oder tatsächliches über Betreffende zu erfahren und zu benutzen.Die Hoffnung, dass man nicht interessant genug ist, halte ich für leichtsinnig und bedenklich. Ich persönlich denke zwar ähnlich , finde auch kaum etwas unter meinem Namen im Internet, doch würde ich mich nicht dem trügerischen Schein hingeben, dass mein Leben noch ausschließlich persönlich ist. Spätestens die Werbung macht es mir klar.

Das Harfenforum im Internet bewegt sich auf demselben Niveau. Nutzen und Nachteile gegeneinander abzuwiegen ist die Sache. Zu viel Sorge vor den Nachteilen halte ich für grundfalsch.
Die vielen Annehmlichkeiten wurden hier schon mehrfach beschrieben. Hier im Forum geht es in erster Linie um die Harfe und Musik und leider auch immr wieder um Unstimmigkeiten und Missverständnisse. Auch damit geben wir über uns Privates preis.
Ein Internetforum ist ein öffentlicher Raum. Privates läßt sich über PN und Mails austauschen.
Denkt an Karstilos Schild!!

Liebe Grüße, Brigitte
Zuletzt geändert von Brigitte L. am Di 26. Apr 2011, 20:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Internet und das Gedächtnis des Elefanten ...

Beitrag von Cecilia »

He, ich bin gar nicht bei Facebook angemeldet. Anscheinend aber jeder außer mir...
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