Wie spielt man eine Harfe ein?

[Cordula]

Ich brauche als Harfenneuling einen Rat: In Anzeigen steht oft die Beschreibung "gut eingespielte Harfe", was ist damit gemeint? Kann man eine neue Harfe aus Unkenntnis auch schlecht einspielen? Seit dem letzten Stimmen mit meinem SEIKO SAT 800 habe ich den Eindruck, dass besonders die tiefen Töne röhren/dröhnen.
Ich wünsche allen ein schönes Osterfest
Susanne

[Benutzer gelöscht]

Hallo Susanne,

ich musste etwas schmunzeln bei deinem Beitrag. Es gibt keine "schlecht" eingespielten Harfen. Streiche einfach das Wort "gut", es ist überflüssig. Wenn in einer Anzeige etwas von einer eingespielten Harfe steht, bedeutet dies, dass sie (über einen längeren Zeitraum regelmäßig) gespielt wurde und nun ihr Klangpotenzial entfaltet, natürlich auch die Stimmung hält usw. Eine ganz neue Harfe muss man erstens noch ganz viel stimmen und zweitens klingt sie (i.d.R.) noch nicht so gut, wie eine eingespielte. Die Klangdecke wölbt sich, die Saiten "ziehen" sich zurecht. Das Holzinstrument arbeitet eben.

Zu deinem Problem mit dem Dröhnen kann ich dir leider nicht helfen.

[Riona]

Ich würde schon einen Unterschied machen zwischen "eingespielt" und "gut eingespielt". Aber "schlecht einspielen" geht nicht, vorrausgesetzt die Qualität des Instumentes stimmt, kann der Klang kann nur besser, nicht schlechter werden ;)

Es tut einer Harfe (und jedem anderen Saiteninstrument vermutlich auch) sehr gut, regelmäßig gespielt oder zumindest gestimmt zu werden. Ich habe mal vor einiger Zeit recherchiert, was beim Einspielen von Holzinstrumenten (z.B. Gitarren) eigentlich passiert und warum Instrumenten mit dem Alter "reifen", wenn sie benutzt werden. Mir ist dabei im Kopf geblieben, dass das Holz im Laufe der Jahre trockener wird und die Harzanteile im Holz austrocknen und somit an Volumen verlieren. Und diese Harzreste, die im Holz kleben, müssen durch das Einschwingen in geordnete Verhältnisse gebracht werden, damit die Klangdecke "freier" schwingen kann. Bei Gitarren ist es wohl sehr wichtig, dass sie in allen Tonhöhen eingespielt werden... dann wird ihr Klang immer klarer und umrissener. Da Harfen ja sehr obertonreiche Töne von sich geben und in der Regel auch alle Saiten bespielt werden (natürlich manche mehr als andere) dürfte sich das ja von alleine erledigen ;)

Wegen dem Röhren weiß ich leider auch nicht viel. Ist die Harfe vielleicht noch sehr jung? Warte mal ab, ob sich das nicht wieder gibt. Meine Harfe hat am Anfang hin und wieder einen komischen Tag gehabt, an dem sie irgendwie gescheppert hat ... aber das ging wieder weg und mittlerweile tut sie das nicht mehr.

Liebe Grüße,
Riona

[Cordula]

Lieben Dank für eure Beiträge. jetzt verstehe ich mehr was mit einspielen gemeint ist. Besonders dir, Riona, mein herzlicher Dank für die Bestätigung, dass meine wirklich junge Harfe (6Wochen bei mir) an manchen Tagen durchaus komisch klingen kann; "scheppern" trifft es auch besser als "röhren oder dröhnen" . Gestern klang sie wieder viel besser. Jetzt gehe ich beruhigt, dass ich nicht viel falsch machen kann, wieder ans Üben.

Alles Gute für euch, genießt die freien Tage
Susanne

[kragi]

Ein Instrument einspielen bedeutet vor allen Dingen, alles herausholen, was in ihm steckt. Jede Stilrichtung, jede Lautstärke, jede Spieltechnik, jede Tonlage, ...
So kann das Instrument sich selbst kennenlernen (Decke wölbt sich, Hals biegt sich durch, Saiten dehnen sich etc., die ganze Geometrie verändert sich, wurde schon oben beschrieben).

Bei meiner Harfe würde ich sogar sagen, dass ein einigermaßen regelmäßiger Transport des Instruments mit dazu gehört, denn dadurch hat sie viele kleine Stöße abbekommen, die den einzelnen Bauteilen von Anfang an geholfen haben, ihre richtige Position und ihr Spannungsverhältnis mit den übrigen zu finden. Anscheinend ist meinem Instrument so erspart geblieben, dass sich irgendwann im ersten halben bis ganzen Jahr nach Fertigstellung ein Schlag tut, wie von einigen hier im Forum beschrieben (alles bleibt dabei heil, aber das Knie kann verrutschen und die Saiten und alle Bauteile zwingen, sich erneut aneinander zu gewöhnen).
Im Zweifelsfall befragst Du bezüglich Transport Deinen Harfenbauer.

Kennenlernen unterschiedlicher Feuchtigkeits- und Wärmeverhältnisse kann ebenso dazugehören und der Harfe insgesamt helfen, stimmstabil zu werden. Dies ist jedoch ein ziemlich heikles Thema -> siehe andere Threads dazu.

[Riona]

6 Wochen erst? Dann ist sie ja noch ein Baby :)

Kein Problem, ich helfe gerne ;)

[Oliver]

Wie spielt man eine Harfe ein?

Ganz einfach: spielen, spielen, spielen!

Und wenn man nicht mehr weiter weiß: spielen, spielen, spielen!

Gar nicht so schwer, finde ich,
Oliver

Ach ja: Beim Spielen immer auch an das Hören denken!

[jens]

echt? bei anderen instrumenten ist das ne wissenschaft für sich und jeder hat ne andere vorstellung (geigen, block&querflöten, gitarren)

[Anne]

echt? bei anderen instrumenten ist das ne wissenschaft für sich und jeder hat ne andere vorstellung (geigen, block&querflöten, gitarren)

Vor allem braucht es eben Zeit, bis ein Instrument seinen vollem Klang entwickelt, das geht nicht von heute auf morgen. Ich spiele z.B. meine Viola d'amore seit einem 3/4 Jahr, aber so richtig klingt das mit den Resonanzsaiten erst seit 3,4 Monaten (kam rel. plötzlich und hat mich in der Intensität auch überrascht) , und auch jetzt merke ich noch, dass sich das Instrument weiterentwickelt, obwohl ich es nun ja schon eine ganze Weile fast täglich spiele.
Also einfach mal mit der Harfe "auf die Reise" gehen und sich überraschen lassen wie es sich entwickelt, etwas das ich ungeheuer interessant und spannend finde. Wichtig ist vor allem regelmäßig spielen.

[ralf]

Wie spielt man eine Harfe ein?

Ganz einfach: spielen, spielen, spielen!

Und in den Spielpausen nachstimmen. Dann weiß die Harfe nicht nur, dass sie schwingen soll, sondern auch wie. :)

Gruß,
Ralf