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Harfen aus Paraguay / Südamerika

Verfasst: Do 3. Apr 2008, 11:00
von David
Liebe Kolleginnen und Kollegen - kennt sich von Euch jemand aus auf dem Gebiet der Harfen aus Paraguay / Südamerika?
In welcher Tonart werden diese Harfen gestimmt und wie werden Halbtöne erzeugt? Gibt es Harfen aus diesem Kulturkreis auch mit Halbtonklappen? Wie ist die Saitenspannung und Saitenabstand - vergleichbar mit einer irischen Harfe mit Nylonbesaitung?
Ich frage deshalb, da ich eine erwachsene Harfenschülerin habe, die ursprünglich aus Südamerika kommt und seit einem halben Jahr auf einer irischen Mietharfe Unterricht bei mir nimmt. Sie hätte wahrscheinlich die Möglichkeit, sich eine Harfe aus Südamerika mitzubringen, wenn sie das nächste Mal ihre Familie besucht und ich möchte unbedingt vorab klären, ob ich sie weiter auf einer solchen Harfe unterrichten könnte oder ob sich diese Harfen sehr von den hier bekannten Hakenharfen unterscheiden. Dann würde ich sie unbedingt in die Obhut eines anderen Lehrers / einer Lehrerin übergeben wollen - sofern im Berliner Raum überhaupt jemand auf diesen südamerikanischen Harfen kompetent unterrichten kann. Wer kann mir weiterhelfen?
Danke und Gruß, David.

Verfasst: Do 3. Apr 2008, 19:10
von merit
Hallo David, kein anderer antwortet - jetzt tue ichs doch. Man korrigiere mich. Ich bin leider kein Spezialist für südamerikanische Harfen, schreibe aber mal auf, was mir bekannt ist.

Soviel kann ich sagen: Es handelt sich bei den meisten südamerikanischen Harfentypen (da gibt es von Land zu Land ziemliche Unterschiede) um laute Instrumente mit sehr niedriger Saitenspannung und engen Saitenabständen.
Die Dinger ähneln entfernt den in Mitteleuropa bis in die 50er von Wandermusikern gespielten Harfen. Sie erfordern m.Ea. eine ganz andere Technik als Konzertharfen und sog. irischen oder keltischen Harfen (ich nehme an, das ist das, was Du mit "irischer Harfe mit Nylonsaiten" meinst) mit recht hoher Spannung und weiten Saitenabständen. Ich würde von einem ähnlichen Unterschied wie zwischen Chello und Gambe sprechen, vielleicht noch größer - irgendwie kann man, wenn man das eine gelernt hat, auch das andere spielen, aaaaaber.... ;-)

Die Schülerin sollte sich meines Erachtens überlegen, was für Musik sie machen möchte. Eine südamerikanische Harfe ist für die dortige Musik und allerlei Experimente perfekt geeignet. Möchte die Schülerin südamerikanische Musik spielen, braucht sie einen Lehrer, der ihr die entsprechende Technik und den Stil und die Musik des jeweiligen Landes beibringen kann.

Zur Stimmung: diatonisch, in welcher Skala, weiß ich nicht genau, glaube aber C-Dur.

Zu den Halbtönen: Klappen sind selten, aber möglich. Speziell bei den paraguayanischen Harfen sind sie schwer anzbringen, weil diese mit Gitarrenmechaniken ausgestattet sind (gib mal "paraguayanische Harfe" bei google Bildsuche ein). Die meisten Spieler, die ich kenne, greifen Halbtöne mit den Fingernägeln ab.
Man kann da irre Sachen machen - auch hier ist bei Interesse ein Blick ins Netz von Nutzen - youtube.

Eine weitere Gemeinheit erwartet den europäischen Spieler südamerikanischer Instrumente: In den allermeisten Fällen ist das c blau, das f rot.

Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen. Liebe Grüße, Merit Zloch

Verfasst: Fr 4. Apr 2008, 10:27
von David
Hallo Merit -

ich habe sehr ähnliche Ausführungen von einigen anderen KollegInnen per email erhalten. Ich habe meiner Schülerin bereits Eure Erfahrungen mitgeteilt und sie hat daraufhin erst einmal Abstand von ihrer Idee genommen.

Trotzdem ist es sehr interessant, was ich im Netz zu diesem Thema gefunden habe (bei youtube gibt es einige sehens- und hörenswerte Kurzvideos von Südamerikanischen HarfenspielerInnen - zum Teil wirklich sehr virtuos und beeindruckend).

