Paraguayische Harfe

Antworten
Lilie

Paraguayische Harfe

Beitrag von Lilie »

Liebe Harfenfreunde,

ich habe eine sehr kurze Frage. Ich habe lange Zeit eine keltische Harfe gespielt, bin aber jetzt in Südamerika und habe ein Musikgeschäft gefunden, dass paraguayische Harfen verkauft. Ich habe sie mir angesehen. Auf den ersten Blick sah sie ganz gut aus, etwas schmaler und höher und vom Ton her etwas tiefer. Sie hat mir gut gefallen. Nun kenne ich mich damit allerdings nicht aus und wollte einige Meinungen über diesen Harfentyp einholen bevor ich mich ganz und gar in sie verliebe. Hat jemand Erfahrungen mit der paraguayischen Harfe? Einen Tipp, worauf ich beim Kauf achten sollte? Besondere Pflege? Vielen Dank!
Eure Lilie
Benutzeravatar
Hedwig
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 251
Registriert: Do 11. Aug 2005, 13:26
Postleitzahl: 22089
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): bilden ein Trio aus 2 Pedalharfen und
einer Hakenharfe
Wohnort: Hamburg

Re: Paraguayische Harfe

Beitrag von Hedwig »

Hallo Lilie,

meine allererste Harfe war eine Paraguay-Harfe. Die F-und C - Saiten sind bei diesem
Harfentyp vertauscht. Das heißt: Die C-Saiten blau, die F-Saiten rot. Außerdem ist die
Saitenspannung sehr weich, der Saitenabstand geringer, als bei den gängigen Haken- und
Pedalharfen. Vielleicht vergleichbar mit böhmischen oder gotischen Harfen (Saitenabstand, nicht
Saitenspannung) Ansonsten sind Paraguay-Harfen mit Gitarren-Wirbel ausgestattet, um sie
zu stimmen. Die Harfen sind extrem leicht für die Größe und haben meist einen sehr hellen, klaren
Klang. Ich habe mich sehr schnell von meiner ersten Harfe getrennt, da ich "klassischen" Harfenunterricht
bekam und mit den Eigenschaften der Paraguay-Harfe nicht zurecht kam.

Liebe Grüsse
Hedwig
Lilie

Re: Paraguayische Harfe

Beitrag von Lilie »

Vielen Dank, Hedwig. Ich denke, ich weiß jetzt den Unterschied zu meiner keltischen Harfe. Ich habe noch eine Frage: Hättest du deine paraguayische Harfe denn weitergespielt, wäre dein Unterricht an "ihre Bedürfnisse" (die der Harfe) angepasst gewesen? Viele Grüße, Lilie
Benutzeravatar
bastian
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 2834
Registriert: Fr 29. Aug 2008, 09:53
Postleitzahl: 55246
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): "Die Kleine": Brian Boru von der Klangwerkstatt (Ahorn/Fichte/Stahl)
Cadiz von Henrik Schupp (Eiche/Fichte/Nylgut)
Chromatische Harfe 6x6 von Martin Gust
Wohnort: Mainz-Kostheim
Kontaktdaten:

Re: Paraguayische Harfe

Beitrag von bastian »

Es gibt noch einen Unterschied: Es mag Ausnahmen geben, aber die allermeisten mir bekannten südamerikanischen Harfen haben keine Haken, Klappen oder sonstige Umstimmsysteme, die ein ansatzweise chromatisches Spielen ermöglichen würden. *grübel* Gab es da mal was mit einer Halbto-Abdrücktechnik?

Sebastian
Ein Leben ohne Harfe ist möglich, aber sinnlos.
Lilie

Re: Paraguayische Harfe

Beitrag von Lilie »

Vielen Dank, Sebastian. Ich werde mir das genauer ansehen und dann weiß ich, ob du Recht hast :). Soweit ich mich erinnere, konnte man sie verstellen, stimmen, sie hatte Haken - aber por si las dudas werde ich das genauer untersuchen. Und vielleicht auch erst einmal etwas in dem Laden spielen, um zu schauen, ob sie zu mir auch wirklich passt. Ich glaube, ich weiß, welche Harfen du meinst. Und da hast du recht, man kann sie nicht verstellen. Diejenige, die ich gefunden habe, sah meiner keltischen Harfe zum Verwechseln ähnlich, dem Verkäufer aber nach handelt es sich um eine paraguayische Harfe. Ich sehe mir alles noch einmal genauer an. Harfenspielen ist leider auch immer eine Kostenfrage... Aber danke für eure Ratschläge, das hilft mir sehr weiter.
Benutzeravatar
burgfruowe
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 823
Registriert: So 14. Jun 2009, 20:55
Postleitzahl: 28215
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): meine kleine Pippin, eine Skye 24 in gestockter Kirsche von Blevins Harps und
die große Keltische Harfe mit 38 Saiten von Pepe Rasmus Weissgerber in Kirsche mit Zedernholz-Resonanzboden
Seit Juli 2009 harfensüchtig.
Wohnort: Bremen
Kontaktdaten:

Re: Paraguayische Harfe

Beitrag von burgfruowe »

Hi!

