Menschen mit Downn-Syndrom und Ihre Liebe zum Harfenspiel!

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Maira
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Re: Harfe und Menschen mit Beeinträchtigungen

Beitrag von Maira »

Offtopic:
Ich glaube , ein Haupthaarmittelloser wird sich da schwer tun. Nix für ungut.
Mach doch , was Du willst. Ich mach auch , was ich will.
Aber ich mach das wirklich.
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Anne
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Re: Harfe und Menschen mit Beeinträchtigungen

Beitrag von Anne »

My five cents....
Ich bin leicht gehbehindert und habe schweres Asthma. Es ist mir völlig egal wie das bezeichnet wird, das einzige was zählt ist wie damit umgegangen wird.
Es hat mich an der Uni oft die Wand hochgetrieben vor Wut, wenn die Leute zwar immer pflichtschuldig von meinem "charakteristischen Gang" gesprochen haben, es aber einfach nicht auf die Kette bekommen haben, Rücksicht darauf zu nehmen. Wenn ich dann reagiert habe, und gesagt habe, "Achtung, Krüppel on Tour", dann kam blankes Entsetzen, wie kannst du nur sowas sagen.... :_huh_:
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Aoi
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Re: Harfe und Menschen mit Beeinträchtigungen

Beitrag von Aoi »

Huiiiiiii!
Was ist denn hier los?

Da ich eine gewisse Mitschuld an diesen Thread trage, versuche ich mal wieder auf das Eigentliche zurückzukommen!
Außer das ich statt dem Beeinträchtigungen vielleicht lieber das Wort Einschränkungen verwenden würde, es sei denn das mal wieder Unkonzentriert beim Schreiben bin oder schneller Schreibe als wie ich nachdenke und da hätte ich nun auch noch eine Ausrede dafür, denn auch ich bin ein Mensch mit Einschränkungen.

Ich habe bramosia nicht umsonst an anderer Stelle hier im Forum gebeten mal über ihre Erfahrungen als Musikpädagogin mit Menschen mit Einschränkungen zu berichten.

Denn ich bin/habe –

- Legastheniker

- Massiv Adipositas

Ich fange mal mit der Legasthenie an welche sich nicht immer bei Jedem zu 100 Prozent gleich Äußert.
Zu meiner Schulzeit, sprich vor etwa 43+ war das Thema Legasthenie bei den meisten Lehrkräften und Menschen fast ein Tabuthema und noch keine anerkannte Krankheit, wo es wirkliche Therapien für gab. Selbst als meine Mutter später bis zum Direktor ging um mich wegen meiner Massiven Lese- und Rechtschreibschwäche auf Legasthenie Prüfen zu lassen, bekam diese als Antwort: „Wollen sie das Ihr Kind auf eine Sonderschule gehen muß!“ Die Lehrkräfte von Damals waren einfach Überfordert einen Schüler mit anerkannter Legasthenie zu Unterrichten und zu Benoten.

Heute ist es Gott sei dank schon ein wenig Anders und es gibt schon mehr Therapiestellen. Wenn auch immer noch zu wenig.
Bei mir wurde dann übrigens die Legasthenie Anfang des dritten Lehrjahr es mit
fast 17 Jahren diagnostiziert und Anerkannt. 2-3 Jahre später machte ich dann zwei Rechtschreibkurse an der VHS um meine Rechtschreibung zu verbessern und hatte auch eine ganz Liebe Dozentin welche sich zwar noch Extra erkundigte ob es da nicht doch Möglichkeiten der Therapie für Erwachsene gibt, was nicht der Fall war.

Ich muß sagen das ich seit dem Legasthenie bei mir festgestellt wurde, ich immer Offen damit umgegangen bin. Zumal ich in dem Alter auch an einem Wendepunkt
In meinem Leben angekommen bin nichts mehr zu Schlucken und gegen Diskriminierungen meiner Person(aber auch Anderer) endlich in einen Verteidigungs- und teils auch Angriffsmodus übergegangen bin.

