Kaum läuft das Aufnahmegerät ...

Du hast etwas schönes, ärgerliches, spannendes, trauriges mit deiner Harfe erlebt? Erzähl uns davon.
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Martina
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Kaum läuft das Aufnahmegerät ...

Beitrag von Martina »

... ist alles weg. :_rolleyes_:
Oder nach der lääätzten Wiederholung, am Ende von Kasten 2, beim Übergang in die Coda - kommt doch noch der Verspieler.
Wenn man nicht wüsste, dass ein Aufnahmegerät nebenher läuft, würde man sich natürlich nicht verspielen!

... von daher haben sich Aufnahmen bei mir tatsächlich als Auftrittsvorbereitung bewährt. Wie die Aufnahmen dann klingen, spielt zu diesem Zweck nicht mal eine Rolle, nur auf das Training des "Bühnen-Gefühls" kommt es kann.
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Oliver

Beitrag von Oliver »

stimmt, irgendwie ist es anders, wenn noch das Band mitläuft, wenngleich man ja nichtmal gezwungen ist, das Aufgenommene jemandem vorzuspielen. Ich spiele so oft es geht vor Publikum, auch wenn ich weiß, dass meine Harfenkünste keinesfalls Spitzenklasse sind! :_grin_:
Teleri

Beitrag von Teleri »

*seufz* Genauso gehts mir auch. Das aufgenommene ist zwar eh nur für mich selbst und ich weiß, dass es nichtmal schön klingen würde, wenn diese subtile Angst nicht da wäre, aber irgendwie will es trotzdem nicht.

Bringt es vielleicht was, das Gerät anzuschalten und dann erstmal irgendwas komplett anderes zu spielen? Oder das Stück gleich vier oder fünf Mal? Am Ende kann man sich ja das schönste raussuchen und alles andere löschen.
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Martina
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Beitrag von Martina »

Teleri, wenn die Aufnahme nur als Anti-Lampenfieber-Training dient, kommt es gerade auf diese Spannung an: Achtung, das Band läuft, jetzt nicht verspielen!
Aber wie es dann auf dem Band wirklich klingt, ist in diesem Fall nicht so wichtig.
Wenn es dir (und mir :_wink_: ) darum geht, eine gute Aufnahme z.B. für Omi zum Geburtstag zu machen, dann würde ich tatsächlich das Aufnahmegerät einschalten und eine Stunde laufen lassen, während ich mein normales Übungsprogramm ablaufen lassen: Warmspielen, Rumdudeln, ein bisschen Improviesieren, ein Stück, dasselbe Stück nochmal ein bisschen anders usw. - und dann das Gelungene aussuchen.
Der Mittelweg ist, wenn man wie ich einen geduldigen Aufnehmer hat (mein Freund), der einem auch 5-6 Anläufe gewährt oder mehrere Aufnahmen vom selben Stück macht und dann das besten nimmt.
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Martina hat geschrieben:Der Mittelweg ist, wenn man wie ich einen geduldigen Aufnehmer hat (mein Freund), der einem auch 5-6 Anläufe gewährt oder mehrere Aufnahmen vom selben Stück macht und dann das besten nimmt.
seufz.... nur 5-6 Aufnahmen?
Also das Problem mit den Fehlern kennt wohl jeder, der schon mal aufgenommen hat. Aber verschärft ist das bei der Studioarbeit. Ist hier jemand im Forum, der schon mal "ganz normal" im Studio gearbeitet hat - und nicht nur für Harfe solo? Also Gesangsstück mit mehreren Instrumenten, Percussion und eben Harfe. So mit fünf Strophen, Zwischenspiel, Solo etc. Die Musiker sind NICHT gleichzeitig im Studio. Da heissts dann Harfe mit Metronom im Kopfhörer aufnehmen. Und der Tontechniker lässt einen 10-20-30-x mal spielen, weil man irgendwo nicht auf dem Beat ist. Nach dem 21ten Mal hat man dann den totalen Blackout und kann das Stück überhaupt nicht mehr spielen (ist mir schon passiert). Und wenn das alles ok scheint stellt man fest, daß man sich in den Strophen verzählt hat. :_tongue_: Dann heisst den Tontechniker anbetteln, daß er das irgendwie zurechtschneidet.

Apropos schneiden - die Harfe ist ein üble Überraschung für das Schneiden durch einen Tontechniker, weil die Saiten über lange Zeit nachklingen - nicht nur die gezupften, sondern auch die, die in Resonanz mitschwingen. Gesang kann ein Tontechniker silbengenau zurechtschneiden; wenn man sich versungen hat muß man nur das Wort nachsingen. Bei der Harfe muß man eine längere Phrase spielen, damit der Tontechniker den letzten Takt verwerten kann. Sonst klingts einfach anders und man hört es.