Der große Bautechnische Unterschied, sollte doch sein, daß diese Harfen die Saiten mit Gitarrenwirblen in die Mitte des Halses und nicht seitlich mit konischen Wirbeln befestigt haben.
Ein Stimmschlüssel ist somit unnötig und es kann schneller umgestimmt werden. Zudem ist durch die gleichmäßigere Zugebelastung eine leichter Bauweise möglich.
Und sie werden viel mit den Fingernägeln gespielt.
Ah, hier ein link zu einem Bild:
viewtopic.php?f=30&t=2519

Sollten die Saiten seitlich sein ist ein keltisch/europäischer Bautyp. Dann stellt sich die Frage, ob unterhalb der Saiten genug Platz wäre, um eventuell Halbtonklappen nach zurüsten, wenn nötig. Die müssen ja am Holz befestigt werden.

Grüße
Cynthia
Hier gibt es jetzt auch die kleinen Silberharfen: http://de.dawanda.com/shop/burgfruowe
Und hier mein Blog: http://schmuckburg.blogspot.de/
Benutzeravatar
Hedwig
nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 251
Registriert: Do 11. Aug 2005, 13:26
Postleitzahl: 22089
Land: Deutschland
Meine Harfe(n): bilden ein Trio aus 2 Pedalharfen und
einer Hakenharfe
Wohnort: Hamburg

Re: Paraguayische Harfe

Beitrag von Hedwig »

Hallo Lilie,

zu Deiner Frage: Nach einer Weile Harfenunterricht, war mir klar, dass ich unbedingt die klassische
Spielweise erlernen wollte. Die Harfe meiner Lehrerin hatte es mir angetan. Von daher ergab sich die
Frage nicht, ob ich die Paraguay-Harfe behalten hätte. Ich wollte unbedingt Harfe lernen. Die erste
Harfe, die mir quasi zum Verkauf über den Weg lief, war seinerzeit eine Paraguay-Harfe.Ich habe mir
damals nicht allzuviele Gedanken gemacht, ob es noch andere Modelle gibt. Nach einem halben Jahr
Harfenunterricht wechselte ich damals zu einer englischen Pilgrim-Harfe mit Klappen.

Ich glaube, von Deinen Beschreibungen her, handelt es sich bei Deiner Paraguay-Harfe nicht um eine
typische Ausgabe mit Gitarren-Wirbeln und ohne Umstimm-Möglichkeit. Ich erinnere mich, auch von
Harfen aus Paraguay gehört zu haben, die den Hakenharfen ähnlich sind. Aber leider weiß ich nichts
näheres über dies Harfen....

Liebe Grüsse
Hedwig
Llanero Daniel
ganz schön fleißig
Beiträge: 54
Registriert: Do 29. Jul 2010, 13:25
Postleitzahl: 3027
Land: Schweiz
Meine Harfe(n): Ich spiele seit 20 Jahren Llanera-Harfe aus Venezuela und kenne mich bestens in Lateinamerikanischer Harfenmusik aus.
Ich gebe pro Jahr 20-30 Konzerte.
Wohnort: Bern

Re: Paraguayische Harfe

Beitrag von Llanero Daniel »

Ehm. das technische ist doch wohl eher Nebensache - bei so einem Instrument kommt es einzig auf den Klang drauf an. Klar, bei den Folkoreharfen fehlen die Halbtöne, eine Harfe ist kein Klavier. Es ist eine Frage des Geschmacks, welchen Klang man lieber hat, den keltischen, europäischen oder lieber Lateinamerikanischen. Auch muss man den entsprechenden Musikstil kennen. Es gibt Paraguay-Harfen mit wunderbarem Klang. Allerdings darf man sich nicht vom Aussehen verführen lassen, es gibt wunderschöne Paraguay-Harfen mit ausgeklügelten Verzierungen und teuer - die aber nur minderwertige Klänge rauslassen - vor dem Kauf deshalb unbedingt ausprobieren !!! Die engere Saitenstellunge der Lateinamerikanischen Harfen hat auch seine Vorteile, man erreicht mit der Hand/Fingern einen grösseren Bereich der Seiten - ohne die Hand zu verschieben. Im Gegensatz zur klassischen Harfe spielt man aber mit den Fingernägeln - ohne solche geht es nicht!
Antworten