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Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 12:48
von Anatker611
Hallo Zusammen, ich schon wieder... ich kann mich einfach nicht entscheiden... ich finde die chromatischen Harfen total spannend und hatte jetzt auch die Gelegenheit eine in echt zu sehen und Probetönchen zu spielen. Es war ein 6/6 Instrument. Es gibt ja auch 5/7 Instrumente. Kann mir jemand berichten, ob es schwierig ist von 5/7 zu 6/6 umzusteigen? (Ich überlege eine zu mieten, um in die chromatische Harfenwelt tiefer rein zu schnuppern, die gibt es aber nur in 5/7). Spielt jemand sowohl diatonische als auch chromatische Harfe parallel? Kommt man da durcheinander? Freue mich auf Berichte 😊

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 13:31
von mygga
Ich habe diatonisch und 5x7 bzw 6x6 parallel gespielt.

Ich bin durcheinandergekommen. Weil die Handhaltung und die Spielweise anders war. Gelöst hab ich das Problem, indem ich klar getrennt habe: ein Stück nur auf der diatonischen, ein anderes nur auf der chromatischen. Wobei 5x7 und diatonisch parallel einfacher war.

Letzten Endes hab ich die diatonische verkauft, als ich sicher war, dass die chromatische allein reicht.

5x7 und 6x6 fand ich von der Systematik her komplett unterschiedlich, ich hab erst die 6x6 gespielt und musste bei 5x7 wieder ziemlich von vorn anfangen. Parallel dürfte extrem herausfordernd werden.

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 14:42
von Anatker611
Ah interessant! Warum bist du von 6/6 auf 5/7 umgestiegen? Ich habe den Eindruck hier im Forum und in Deutschland allgemein bevorzugen die meisten 6/6 und in Amerika wird eher 5/7 bevorzugt. Vielleicht täusche ich mich da aber auch 🤔

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 14:54
von Maira
Das hat wohl was mit dem Denken zu tun.
Eine 5/7 gleicht vom Verstehen her eher der Tastatur auf dem Klavier.
Hat man schon mal Klavier gespielt fällt einem das Zuordnen leichter.
Hat man Klavier gespielt und fängt dann mit 6/6 an, dann ist man erst mal sehr verwirrt.
Da wechseln die Töne nach einer Oktave von einer auf die andere Seite.
Bei 5/7 ist das nicht so.

Ähnlich verhält es sich mit dem chromatischen und diatonischen Akkordeon/Handharmonika.
Wenn man chromatisch gelernt hat ist das mit dem diatonischen + drücken-ziehen>Tonwechsel
irgendwie nicht so einfach zu verstehen.
Besser man lernt ein solches Instrument OHNE Vorkenntnisse.

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 17:14
von Anatker611
Hmmmm... ich habe einige Jahre Klavier gespielt... das ist aber auch schon wieder einige Jahre her. Aber stimmt, ich denke Musik auf der Tastatur 🤔 ein interessanter Aspekt.

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 19:39
von Der Juergen
Anatker611 hat geschrieben: Di 14. Jul 2020, 14:42Ich habe den Eindruck hier im Forum und in Deutschland allgemein bevorzugen die meisten 6/6 und in Amerika wird eher 5/7 bevorzugt. Vielleicht täusche ich mich da aber auch
Nein, da täuschst du dich nicht. Das hat ganz entscheidend damit zu tun, dass hier vor vielen Jahren Christoph Pampuch zusammen mit André Schubert das Prinzip der ganztönigen gekreuzten Saitenebenen in die Harfenszene eingeführt hat (sieht man mal von Henri Papes eigentlicher Erfindung dieses Prinzips im Jahr 1845 ab).
Auf diese Weise kam in die Szene der diatonischen Harfen (neo-irisch und böhmisch) eine preiswerte chromatische Harfe hinzu.
In den seitdem »unzähligen« Baukursen, die die Klangwerkstatt durchgeführt hat, wurden öfter auch mal diese 6/6er Harfen gebaut und dadurch bekannter.
Später kamen weitere Harfenbauer dazu und bauten ebenfalls diesen Harfentyp. Mittlerweile dürften es bestimmt 200 Spieler/innen sein, die in Deutschland diesen Harfentyp besitzen (die Chromatiker hier mögen mich korrigieren).
Die 7/5er Anordnung mit gekreuzten Saitenebenen war eine absolute Nische der historisch orientierten Spieler, die das Spiel auf der historischen spanischen »arpa de dos órdenes« (Harfe mit zwei Saitenreihen) pflegten.
Das waren mehr oder weniger exakte Nachbauten dieser alten spanischen Harfen aus dem 17. Jahrhundert oder zumindest daran angelehnt.
Aber es waren viel weniger als die durch die Klangwerkstatt in die Szene gebrachten Harfen.
Seit einigen Jahren werden aber auch neue Harfen in EDIT: 7/5er (war 5/7er) Anordnung hier gebaut und importiert (aus Pakistan, aber auch von andernorts), weil das Interesse an chromatischen Harfen allgemein gestiegen ist.
In den USA gab es nie originäre 6/6er harfen, soweit ich weiß, die Harfenbauer bauten 7/5er.