Dies Betraf auch den Umgang mit meinem Übergewicht, welches sich seit der Geburt, dank haufenweiser Jojoefekte zu der heutigen massiven Adipositas steigerte.

Aber nun zu bramosias Ersten Beitrag, denn sonst Sprengt es den Rahmen und ich mache lieber einen Diskriminierungs-Thread auf.:

Als Legastheniker war ich besonders auf diesen Teil gespannt, denn ich werde immer gefragt wie sich das Äußert und genau weil man sich selber daran Gewöhnt hat, besser noch selbst Akzeptiert hat, nimmt man es selbst nur noch Stellenweise wahr. Somit kommt man in Erklärungsnöten. Ich beschreibe es immer so das man Dinge und Worte anders hört und auch sonst Die Wahrnehmung, bzw. die Verarbeitung des Inputs bis zum Output, verzögert und langsamer ist. Zumindest in Vielen Fällen und abhängig von der Situation, Zeit und Stress. Um so mehr Druck um so weniger geht.

Dadurch kommt auch z.B. das verwechseln der Töne und teils das Abändern der Rhythmen(hierzu gleich noch etwas) zustande. Auch Konzentrationsschwächen kommen vor. Den Tonwechsel der Hände würde ich in meinem Fall nicht bestätigen.

Langsames spielen und in kurze Intervalle eingeteilte Sequenzen, welche man später wider verbindet sind hilfreich(an dieser Stelle lobe ich meine Lehrerin).

Hier noch mal zum Rhythmus und dem Langsam Spielen. Ich sage immer Jeder Mensch hat einen Herzrhythmus nach dem er Arbeitet. Bei mir ist es leider Gottes
Der Rhythmus der Schläge des Papiers in einer auf Höchststufen gedrehter Falzmaschiene(Papierfaltmaschiene), wenn das Papier an die Anschläge der Falztaschen schlägt. Dadurch kommt es oft vor das ich beim Erlernen eines Stückes gebremst und mit langsamer Geschwindigkeit und Rhythmus anfange und mich schnell steigern will was in Fingerknoten endet. Zusätzlich sagt das Gehör mir, es in dem Tempo zu Spielen wie ich die Stücke kenne und immer wahrgenommen habe.
Und nein, das Zählen der Takte bekomme ich von der Konzentration auch nach bald 6 Jahren Unterricht immer noch nicht hin.

Körperlich gesehen gibt es bei mir zwei Positive Punkte beim regelmäßigem Harfenspiel von ca. 1h Täglich. Zum einen ist dann meine Körperhaltung im Bereich Rücken und Halsschulter entspannter und meine Hände( -in einer ist Karpaltunelsyndrom in leichter Form gemessen worden!), -Finger lockern sich etwas.


Ich habe als Buchbinderin schon in meiner Ausbildung und auch Später im Beruf Kontakt mit Gehörlosen gehabt, denen ich Sachen erklären und beibringen konnte und mußte du ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Man lernt dabei Menschen beim zuhören ins Gesicht zu schauen um besser zu verstehen was diese einem Sagen wollen. Dies sind Menschen die am besten mit anderen Menschen kommunizieren, wenn diese eine Innerliche Ruhe Ausstrahlen, während sie selber ziemlich Emotional und Hektisch versuchen einen etwas mitzuteilen. Sie nehmen Schwingungen auf und wahr, welche unser einer nie für Möglich halten würde. So auch im Fall des Sohnes einer Taubstummen Kollegin, der auch Taubstumm geboren wurde und für sein Leben gerne Schlagzeug spielte.

Ich denke sowieso das einige Menschen mit Einschränkungen ein anderes Wahrnehmungsgefühl in Sache Schwingungen haben als die welche sich als Ottonormal oder besser Durchschnittsnorm einstufen.