Entschuldigung, aber ich musste mich einfach mal etwas ausheulen :_cry_:

Ich bin seitdem sehr tolerant gegenüber "nicht perfekten" Live Aufnahmen. Das Mitlaufenlassen des Aufnahmegerätes ist schon eine gute Lösung.

Gruß,
Andreas
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ralf
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Beitrag von ralf »

Andreas hat geschrieben:Diese traditionelle Arbeitsweise ist nun leider auch der Grund dafür, dass die meisten CDs so klingen wie sie klingen... für mich und die Solisten/Bands, die ich aufnehme, verwende ich meistens eine Technik, die etwas näher an der Live-Situation ist, nur ohne den Stress. Das Problem ist ja, wie soll eine Aufnahme lebendig und nach Interaktion zwischen den Musikern klingen, wenn sie sich während der Aufnahme möglicherweise gar nicht begegnet sind? Anstatt nun dieses Defizit mit tausendundeinem technischen Trick wieder hinzumogeln, finde ich es schöner, wenn man die Musik zusammen spielt, so das möglich ist. Ein Beispiel, wie sowas klingen kann, ist hier. Oder hier.
Apropos schneiden - die Harfe ist ein üble Überraschung für das Schneiden durch einen Tontechniker, weil die Saiten über lange Zeit nachklingen - nicht nur die gezupften, sondern auch die, die in Resonanz mitschwingen.
Darauf kann man sich als Tontechniker ganz gut einstellen... wenn man weiß, wie... :_wink_:

Gruß,

Ralf
Zuletzt geändert von ralf am Mo 18. Jun 2007, 20:02, insgesamt 1-mal geändert.
nerissa
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Beitrag von nerissa »

Das Problem mit dem Schneiden kenne ich, zumindest wenn man es nicht professionelle Studioleute machen lässt, vielleicht haben manche da ja wirklich ihre Tricks. Ich beneide Sänger, Bassisten oder Keyboarder, bei denen nach einem Verspieler/ -singer nicht gleich ein ganzer ansonsten guter Take futsch ist. Das hilft sicher zumindest gegen die besagte Nervosität beim Aufnehmen...(nicht, dass man sich nicht bemühen sollte, einen von vorne bis hinten guten Take zu schaffen :_wink_: )
Manchmal frage ich mich, warum ich ausgerechnet dieses Instrument spielen muss. Harfen sind unmöglich zu transportieren, unmöglich zu schneiden, unmöglich zu stimmen, teuer, wetterfühlig, dafür verantwortlich, dass Barden an Bäume gefesselt werden...dummerweise bin ich diesem Instrument trotzdem völlig verfallen :_kiss_:
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Nicole
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Beitrag von Nicole »

Liebe Nerissa,

Du sprichst mir aus der Seele!

Ich kann unzählige Gründe finden, warum die Harfe ein unmögliches, unergonomisches und unpraktisches Instrument ist... Und ich bin ihr hoffnungslos verfallen....

Bussilis

Nicole
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

ralf hat geschrieben:Diese traditionelle Arbeitsweise ist nun leider auch der Grund dafür, dass die meisten CDs so klingen wie sie klingen... für mich und die Solisten/Bands, die ich aufnehme, verwende ich meistens eine Technik, die etwas näher an der Live-Situation ist, nur ohne den Stress.
Da gebe ich dir absolut recht - die "traditionelle" Arbeitsweise erzeugt Sterilität. Auch ich bevorzuge das gemeinsame Einspielen mit Interaktion.
Aber oft wird noch mit "Studiomusikern" gearbeitet, die sich nicht kennen und einfach irgendwann und nacheinander ihre Parts einspielen. Ich frage mich da aber manchmal, ob man das dann nicht einfach wirklich mit einem Rechner machen sollte. Der ist wenigestens exakt und verspielt sich nicht. Aber mit "lebender" Musik hat das nicht viel zu tun.

Gruß,
Andreas
Zuletzt geändert von Andreas am Di 19. Jun 2007, 12:38, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas (aus Hamburg)
skh
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Beitrag von skh »

nerissa hat geschrieben:[...]dafür verantwortlich, dass Barden an Bäume gefesselt werden...
Na, nun mal nicht übertreiben: das war eine Leier, keine Harfe.

:_smile_:

Sonja
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