Harfenforum und Wiki

Liebe Leute,
ich habe schon ein bisschen gesucht im Forum aber zu konkreten Angaben bin ich nicht fündig geworden - also ein neuer Thread. Eigentlich wollte ich schon diesen Sommer erstmals auf der Straße stehen. Dann hat sich die Überei aber doch noch hingezogen und, kabäm!, ist es (fast)Winter. Ich habe mich mit einem Kontrabassisten unterhalten, der recht häufig auf der Straße steht, wie groß er die Gefahr mit den kalten Temperaturen sieht und er antwortete erstaunlich entspannt, dass alles eine Frage der Temperaturanpassung sei und man sein Instrument lediglich an die Endtemperatur langsam anpassen sollte, damit das Holz nicht reißt.

Was ich vergaß zu fragen war, wie viel Zeit dies in Anspruch nimmt... Wie lange lasst ihr also eure Harfen auskühlen, bis ihr euch auf die Straße bei, sagen wir mal Temperaturen um 0°C - 5°C, traut, ohne dass eure Harfe Schaden nimmt? Welche Temperaturschritte kann man einer Harfe zumuten beim Runterkühlen? 10°C-Schritte? Oder lieber 5°C-Schritte? Ich habe es recht warm in der Wohnung, idR um die 22°C. Und wie sieht es mit der kurzen Zeit in den Öffentlichen aus? Dort wird ja (leider) geheizt. Wenn ich also mit einer heruntergekühlten Harfe noch einmal für 10 Min. in die Straßenbahn steige, wäre das ein Problem?

Es ärgert mich so, dass ich die warme Jahreszeit verpasst hab und ich will doch endlich mit Geld verdienen anfangen für eine ordentliche Harfe :)

Ich freu mich auf Eure Tipps.
Viele Grüße,
Madame Pling

Konstruktiv kann ich zu deiner Frage leider nichts beitragen, da fehlt mir die Erfahrung.

Aber ich überlege, ob du das Problem größer machst, als es ist. Bei 0 bis 5 Grad dürftest du dermaßen kalte Finger haben, dass du möglicherweise nicht wirklich flüssig und damit nicht ansprechend spielen kannst. Willst du dich dann nicht lieber auf solche Tage wie jetzt mit kuscheligen 10-12 Grad beschränken? Dann ist auch der Temperaturunterschied nicht so groß.

Alternativ wäre eine günstige Paki zu überlegen - klingt zwar nicht so toll, ist aber robuster und weniger wertvoll. Die könnte zur Not auch dauergekühlt aufbewahrt werden.

Hallo Pling,

drei Dinge würde ich beim Runterkühlen beachten: langsam und vollständig und die Stimmung kontrollieren. Heißt: Die Harfe in die Transporttasche packen, dann erst mal an einen kühleren aber vielleicht nicht ganz kalten Ort stellen. Wenn die Harfe vollständig die Temperatur der Umgebung angenommen hat mal (grob) nachstimmen. Dann wieder rein die Tasche und in die Kälte. Wenn die Harfe die Außentemperatur vollständig angenommen hat, wieder (grob) nachstimmen. Dadurch verhinderst Du zu hohe Spannungen, die sich beim Verstimmen durch den Temperaturwechsel ergeben können. Vor Ort dann fein stimmen.

10 Minuten in der Staßenbahn dürften nix ausmachen, wenn die Harfe gut verpackt ist.

Vier Dinge würde ich beim Wiedererwärmen beachten: langsam, vollständig und gestimmt hatten wir ja schon. Trocken halten kommt jetzt dazu: Wenn Du die durchgekühlte Harfe direkt in den geheizten Raum stellst, riskierst Du, dass Luftfeuchtigkeit an der Harfe kondensiert. Das wäre das schlimmste Szenario, die Harfe kann dadurch unbemerkt richtig nass werden. Warme Heizungsluft kann nämlich viel mehr Wasser aufnehmen als kalte Luft. Auch wenn die relative Luftfeuchtigkeit im geheizten Raum niedrig ist, die absolute Luftfeuchtigkeit ist viel höher als draußen. Nun kühlt die kalte Harfe die Luft um sich herum ab; die relative Luftfeuchtigkeit steigt dann in der unmittelbaren Umgebung der Harfe. Und wenn ein bestimmter Punkt erreicht ist, kondensiert diese zu Wasser. Auf der Harfe. Um das zu vermeiden musst du die Harfe in der geschlossenen Transporttasche lassen bis sie die Temperatur des Raumes vollständig angenommen hat. Schlimmstenfalls kondensiert die Luftfeuchtigkeit dann an der Tasche, das ist verkraftbar.