Daneben gibt es natürlich auch die historischen chromatischen Harfen mit (zwei oder drei) parallelen Saitenebenen. Diese stammten aus Italien, später in der Geschichte wurden sie auch in Wales gebaut. Die haben alle die 7/5er Anordnung. Das sind aber ebenso rare – und teure – Harfen, wie die historischen spanischen.

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 19:48
von Anatker611
Gibt es zwischen 7/5 und 5/7 einen Unterschied?
Von den mehrreihigen Harfen habe ich gelesen, aber das ist für mich Gaube ich nix... es gibt ja noch so eine Double strung Harp (2diatonische Reihen) und bei irgendeiner Website hat jemand so eine mit einer zusätzlichen gekreuzten Ebene mit den Halbtönen beschrieben 🤯 aber ich glaube, da platzt mir mein Kopf 🙈

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Di 14. Jul 2020, 20:11
von Der Juergen
Anatker611 hat geschrieben: Di 14. Jul 2020, 19:48Gibt es zwischen 7/5 und 5/7 einen Unterschied?
Nein, üblicherweise schreiben die meisten die 7 zuerst, da dies die (diatonischen) Stammtöne sind, die 5 die dazwischenliegenden Halbtöne.
So wie man beim Klavier auch meist zuerst die 7 weißen Tasten nennt, danach die 5 schwarzen. :_wink_:

Manche vermuten die Stimmung mancher mittelalterlicher Harfen (parallel zweireihig, »arpa dobla«) doppelchörig diatonisch.
Hier links das bekannte Bild aus Santiago de Compostela (leider in der Breite gestaucht).
Wenn du das Bild allein lädst, wird es mit den richtigen Seitenproportionen dargestellt.

Und bei den (parallel) dreireihigen chromatischen Harfen (Italien, Wales) sind die beiden äußeren Reihern ebenfalls diatonisch, die mittlere, dritte Reihe beherbergt die Halbtöne.

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Mi 15. Jul 2020, 00:12
von Ladev
Lieber Jürgen, ich muss hier mal einen leider stark etablierten Fehler korrigieren.
Und bei den (parallel) dreireihigen chromatischen Harfen (Italien, Wales) sind die beiden äußeren Reihern ebenfalls diatonisch, die mittlere, dritte Reihe beherbergt die Halbtöne.
Es sind nicht die Halbtöne, sondern die ergänzenden Töne zu unserem
12 tönigem Oktavsystem, welches aus 12 Halbtonschritten besteht.
Halbtöne bzw. Halbtonschritte gibt es auch zwischen e und f, und b (h) und c.
LG
Detlev

Re: Mehrere Harfen / chromatisch 6/6 u 5/7 und Diatonische parallel?

Verfasst: Mi 15. Jul 2020, 02:15
von Der Juergen
Lieber Detlev,

danke für den Hinweis!
Du hast natürlich recht, was die »Halbtonschritte« angeht, ich wollte es nicht zu kompliziert machen und habe den umgangssprachlichen Begriff verwendet. :_wink_:

Der Begriff »Halbton« ist ja an sich schon kritisch, denn je nach Stimmsystem kann man auch nicht immer von »halb« sprechen.
Das Limma der pythagoräischen Skala ist beispielsweise zwar an derselben Stelle, wie der »Halbtonschritt« (die beiden »Halbtonschritte«) unserer gleichstufig temperierten Dur-Skala, aber von »halb« in Bezug auf einen »Ganztonschritt« kann nicht die Rede sein.

Korrekter müsste es also heißen: die alterierten Töne zu den Stammtönen der diatonischen (heptatonischen) C-Dur-Skala, die die Ergänzung hin zu unserer 12-Ton-Skala bilden. (Wobei die äußeren Saitenreihen auch nach Bedarf umgestimmt werden, dann also nicht mehr C-Dur abbilden.)

Spoiler: Im Bau befindet sich übrigens gerade eine Harfe mit 14 Saiten pro Oktave, um bei nicht gleichstufigem Stimmsystem beispielsweise ein His und gleichzeitig ein C zu haben. Dazu demnächst vielleicht mehr.

Liebe Grüße
Jürgen