Schade, dass dieser Harfentyp hier so unbekannt ist und es zumindest im Berliner Raum scheinbar niemanden gibt, der diese Instrumente spielt oder sogar darauf unterrichten kann.

Vielen Dank Euch allen für die ausführlichen Antworten!

David.

Verfasst: Mo 7. Apr 2008, 17:19
von claireseache
lieber david,

mein harfenbauer kennt sich recht gut aus, auf diesem gebiet; ich habe ihm gerade eine email geschickt. sobald ich eine antwort bekomm, werde ich sie hier posten, auch wenn das thema für deine schüler soweit abgeschlossen, oder zumindest mal zur seite geschoben zu sein scheint

Verfasst: Mo 7. Apr 2008, 20:32
von David
Bin trotzdem sehr gespannt auf die Antwort von Deinem Harfenbauer! Vielen Dank für die Mühe!!!
David.

Verfasst: Fr 11. Apr 2008, 02:50
von claireseache
hmmm... bis jetzt habe ich leider noch keine antwort bekomen... :_sad_:

naja, der liebe hat ja auch selber mit gesundheitlichen problemen zu kämpfen, im moment.
wenn ich keine email antwort krieg, werd ich ihn im mai an den celtic days persönlich fragen.
liebe grüsse: yannick^^ (alias: claireseache)

Re: Harfen aus Paraguay / Südamerika

Verfasst: Mi 28. Okt 2009, 13:27
von andreaharp
hallo freunde temperamentvoller harfenmusik!

in berlin spielt paraguayharfe frau maria todtenhaupt, www.harfe-berlin.de, eine konzertharfenistin.
wundervolle musik kann man hören auf youtube von ismael ledesma. harfen von adelio ovelar.
harfen gibts in der schweiz über frau violeta ramos-schneider.
unterricht und harfenbau auch unter www.harfe-sanchez.de milton sanchez münchen.
gespielt hört man auch was von wilfried hacheney, jedenfalls auf youtube.

harfigst
andrea-harpassionata

Re: Harfen aus Paraguay / Südamerika

Verfasst: Mo 28. Dez 2009, 15:25
von Tara
andreaharp hat geschrieben:unterricht und harfenbau auch unter http://www.harfe-sanchez.de milton sanchez münchen.
Hihi :_cheesy_: Mit Milton hab ich vor ein paar Jahren ein paar Konzerte gemeinsam gespielt :-) ich hatte Unterricht bei ihm, und dann sind wir auch gemeinsam aufgetreten. Allerdings hab ich da Flöte gespielt, und er mich auf der Harfe begleitet.

Ein ganz, ganz lieber ist das!!!

Re: Harfen aus Paraguay / Südamerika

Verfasst: Do 29. Jul 2010, 13:51
von Llanero Daniel
Ich spiele seit 20 Jahren Venezolanische Llanero Harfe, hatte aber auch schon Paraguay und Andenharfen zu Hause - kenne mich also bestens
aus in Südamerikanischer Harfenmusik. Der etwas abschätzigen ersten Antwort zu Deinem Posting muss ich scharf entgegenhalten: die Latein-
amerikanischen Harfen sind um ein vielfaches praktischer als Konzertharfen, mit einem Gewicht von 6 - 10 Kilo gut zu transportieren und haben
einen oft traumhaften Klang - wenn richtig angezupft wird. Voraussetzung sind aber gut gepflegte Fingernägel. Da Deiner möglichen Schülerin
südamerikanische Musik wohl recht vertraut ist, ist ihr allenfalls auf jedenfall zu einer Paraguay-Harfe zu raten oder allenfalls einer Llanero-Harfe
(Eine Reise nach Venezuela ist wesentlich einfacher als nach Paraguay). Im unterschied zur klassischen Harfen-Schule muss die Schülerin aber
lernen, mit der linken Hand voll Rhytmus zu spielen - während die Rechte die Melodie spielt.

Re: Harfen aus Paraguay / Südamerika

Verfasst: Mo 17. Jan 2011, 14:08
von Karina
Hier gibt es interessante Information über südamerikanische (ecuadorianische) Harfe

http://www.arpa-ramiro-uribe.de
http://www.myspace.com/ramirouribeysuarpa
http://www.youtube.com/watch?v=-CNJTQ5vyNU