Grüße,
Sebastian

Die Temperatur ist ja definitiv nicht das Problem, sondern die damit zusammenhängende Luftfeuchtigkeit.
(wir reden hier natürlich von "normalen Temperaturbereichen", daher irgendwas zwischen -10 und +40 grad Celsius)
Wenn Holz im Winter reißt dann sind das in der Regel Trocknungsrisse - das ist ja nicht zuletzt einer der Gründe warum man Musikinstrumente mit Korpus bevorzugt im Winter aufschachtelt.

Solange du dich in einem vernünftigen Rahmen bewegst und deine Harfe nicht vor den Ofen stellst oder über Nacht uneingepackt auf dem Balkon stehen lässt solltest du mit modernen Instrumenten keine Probleme bekommen. Ein "klimatisieren" ist in der Form nicht gesondert nötig (denn das macht das Instrument in der Tasche ja auch selbst), hilft jedoch beim Auspacken vor Ort besser die Stimmung zu halten.

Bei sehr alten Instrument ist das natürlich nochmal ein anderes Thema.

liebe Grüße
Mm

Bastian,
danke für den Hinweis zur Kondensierung von Luftfeuchtigkeit und dem Zwischenstimmen, ich werde es auf jeden Fall mit beachten. Ich könnte mir im Moment bei einer Aussentemperatur von 5°C-8°C ein 2-step-Runterkühlen vorstellen: 1 Schritt: von 22°C auf 15°C (im Flur) und dann auf dem (geschützten) Balkon auf die Anfangs genannte derzeitige Aussentemperatur, jeweils mit Zwischenstimmen. Sind die Temperaturschritte von 10°C okay?

Meine Harfenhülle ist leider am Fuß offen. Vielleicht sollte ich da noch nähtechnisch etwas einsetzen um den Schutz zu erhöhen?

Mir ist auch nicht ganz klar, wie lange Holz braucht um die Umgebungstemperatur anzunehmen. Reichen da so zwei Stunden?

@ mygga
Auch dir danke für deine Antwort. Ich finde den Gedanken attraktiv zur Weihnachtszeit und zum Weihnachtsmarkt in der Fußgängerzone zu spielen. Da sind besonders viele Menschen da und Harfe passt auch gut in die Zeit. Da man in Leipzig nicht länger als 30 Min. an einem Ort sein darf haben die Hände auch nicht viel Zeit durchzufrieren. Außerdem gibt es Taschenwärmer :) Und nicht zuletzt ist mein Spiel im Moment nicht sonderlich hochkompliziert, da ich zusätzlich singe und mich auf einfache Akkordläufe beschränke mit wenig Ornament.
Geld rausschmeißen für eine Paki käme für mich nicht in Frage. Ich habe einmal so ein Instrument angespielt und allein die Stimminstabilität ist eine einzige Krankheit gewesen. Man kann nicht mal 5 Minuten spielen ohne wie ein halbtoter Geier mit Würgreiz zu klingen. :D

Grüßken,
Madame Pling

Ja, klar, 10°-Schritte sind völlig ok. Eine Harfe ist zwar ein empfindliches Instrument, aber sie ist aus Holz, nicht aus Zucker. Wegen der Zeit: Probiers einfach mal aus, ich weiß es nicht. Ich habe meine Harfe letzte Woche von 22° auf 8° runtergekühlt, da haben zwei Stunden nicht ganz gereicht. Die hat sich noch gut verstimmt im Nachgang.

mir fällt grad ein das die sabine hornung (annwn) früher auf den cornelymärkten auch immer beim krippenspiel gespielt hat. allerdings weiss ich nicht wie die das gemacht hat...

Harfe tieffrieren kommt echt nicht gut.
Ist mir mal unabsichtlich passiert.
Die Harfe hat zwar keine Holzschäden davongetragen ( zum Glück )
aber ich büßte mein Unwissen mit einer verstimmten Harfe.
Sie zickte noch ein paar Wochen rum , bis sie endlich ihre Stimmung wieder hielt.
Dennoch habe ich ,, Schwein " gehabt , diese Aktion hätte auch echt schief gehen können.

bei einem blockflötenensemble auf dem ratinger weihnachtsmarkt sind auch ein paar flöten gerissen-allerdings kommt da ja noch der warme feuchte atem in die flöten die eiskalt sind, das ist bei saiteninstrumenten natürlich nicht der fall...

Kleiner Tipp: Im Gegensatz zu Harfen sollte man Flöten auf Körpertemperatur anwärmen (statt abkühlen) bevor man draußen spielt.

Die Flöte erst zum Spielen aus der Tasche holen, nach dem Spielen sofort wieder in die Tasche stecken und zuhause gut an der Luft trocknen lassen.