Ich habe Später mal Kinder mit Einschränkungen zu Integrations- und Förderschulen gefahren. Einige haben direkt gefragt warum ich so Dick bin und in dem ich es Ihnen als Krankheit beschrieben habe wurde dies mehr als nur toleriert. Was viele erwachsene nicht hinbekommen. Im Gegensatz zu meinem Kindesalter gehe ich heute selber damit anders um. Allerdings finde ich es immer wieder die Reaktion von Erwachsene mit Kinder im Kindersitz des Einkaufswagens, traurig, wenn diese kleinen wahrheitsgemäß sagen: „ Schau mal die fette Frau dort!“ Dann geht’s los, mit das sagt man nicht und einem hektischen Wagen in einen anderen Gang schieben. Wenn ich noch die Zeit bekomme Lächle ich freundlich und sage dann, das er doch die Wahrheit gesagt hat. Wenn man als Erwachsener aus Scham und unter Zugzwang Kindern nicht Erklärt warum Jemand so ist oder eine Einschränkung hat und sich selbst und diese Kinder damit konfrontiert, solange werden wir uns nicht nur aus eigner Scham weg drehen sondern fördern weiterhin die Intoleranz auf unserer Welt. Dennoch durfte ich mir auch schon Anhören das ich ganz schön Hart mit meinesgleichen umgehe. Dies hat dann aber weniger mit Intoleranz, sondern mit Ehrlichkeit zu tun und dies mache ich auch nur bei Bekannten die mich Kennen sollten.

Übrigens wenn ich mit 17 nicht die Kurve gekratzt hätte in dem ich weiterhin geschluckt hätte und statt mehr aus mich herauszugehen. so würde ich heute wohl eher zur Klassifizierung Autistischer Menschen gehören.

Ganz zum Schluß: „Wer im Text einen Fehler findet darf Ihn behalten, denn ich bin ja Legastheniker und nicht Ottonormal! :_grin_:
War es möglich, dass Musik geheimste Gedanken und Gefühle übertragen konnte, jenseits aller Worte? Vielleicht sogar noch mehr, womöglich konnten wir auf diesem Wege noch weit tiefere Schichten unseres Wesens erreichen als mit unseren Gedanken. Gandalf
bramosia
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Re: Harfe und Menschen mit Beeinträchtigungen

Beitrag von bramosia »

moi66 hat geschrieben: (ich mag auch die Bezeichnung "Normalos" nicht)
diese Provokation war ja auch Absicht, denn da stellt sich ja wieder die Frage: wer ist wer und ist man wer und überhaupt, wann ist man wer ... und wo ist man wer. Da könnt man direkt philosophieren anfangen :_grin_: . Hauptsache, man hat sich selber lieb und ist mit sich zufrieden und glücklich - das projeziert man dann auch nach außen ... egal ob beinträchtigt oder nicht.

Tatsache ist aus meiner eigenen Sichtweise (und daher in erster Linie für mich selber geltend), dass man zu irgendeiner Gruppe (egal ob nach Interessen, Diskussion, Beruf, Beeinträchtigte, Leben, Hobby, ...) von Menschen gehört, weil es immer ähnliche innerhalb einer Gruppe gibt - ganz gleich ist man ja Gott sei Dank nie - jeder ist ein Unikum auf dieser Welt. ... und der eine will vielleicht mehr und der andere eventuell weniger. Juhuuu ! Es lebe der Unterschied ! :_wink_:

Petra
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Çeng
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Re: Menschen mit Downn-Syndrom und Ihre Liebe zum Harfenspiel!

Beitrag von Çeng »

Guten Morgen,

der Thread ist etwas älter…aber das warf die Suchfunktion aus und ich dachte, ich hänge mich da einmal an.
Gibt es hier Musikpädagog*innen, die (erwachsene) Schüler*innen mit kognitiven Beeinträchtigungen haben?
Wenn ja, wie geht Ihr da genau vor? Beim Klavier gibt es diverse Konzepte, aber mir ist jetzt für die Harfe nichts
bekannt. Tischharfen kenne ich und nutze ich, es gibt aber Menschen, die einfach an der "großen" Harfe einen
Narren gefressen haben und hier würde ich mich über einen Erfahrungsaustausch freuen.

Danke und viele Grüße :_smile_:
Ten zi cân ü cân zi ten mestûr nîst. Lîk kes râ dîd-I cân destûr nîst. (Çengnāme, Ahmed-l Dâî)
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