Was tun gegen fleckige Stahlsaiten ?

[Cordula]

Hallo, liebe Harfenfreunde,

bei der "Schulharfe" meiner Lehrerin sind die Stahlsaiten unschön fleckig (dunkle Banden).
Okay, hab ich gedacht, die ist halt alt.
Aber meine Harfe habe ich doch erst seit 7 Wochen! Vor jedem Spielen wasche ich mir die Hände, aber trotzdem zeichnen sich auf den Stahlsaiten, die ich eigentlich nur zum Stimmen und zum Einspielen (wie es hier empfohlen wurde) zupfe, schon dunkle Banden (1-4 mm breit) ab.
Ist das normal oder kann ich da was gegen tun?

Ich danke schon mal herzlich für eure Tipps und Erklärungen
Susanne

[kragi]

Hallo Susanne,

hier sind zwei Links, wo ähnliche Themen (allerdings mit deutlich unterschiedlichen Meinungen) besprochen wurden:
viewtopic.php?f=36&t=4154&p=35551#p35551
viewtopic.php?f=12&t=588

Vielleicht hilfts, mehr kann ich Dir dazu nicht sagen.

Liebe Grüße
kragi

[Cordula]

Hallo kragi,

danke für die Links. Tust du denn etwas an deinen Stahlsaiten oder läßt du sie einfach "anlaufen"?

liebe Grüße
Susanne

[kragi]

Hallo Susanne,

meine Harfe hat gar keine Stahlsaiten.
Die unterste Oktave hat eine silberumsponnene "Wasweißichfürfaser", dann kommt etwa eine Oktave Carbonsaiten und der Rest ist Nylon.

Die silberumsponnenen C- und F-Saiten sind natürlich farblich oberflächenbehandelt und verändern ihre Farbe gar nicht. Eine weitere von diesen Saiten ist noch wie eh und je, aber die anderen sind alle grau, braun, grün - mehr oder weniger geringelt angelaufen - an den Stellen, an denen ich sie nicht anzupfe (ich zupfe bisher nur in der Mitte, für besondere Effekte bin ich noch nicht weit genug).

Das einzige, was ich mit den Saiten außer zupfen anstelle, ist stimmen (wer hätte das gedacht?), alle paar Monate die rote und schwarze Farbe bei den Nylonsaiten wo nötig mit einem Edding nachziehen und gerissene Saiten ersetzen. Ob ich irgendwann den ganzen Saitensatz wechsele, wie das andere machen, steht noch nicht fest.
Die Flecken sind mir also ziemlich schnurz. Ich schicke meine Harfe aber auch nicht zu Schönheitswettbewerben. Ist für mich eben nicht wichtig.

Liebe Grüße
kragi

[Cordula]

Ich habe mal meinen Harfenbauer angemailt. Von ihm kam die eindeutige Anweisung: gar nichts tun, verfärben lassen ! Es sei eine ganz natürliche Oxidation unabhängig vom Spielen.

das mach ich jetzt ganz entspannt, schönes Wochenende
Susanne

[David]

Zum Thema Stahlsaiten für Harfen und deren Neigung zum Oxidieren kann ich noch folgendes ergänzen, falls es jemanden interessiert:

Es gibt versilberte Stahlsaiten und vernickelte Stahlsaiten (bestimmt auch noch andere Oberflächenveredelungen, die mir persönlich jedoch nicht bekannt sind - bei den 'großen' Saitenherstellern gibt es meist die beiden genannten Varianten).

Die Bezeichnungen bei den Saitenherstellern lauten dann entsprechend - z.B. Bow Brand Bass Wires Tarnish Resistant (=vernickelt) oder Bow Brand Bass Wires Silver Plated (=versilbert), analog gibt es dies z.B. auch bei den Galli Stahlsaiten, wohingegen die Stahlsaiten aus dem Hause Pirastro immer versilbert sind, obwohl sie irreführenderweise 'Chromcor' heissen...

Damit die Saiten nicht schon in ihrer Verpackung oxidieren, sind diese in einem chemisch behandelten Papier verpackt (derart getränkte Tücher habe ich auch schon zum Schutz von Silberbesteck gesehen) - man sieht daran, dass die Oxidation auch ohne das Bespielen der Saiten auftritt.

Die vernickelten Stahlsaiten laufen nicht an, die versilberten je nach Hersteller mehr oder weniger schnell. Einige Saitenhersteller versehen ihre versilberten Stahlsaiten mit einer Schutzschicht (was genau aufgetragen wird kann ich nicht sagen, vermutlich eine Art Lack), was die Oxidation verhindert. Durch das Spielen nutzt sich die Schutzschicht offensichtlich ab, so dass auch diese versilberten Stahlsaiten mehr oder weniger schnell anlaufen.

Meine Erfahrung ist, dass die Pirastro Stahlsaiten sehr schnell oxidieren, die versilberten von Bow Brand mittelmäßig schnell und die versilberten Stahlsaiten von Galli noch am längsten von der Oxidation verschont bleiben. Obwohl die Pirastrosaiten so schnell anlaufen, sind diese unter Pedalharfenistinnen und -harfenisten meist die Saiten der Wahl, da sie sehr gute Klang-, Spiel- und Stimmeigenschaften besitzen.

In der Tat verfärben sich die versilberten Saiten, egal welchen Herstellers, zunächst meist gelblich bis bräunlich, später dann grün bis schwarz - auch an Stellen, wo die Saiten nicht gespielt werden. Meine Versuche mit Silberputztüchern haben nicht wirklich geholfen diesen Prozess zu verlangsamen...

Durch die Oxidation verlieren die Stahlsaiten nach und nach an Brillanz / Strahlkraft und klingen zunehmend dumpfer - die vernickelten Stahlsaiten klingen von vornherein weniger strahlend.

Gerade professionelle Harfenistinnen und Harfenisten, welche meist auf den versilberten Saiten spielen, wechseln aus diesem Grund die Stahlsaiten an ihren Harfen regelmäßig im kompletten Satz aus, im Falle von Pirastrosaiten oft sogar jährlich - ein recht teurer Spaß...

Der Austausch nur einzelner Saiten im Stahlsaitensatz, zumindest wenn es sich um versilberte handelt, ist nicht zu empfehlen, da die klanglichen Unterschiede zwischen den neuen Saiten und den älteren oxidierten Saiten zu groß sind.

Dass die Stahlsaiten bei der Melusine von Camac so schnell oxidieren ist mir persönlich rätselhaft - wir haben derartige Erfahrungen noch nicht gemacht und in über 2,5-jähriger Geschäftstätigkeit im Verkauf von Harfen, Zubehör und Saiten noch keine diesbezügliche Kundenreklamation erlebt. Selbst Mietharfen, die nach über 2 Jahren starken Gebrauchs aus der Vermietung zu uns zurück kamen, hatten bisher noch keine oxidierten Stahlsaiten aufzuweisen.

Ich kann aus diesem Grund nur mutmaßen, dass die bei Frans Castermans gekaufte Camac Harfe mit anderen als den Orginal Galli-Stahlsaiten geliefert wurde. Vielleicht handelt es sich dabei um eine gebrauchte Harfe, die vor dem Verkauf neu besaitet wurde (mit einer anderen Stahlsaitenmarke als Galli)?

Ich hoffe, dass ich weiterhelfen konnte und verbleibe mit lieben Grüßen aus Berlin,

David